Duo d`Or:
Engelsmusik mit Flöte und Harfe
Zwar kennen sich die beiden Musikerinnen Catarina Laske-Trier und Manuela Randlinger-Bilz schon seit knapp 20 Jahren und musizierten gelegentlich auch schon zusammen. Für die Kammerkonzerte des Sinfonieorchesters Wuppertal aber kamen sie zu zweit als Ensemble nicht in Frage. Die waren geplant für mindesten drei Instrumente. Im Herbst 2018 jedoch kam es dann doch zu einem Konzert in der Langerfelder „Bandfabrik“ mit seinem kleinen Konzertsaal. Von der wunderbaren Atmosphäre und Stimmung und der Begeisterung des Publikums dort sehr angetan, beschlossen die beiden, als Duo weiter zusammen zu spielen. Tobias Deutschmann - der ehemalige Kapellmeister an der hiesigen Oper und inzwischen weithin bekannte Bandleader, mit seiner Band einer der gefragtesten Musical Directors und Keyboarder/Pianisten im Showbusiness - hatte ihr Konzert gehört und sie Hapag Lloyd empfohlen, wo man damals gerade das Programm für eine Kreuzfahrt mit der Europa 2 entlang der norwegischen Küste plante. Da kamen die beiden gerade recht und berichten: „In Windeseile haben wir einen Namen gesucht, gefunden, die Werbetrommel gerührt mit einem Konzert im Kronleuchterfoyer der Barmer Oper und eine Webseite geschaltet. Unterstützt von Freunden und Fans konnten wir unsere erste CD produzieren“.
Beim Kreuzfahrtpublikum waren die Instrumentalistinnen mit ihren goldenen Instrumenten inzwischen unter dem Namen Duo d`Or höchst willkommen. Von der Reederei zunächst als nachmittägliche Hintergrundmusik („Kaffeehausmusik“) geplant, verlangten die durchaus anspruchsvollen Gäste, nach dem sie Proben miterlebt hatten, Konzerte im „Theater“ des Schiffs, einem Saal für ca. 200 Zuhörer mit Bühne. „Während der 14 Tage auf See ergaben sich wunderbare Kontakte zwischen dem Publikum und uns“ erzählen sie. „Unser Konzerte dauerten jeweils ca. eine Stunde; Originalliteratur gibt es ja genug für diese Besetzung, dazu viele Bearbeitungen“.
Das berühmteste Konzert für diese beiden Instrumente ist das Konzert für Flöte, Harfe und Orchester KV 229 des damals 22jährigen Wolfgang Amadeus Mozart. Er hatte es aus Geldmangel in Paris für einen Adligen und dessen Tochter geschrieben. Pech war nur, daß der Graf nicht bezahlen wollte. Dafür, daß Mozart beide Instrumente eigentlich nicht mochte, sich außerdem in Paris übel fühlte wie unter lauter „viehern und bestien“, ist ein selten elegantes, geniales Werk entstanden, welches auch nach 200 Jahren das reinste Vergnügen bietet. „Wir beide haben das das Konzert bearbeitet und allein für unsere Instrumente eingerichtet; denn ein Orchester stand uns selbst auf der Europa, auf der es sonst fast alles gibt, nicht zur Verfügung.“ Im 18. Jahrhundert ersetzte die Harfe bei der Begleitung von Soloinstrumenten oft das Cembalo oder Klavier. Die flotte Flötensonate g-moll (BWV 1020) von Johann Sebastian (oder doch von seinem Sohn Carl Philipp Emanuel Bach?) ist ein Beispiel dafür.
Francois Joseph Naderman (1781-1835) stammte aus einer berühmten Harfenbaufamilie, der die Harfe das Nadermann-Pedal verdankt. Damit wird durch Fußarbeit die Stimmung des Instruments schnell geändert und werden die Spielmöglichkeiten erweitert. Die Familie war aus dem Paderborner Land nach Paris ausgewandert, wo Francois die Harfenklasse am Pariser Konservatorium begründet und auch etliches für sein Instrument komponiert hat, was der berühmte Flötist Jean Louis Tulou für Duo bearbeitete. Des Spätromantikers Joseph Lauber (1864-1952) vier mittelalterliche Tänze gehören ebenso zum Repertoire wie Variationen von Rossini. Die Kombination der beiden Instrumente wurde neu entdeckt in der spätromantisch-impressionistischen Musik (Gabriel Fauré original für die Besetzung Fantaisie op. 79, Camille Saint-Sans, Claude Debussy, Maurice Ravel oder auch Jacques Ibert mit dem berühmten Entr´acte.). Nino Rota (1911-1979), der große Komponist berühmter Filmmusiken (u.a. „Der Pate“) liebte die Harfe und komponierte dafür. Temperament und Rhythmus eines Astor Piazzolla zeigen, daß die seit König David und dem ersten namentlich bekannten Flötisten König Cheops aus Ägypten wahrhaft königlichen Instrumente auch im 20. Jahrhundert ihre Wirkung nicht verfehlen. Als sich auf dem Schiff vor Norwegen ein Ehepaar zur Goldenen Hochzeit Schuberts „Leise flehende Lieder“ wünschte, „haben wir schnell das berühmte Lied für uns eingerichtet und dem Jubelpaar als Ständchen dargeboten. Welch ein Vergnügen“, erzählen die beiden. Inzwischen hat der aus Wuppertal stammende und früher in St. Antonius dort tätige Komponist und Kirchenmusiker Christoph Ritter den beiden ein Stück geschrieben und gewidmet. Sehr gerne möchten sie als Duo mit Sinfonieorchester ein zeitgenössisches Konzert Großen Saal der Historischen Stadthalle uraufführen, wenn es denn erst komponiert wäre.
Wer sind die beiden Musikerinnen: Catarina Laske-Trier studierte Querflöte in München und Salzburg, spielte im europäischen Gustav Mahler Jugendorchester unter Claudio Abbado und Franz Welser-Möst, im Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks, als Soloflötistin im Philharmonischen Orchester Augsburg und ist seit 2002 jetzt als Soloflötistin im Sinfonieorchester Wuppertal engagiert. Manuela Randlinger-Bilz studierte in Würzburg, wurde schon als Studentin vom Orchester des National-Theaters Mannheim engagiert, erhielt verschiedene Förderpreise und hält seit 2002 die Position der Soloharfenistin im hiesigen Orchester Seit 2015 spielt sie regelmäßig im Bayreuther Festspielorchester unter den berühmtesten Dirigenten.
Nach der Kreuzfahrt wurden die beiden im Bergischen Land mit Konzerten und Rezensionen ihrer wunderbaren CD in den Musenblättern (www.musenblaetter.de) bekannt. Beim letzten Auftritt vor Corona lauschten anläßlich einer Vernissage (Fotoausstellung zum 10-jährigen Todestag von Pina Bausch in der Gemeinschaftspraxis Bergstraße) ca. 200 Zuhörer dem Duo. Nach Ausbruch der Pandemie gab es viele Absagen und nur wenige Konzerte mit erheblich reduziertem Publikum. Natürlich leiden die Musikerinnen unter den Einschränkungen durch Corona, auch als Mütter je zweier heranwachsende Kinder und deren Schulausfall betroffen. Letzte öffentlich Auftritte mit dem Wuppertaler Sinfonieorchester fanden zuletzt vor Monaten statt: im Herbst zwei Sinfoniekonzerte in der Stadthalle, „Zauberflöte“ in der Barmer Oper. Das gemeinsame Musizieren inklusive gemeinsamer Atmung und Kommunikation aus dem Augenwinkel mit den Kollegen auf der Bühne oder in noch größerer Nähe im Orchestergraben fehlt, wie natürlich auch die künstlerische Zwiesprache mit dem Publikum, welches durch seine gespannte Aufmerksamkeit das Orchester inspiriert. Videoaufnahmen können den Kontakt in Anwesenheit nicht ersetzen, aber das Publikum doch teilhaben lassen an musikalischen Aktivitäten. 20.000 Zuhörer aus der ganzen Welt waren beim Videokonzert zweier Stars der Metropolitan Opera New York im großen Saal der Historischen Stadthalle zugeschaltet. Das Sinfonieorchester Wuppertal hat immerhin versucht, ein Weihnachtskonzert zu streamen, wobei aber das Programm mit dem eines Neujahrskonzertes verwechselt wurde und Unbeteiligte durchs Bild liefen. Die Gesamtaufnahme der fünf Klavierkonzerte Beethovens unter der scheidenden Generalmusikdirektorin Julia Jones wurde wegen Corona-Einschränkungen nicht fertiggestellt. Dabei könnte die Online Präsenz inklusive auch der wunderbaren Akustik des Großen Saals der Stadthalle mit relativ einfacher Technik (zwei Mikrofone mit Kugelcharakteristik in AB-Stereophonie) sehr gut und kostengünstig erfaßt werden. Orchester der umliegenden Städte machen im übrigen vor, was mit ausgeklügeltem betriebsärztlichem Arbeitsschutzkonzept möglich ist.
Technisch halten sich Flötistin und Harfenistin fit, erfordern diese beiden Instrumente mit ihrer entmaterialisierten Tonansprache, also ohne Rohrblatt und ohne Zupfkiel (Cembalo) oder Hämmerchen (Klavier) besondere Zuwendung. „Die Hornhaut meiner Fingerspitzen darf nicht verschwinden“, meint die Harfenistin. „Instrumentalunterricht per Video erteilen wir. Das ist aber eine Herausforderung für Schüler und Lehrer und wahrscheinlich keine Dauerlösung“. Flötenunterricht per Video sei allerdings fast nicht richtig möglich. Kürzlich nahmen die beiden gemeinsam einen Videoclip für Youtube im wunderbaren Mendelssohn-Saal der Stadthalle auf. Hörgenuß und Augenweide. Wir können nur hoffen, daß musikalische Erlebnisse dieser Art dank Vernunft und Impfung mit geeigneten Impfstoffen eines Tages wieder leibhaftig stattfinden können.
Duo d`Or
Catarina Laske Trier-Flöte, Manela Randlinger-Bilz – Harfe
fitschgetau-recording: Duos für Flöte und Harfe, 1 CD. 74 min. Aufnahme am 08.-10.05.2019 in der Immanuelskirche Wuppertal-Barmen. Tonmeister Paul Galke. Diese CD ist bei Landsiedel-Becker und über https://www.duodor.de/ zu erhalten
|