Shakespeare-Festival in Neuss trotzt Corona

Neun Ensembles mit elf Inszenierungen auf der Freiluftbühne

von Andreas Rehnolt

Foto © Christoph Krey

Das Neusser Globe-Theater kann wegen der Corona-Pandemie nicht bespielt werden

Neun Ensembles aus Deutschland, Belgien, Österreich, England
und der Türkei bringen daher elf Inszenierungen auf die Freiluftbühne

Neuss - In diesem Jahr gibt es Shakespeare-Open-Air am Neusser Globe Theater an der Rennbahn. Insgesamt 21 Veranstaltungen werden vom 16. Juni bis zum 2. Juli  geboten. Neun „fahrende Truppen“ aus Belgien, Österreich, England, der Türkei und natürlich Deutschland spielen im Shakespeare-Garden am Nachbau des Londoner Globe-Theaters. Der achteckige hölzerne Theaterbau selbst  kann - wegen der andauernden Coronapandemie - nicht bespielt werden, hieß es am Freitag bei der Präsentation des Programms. Im vergangenen Jahr - mußte der sonst als Shakespeare-Festival firmierende über Deutschland hinaus bekannte Kulturhöhepunkt der Stadt Neuss - ebenfalls wegen des Corona-Virus ausfallen.

Der bunte Reigen beginnt am 16. Juni mit einer Melange des Rheinischen Landestheaters: In Shakespeare’s „Love but Marriage“ verbindet der schweizerische Regisseur Tom Gerber nach den Worten des in diesem Jahr scheidenden Festivalleiters Rainer Wiertz geschickt verschiedene Motive aus dem „Sommernachtstraum“ und der „Widerspenstigen Zähmung“ zu einer turbulenten Kombi-Komödie. Das Neue Globe Theater aus Potsdam bringt am 18. Juni die Brecht’sche Fassung von Christopher Marlowes spannendem Drama Leben Eduards des Zweiten von England auf die 6x8 Meter große Open Air Bühne am Neusser Globe

Tags drauf entfesselt das Globe Ensemble Berlin mit dem „Sturm“ Naturgewalten in Shakespeares Garden. Die späte Romanze vom visionären Zauberer Prospero wird  in dieser Fassung laut Wiertz zu einer Auseinandersetzung mit der Globalisierung, den Konflikten zwischen Zivilisation und Natur, unterdrückerischen Mächten und gerechter Herrschaft. Die Salzburger Theaterachse kommt am 24. und 25. Juni mit „Viel Lärm um Nichts“ nach Neuss: Spritzige Wortgefechte junger Liebespaare, die zum Teil noch nichts von ihrer Zuneigung wissen, und eine häßliche Intrige münden in ein Happy End, das sich seines Beifalls sicher sein kann.

Die Bremer Shakespeare Company ist mit zwei Inszenierungen in Neuss zu sehen: Der poetisch-anrührenden Neuproduktion vom „Wintermärchen“ am 26. Juni sowie dem hochaktuellen „Coriolanus“, der im Zusammenspiel mit dem Tiyatro BeReZe aus dem türkischen Istanbul am 28. und 29. Juni zweisprachig aufgeführt wird. Dabei sieht Wiertz durchaus politisch heutige Bezüge zur gegenwärtigen Situation in der Türkei. Geht es in dem um das Jahr 600 vor Christus spielenden Stück doch unter anderem auch um die Durchsetzung der Tyrannei und um die Macht des Militärs.

Mit zwei urkomischen Inszenierungen geht der Shakespeare Garden zu Ende: Dem „Macbeth“ der HandleBards-Damen aus London (30. Juni und 1. Juli) und der quirligen Posse der Shakespeare Zeitgenossen Francis Beaumont (1584-1616) und John Fletcher (1579-1625) – mit dem Titel „Der Ritter von der flammenden Mörserkeule“ wurde vom Theater Poetenpack Potsdam „wiederentdeckt“ (2. Juli) . Die Veranstaltungen werden open air unter Einhaltung der dann aktuellen Hygieneauflagen durchgeführt. Statt wie sonst 500 Zuschauer können - coronabedingt - diesmal nur jeweils 200 Shakespeare-Freunde pro Vorstellung dabei sein. Die Veranstalter hoffen auf gutes Wetter und eine bis dahin „stabile Corona-Situation“, die die tatsächliche Durchführung des Shakespeare-Gardens erst möglich macht.