Eine Geschichte der brasilianischen Musik
Es gibt wohl keine Erfindung oder sollte man sagen: Schöpfung im Bereich der populären Musik, die neben dem Rock `n´ Roll die Entwicklung der Musikkultur so nachhaltig beeinflußt hat, wie die brasilianische Bossa Nova. Damit ist nun nicht nur die Pop-Musik gemeint, denn besonders der Jazz hat davon profitiert, daß junge Brasilianer ihr Lebensgefühl von den 1950er Jahren an in dieser neuen Form ausdrückten. Dazu kommt, daß es aber auch kaum eine Sprache auf dieser Erde gibt, die so musikalisch und elegant ist, wie das brasilianische Portugiesisch, das sich den Klängen und Linien der Bossa Nova derart geschmeidig und zärtlich anschmiegt. Und wie bedeutend diese lebensbejahende Musik ist, zeigt sich ganz besonders derzeit durch unerhört viele Veröffentlichungen der unterschiedlichsten Labels: Re-Issues, begabte Newcomer, große Combacks, gelungene Compilations für Lounge und Party und auch mißlungene Versuche der "Verbesserung" sind in Hülle und Fülle vorhanden.
Einer, der die Welt der Bossa Nova aus dem ff. kennt, weil er in ihr lebt und groß geworden ist, hat ihre Geschichte und Geschichten aufgezeichnet und bereits 1990 unter dem Titel "Chega de Saudade" in Brasilien herausgegeben: Ruy Castro, Journalist, Buchautor und intimer Kenner der Szene. Ihm hatten sich während seiner akribischen Recherchen und bei Hunderten von Gesprächen und Interviews, in denen er 18 Monate lang dem Thema nachhaltig auf den Grund ging, die Türen und Erinnerungen von Protagonisten, Schubladen und Archive von Sammlern, Musikern, Labels und Agenten und die Herzen seiner Gesprächspartner freimütig geöffnet. Als Ergebnis konnte er ein Standardwerk vorlegen, wie es bislang einzig in seiner Art ist. Vom Verlag Koch International/Hannibal unter die Fittiche genommen und von Nicolai von Schweder-Schreiner aus dem Brasilianischen übersetzt, liegt das Buch seit 2006 auch in deutscher Sprache vor. Mit seiner umfangreichen Auswahl empfehlenswerter Schallplatten, raren Fotos, Übersichtskarten von Rio de Janeiro und São Paulo und dem sorgfältig aufgeschlüsselten Index sollte es auf keinen Fall in einer wohlgeordneten Musik- Bibliothek fehlen. Ruy Castro erzählt die Geschichte der "Música popular brasileira" farbig, ausgesprochen unterhaltsam - und dreht das Rad der Zeit so fesselnd und informativ zurück, daß die Lektüre von "Bossa Nova - The Sound of Ipanema" zum intensiven Erlebnis wird. Man versinkt darin und wäre zu gerne in den 50ern und 60ern selber in
Die ganz Großen des internationalen Showbiz und Jazz gingen bescheiden in Brasilien noch einmal in die Lehre und profitierten davon. Stan Getz und Charlie Byrd gaben dem Jazz einen genialen Impuls mit ihrem unerreichten Album "Jazz Samba", Frank Sinatra, der unangefochten größte Crooner, ließ sich von Tom Jobim Tempi und Sound erklären und Ella Fitzgerald, Toots Thielemans, Sammy Davis jr., Lalo Schifrin, Herbie Mann und wohl alle Hit- und Jazz- Komponisten dieser Zeit des Erwachens nahmen Sound, Rhythmus und Gefühl der Bossa Nova auf. Die Zahl der in Brasilien und international unter dem brasilianischen Einfluß enststandenen großartigen Alben ist Legion. Das Erbe wird von Nachkommen der Bewegung angetreten und von
Die CD zum Buch enthält zu den 29 teils bisher auf CD nicht erschienenen Stücken von internationalen und bislang nur national in Brasilien bekannten, nichtsdestoweniger hervorragenden Bossa Nova- Interpreten eine Menge interessanter Informationen und einige rare Fotos aus den Archiven von Universal und Hannibal, die damit ein vorbildliches Gemeinschaftsprojekt auf die Beine gestellt haben. Die aktualisierte Neuauflage 2011 ist jetzt zu haben. |
Ruy Castro
Bossa Nova The Sound of Ipanema © 2006/2011 Koch International/Hannibal 424 Seiten mit Fotos, Karten, Auswahldiskografie, Literaturhinweisen und Index
Leinen mit Schutzumschlag 29,99 € Weitere Informationen unter: www.hannibal-verlag.de
Die CD zum Buch:
Bossa Nova
The Sound of Ipanema Zusammengestellt von Ruy Castro Produziert von Universal Jazz Germany © + (P) 2006 Boutique/Universal Titel: 1. João Donato: "Minha Saudade" 2. Lucio Alves: "Menina Feia" 3. Os Cariocas: "Vou te Contar" 4. Os Cobras: "The Blues Walk" 5. Sylvia Telles: "Samba de Uma Nota Só" 6. João Gilberto: "O Pato" 7. Carlos Lyra: "Canção que Morre no Ar" 8. Maysa: "O Amor que Acabou" 9. Baden Powell: "Saudade de Bahia" 10. Doris Monteiro: "Olhou pra Mim" 11. Antonio Carlos Jobim: "Chega de Saudade" 12. Lucio Alves/Sylvia Telles: "Esse Seu Olhar"/Só em Teus Braços" 13. Dick Farney/Norma Bengell: "Você" 14. Nara Leão: "Nega Dina" 15. Tamba Trio: "Tamba" 16. Gary McFarland: "La Vie en Rose" 17. Astrud Gilberto: "Photography" 18. Jorge Ben: "Tim Dom Dom" 19. Quarteto Em Cy: "Apelo" 20. Rio 65 Trio: "Tem Dó" 21. Emilio Santiago: "Tristeza de Nós Dois" 22. Os Gatos: "E Nada Mais" 23. A.C. Jobim & Edu Lobo: "Pra Dizer Adeus" 24. Sérgio Mendes & Brasil ´66: "The Frog" 25. Brigitte Bardot: "Maria Ninguém" 26. Moacis Santos: "Coisa no. 8 (Navegação)" 27. Nara Leao: "O Barquinho" 28. Os Cariocas: "Vê" 29. Joye/Johnny Alf: "Céu e Mar" |