Regenlied

von Werner Bergengruen

Foto © Herribert Börnichen
Regenlied

Es rauscht und grünt vom Regen
es rauscht und grünt vom Wein.
Die Götter wolln zugegen
in Wein und Regen sein.

Wo sich aus dürren Schollen
der letzte Saft verlor,
da bricht es wild in vollen,
verzückten Trieben vor.

Die Götter werden reifen
ihr grünes Labyrinth,
bis daß der kahlste Streifen
von Öl und Weine rinnt.

Die frischen Halme schwanken,
von süßer Feuchte schwer.
Schon schlingen sich die Ranken
verworren um mich her.

Und wie die Tropfen gleiten,
so schwillt es im Geblüt,
von grünen Trunkenheiten
und Goldgewirr umsprüht.


Werner Bergengruen