Daddeldu, ahoi!
Robert Sernatini hat sich zum 125. Geburtstag des Dichters, Malers und Artisten Joachim Ringelnatz (d.i. Hans Bötticher) in Bibliotheken und im Musenblätter-Archiv mit großem Vergnügen über dessen Werk hergemacht. Von seiner Entdeckungsreise durch die mannigfaltige Welt der Ringelnatz-Veröffentlichungen hat er eine kleine Auswahl mitgebracht. Die möchten wir Ihnen, liebe Leser ans Herz legen. Einiges ist so oder in ähnlicher Form noch im Sortiment zu haben - anderes findet sich im Antiquariat. Die Suche lohnt!
...und immer steht er neben mir!
Joachim Ringelnatz, am 7. August 1883 im sächsischen Wurzen geboren, war ein Geschenk an die deutsche Literatur. Der Schiffsjunge und Trafikant, Brettl-Dichter und Seemann, Maler und Kommis, Säufer und Poet hat uns Prosa und Gedichte von einer Weisheit und einem Humor hinterlassen, wie man sie nur sehr, sehr selten findet. Schon als Schüler habe ich seine Gedichte entdeckt, den Seemann Kuttel Daddeldu und den Fürsten Wittgenstein, die Reisegedichte und Flugzeuggedanken, seine Ironie und oft unverhohlene Erotik in vielen seiner Texte. Ringelnatzens Melancholie, die mit saftiger Lebensfreude im Handumdrehen wechselte, seine derben Worte gegen Deutschtümelei und seine zarten für die Liebe sprachen und sprechen Fühlende aller Generationen an. Ringelnatz war erfolgreich auf deutschen Kabarett-Bühnen und als Autor des "Simplicissimus", aber er starb arm und krank - ein Mensch, der so vielen Freude und Einsichten geschenkt hatte, verkümmerte unter den Augen derer, die ihn zuvor gefeiert hatten, nachdem er von den Nazis ein Auftrittsverbot bekam, ja sogar in Dresden bei seinem letzten Auftritt von der Bühne geholt wurde. Als er 1934 nach einem kurzen Gastspiel in Zürich an Lungentuberkulose starb, war Hans Bötticher erst 51 Jahre alt und völlig verarmt. Auch eine Sammelaktion seiner Freunde, allen voran der Verleger Ernst Rowohlt und die Schauspielerin Asta Nilesen, konnte ihn nicht mehr retten.
Heute hat sein Name den Rang, der ihm schon immer gebührte, wird seine Literatur millionenfach verlegt, werden seine Texte von namhaften Sprechern und Schauspielern interpretiert: Willy Reichert, Walter Giller, Otto Sander und Harry Rowohlt gehören dazu. Es gibt sie alle auf CD, wie auch einen, der sich "Nagelritz" nennt, eigentlich Dirk Langer heißt und Ringelnatzens kongenialer Erbe ist. Seine CD mit Ringelnatz-Vertonungen bekommen sie über seine Heimseite.
Der beste überhaupt war und ist aber bis heute unerreicht der unvergleichliche Günther Lüders (1905-1975), der für die Interpretation des Ringelnatzschen Werks für alle Zeiten Maßstäbe gesetzt hat. Seine CD "Günther Lüders spricht Ringelnatz und Morgenstern" ist recht preiswert bei diversen Internet-Anbietern zu haben. Eine Empfehlung, die ich Ihnen sehr ans Herz legen möchte.
Die Bücher, die ich Ihnen oben vorgestellt habe, sind natürlich nur ein kleiner Ausschnitt aus der unerhört großen Palette der antiquarischen Ringelnatz-Literatur. Ihr Sortimenter hat viele aktuelle und auch preiswerte Ringelnatz-Ausgaben, vom Auswahl-Bändchen bis zur Gesamtausgabe für Sie im Angebot. Gönnen Sie sich zum 125. Geburtstag des sympathischen Dichters etwas davon!
In den Musenblättern finden Sie bereits einige Ringelnatz-Gedichte, andere werden folgen. Für heute verabschiede ich mich mit "Mannheim" und "Es lohnt sich doch":
Weitere Informationen unter: ringelnatz-verein.de www.ringelnatzjahr2008.de www.ringelnatzstiftung.de cux-info.eu Redaktion: Frank Becker |