Heute geht noch was

von Detlef Färber

Detlef Färber - Foto © Silvio Kison
Heute geht noch was
 
Furioser Start in den Morgen: Raus aus dem Haus mit vollem Schwung. Dann im letzten Moment die Blitzidee: Kehrtwendung auf dem Hacken. Aber Pech: auf der Straße ist Winter mit Blitzeis. Und einem Blitzsturz meinerseits: So ein Scheiß! Doch dann sofort das Glücksgefühl: Geil, die Knochen sind heil! Und die Riesenchance ist da, alles noch mal auf Los zu stellen. Ja, heute geht noch was!
       Also zurück zur Haustür und kurze Inventur: Alles da? Alles an? Alles zu? Sicher doch. Aber trotzdem mal an der Tür klinken? Na, war ja klar: Nicht rumgeschlossen! Kann aber passieren, ohne Brille. Eben, wo ist die denn? Liegt noch oben. Jetzt wird's knapp mit der Zeit. Wie spät? Ach so, die Uhr! Wo liegt sie nur? Also zurück zu ihr im Sprintertempo! Dumm nur, wenn die Füße noch in Pantoffeln stecken. Wo sind die Schuhe? Und wieso hab' ich sie nicht an? Ja, das sind sie, diese kleinen Wackler beim Start in den Morgen. Zum Glück hat das alles nichts mit Vergeßlichkeit zu tun!
       Also dann: die Treppe hoch! Was hat noch gleich gefehlt? Stock, Hut, Gesangbuch, war die Faustregel von Opa. Oder von Opas Opa. Und meine? Ich brauche keine, denn keine halbe Stunde Suche, und schon ist alles da: Ich mach mir die Uhr um, zieh' die Schuhe an und setz' die Brille auf. Dann noch der allmorgendliche Blick in meinen Ausweis: Mit wem hab' ich´s heute zu tun? Ah ja, mit mir. Perfekt! Und nun mit aufer Brille, umer Uhr und anen Schuhen laß ich die dann - so hoff' ich - zue Haustür hinter mir und starte hochdynamisch in den Tag. Jetzt Vorsicht, Welt: Der Pedant kommt gerannt!
       Und ganz klar: Er hat alles dabei.
 

© Detlef Färber