Darauf hat die Welt gewartet

Ihr wißt wohl, wen ich meine - Gedichte von Friederike Kempner - gelesen von Katharina Thalbach

von Frank Becker

„Ihr wißt wohl, wen ich meine“
Gedichte von Friederike Kempner
 
Gelesen von Katharina Thalbach
Musik von zeitblom


Darauf hat die Welt gewartet
 
Unnütz lyrisches Gesinge/Unnütz lyrisches Geklinge / Gehst Du mir nicht aus dem Sinn / Schreib´ ich auf´s Papier Dich hin.“
Mit diesen ach so wahren Worten der Dichterin selbst, die als „Schlesischer Schwan“ zwar nicht in die Literaturgeschichte eingegangen ist, dennoch aber durch ihre ungewollte Komik eine bemerkenswerte Popularität erfahren hat, eröffnet die Schauspielerin Katharina Thalbach ihre dreiviertelstündige Lesung von Gedichten dieser skurrilen Erscheinung am Lyrik-Himmel.
 
Kein seriöses Literaturlexikon verzeichnet Friederike Kempners Namen, keine ambitionierte Lyrik-Anthologie hat ihre Werke aufgenommen und wohl niemals hat jemand ohne Schmunzeln ihre Verse im Munde geführt. Wir haben als Jugendliche vom schmalen Taschengeld preiswerte Ausgaben ihrer Gedichte gekauft, uns gegenseitig vorgelesen und uns scheckig gelacht. Und doch: ganz heimlich haben wir das Herzblut gefühlt, mit dem sie ihre Ergüsse zu Papier gebracht hat. Wir werden wohl gespürt haben, welche Sehnsucht, welch unerhörtes Verlangen in diesen schlichten, oft schwülstigen Versen steckte.
 
Genau hier setzt Katharina Thalbach mit ihrer Interpretation der Kempnerschen Werke sensibel an. Ernsthaft, ohne Häme und ohne  unnötige Überzeichnung läßt sie an den Gedanken und Gefühlen der außergewöhnlichen Dichterin teilnehmen, leistet einen nicht zu unterschätzenden Beitrag dazu, Kempner vielleicht doch noch einen kleinen Ehrenplatz in einer Nische des lyrischen Olymp zu verschaffen. Die überleitende Musik von zeitblom leistet ein übriges, schafft zu den Worten eine merkwürdige elektronische Spannung, weit ab von Kitsch und Schwulst, spannt einen gelungenen Klang-Bogen über knapp 150 Jahre und gibt der Lesung ein raffiniertes Gerüst.
 
„Einen Vers hast Du bestellt / Poesie scheint Deine Welt / Denn wer selber Poesie / Liebet und verehret sie.“
(Friederike Kempner)
 
Ihr wißt wohl, wen ich meine
Gedichte von Friederike Kempner - gelesen von Katharina Thalbach
Musik von zeitblom
Eine Produktion von Florian Matzku
© 2005 MSB Matthes & Seitz Berlin
49 poetische Texte (alle im booklet abgedruckt) von Friedrike Kempner (1828-1904) mit musikalischen Überleitungen von zeitblom
Gesamtzeit:  43:16
Weitere Informationen unter:  www.matthes-seitz-berlin.de   -   www.zeitblom.de