Eine Dreiviertelstunde Genuß pur

Joscho Stephan Quartett – „Christmas Songs“

von Frank Becker

Morgen kommt der Weihnachtsmann
(you better watch out…)
 
Gypsy-Christmas-Swing mit Joscho Stephan
 
Mit Spekulatius, Marzipanbroten und Zimtsternen in den Supermarktregalen ist es nicht mehr zu übersehen: Die Weihnachtszeit kündet ihr Kommen, und mit ihr all das, was dazu gehört. Für mich ist das vor allem die Musik, die auf diese gemütliche, besinnliche Zeit zugeschnitten ist, sei sie weltlich modern wie „White Christmas“ und „The Christmas Song“ oder traditionell christlich wie „Ihr Kinderlein, kommet“ oder „Leise rieselt der Schnee“. Ob man nun an den Weihnachtsmann, das Christkind,an Santa Claus oder gar nichts glaubt, spielt keine Rolle – die Stimmung der Weihnachtstage fängt jede(n) unwillkürlich ein.
       Für mich kam der Weihnachtsmann schon jetzt „drauß´ vom Walde her“ mit einer der schönsten Weihnachtslieder-CDs, die man derzeit bekommen kann: „Christmas Songs“ vom Joscho Stephan Quartett, „und ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr“.
 
       Die Lieder sind heutzutage wohl jedem Menschen bekannt, man kann sie mitsingen oder wenigstens mitsummen. Wie sie aber Joscho Stephan für dieses gypsy-jazzige Album arrangiert hat ist ein völlig neuer Ohrenschmaus. Mit ein paar Zuckerln in seinem Opener „Christmas Createur“ – in der Gastronomie nennt man das Gruß aus der Küche - macht er mit Geschmacksproben aus Jingle Bells, Glory Halleluja und Morgen kommt der Weihnachtsmann Appetit auf das Folgende - und das ist ein erlesenes Zwölf-Gänge-Menü geworden. Have Yourself A Merry Little X-mas swingt nach sanfter Solo-Einleitung der Gitarre und ebensolchem Einstieg der bewährt gefühlvollen Violine Sebastian Reimanns wie es sich für guten Zigeuner-Jazz gehört. Da können wie beim zitatengespickten Ihr Kinderlein kommet die Füße nicht ruhig bleiben. Torsten Goods, Sänger und Gitarrist– wir kennen ihn ja auch schon als Gast bei Roman und Julian Wasserfuhr und bei Stephanie Lottermoser – bringt in Winter Wonderland den Schmelz des Crooners mit und ergänzt das bei Santa Claus is Coming to Town mit brillantem Spiel auf der Gitarre. Für White Christmas hat sich Joscho Stephan den Spaß erlaubt, von Elvis Presley den Eingangsakkord von Elvis Presleys Don´t Be Cruel auszuleihen. Danach spielen er und Reimann sich den Ball zu. Maria kann auch mal leise swingend durch den Dornwald gehen, lernen wir in dem federleichten Medley Maria / First Noel. Daß der Schnee im Gypsy-Sound funkelt und nicht nur leise fällt, verdanken wir einem wundervollen neuen Arrangement, das unter die Haut geht. Gemütlich und raffiniert brummelt Stefan Bergers gestrichener und gezupfter Kontrabaß in Jule Stynes Let It Snow, und The Christmas Song ist ein Paradestück für Reimanns Violine in das Joscho Stephan sensibel und virtuos einsteigt. Der US-Hawaii-Klassiker Mele Kalikimaka, den Bing Crosby ebenso wie White Christmas groß gemacht hat, begrüßt den Kabarettisten und Gitarristen Willy Astor als Interpreten seines eigenen originellen Textes, und den hinreißend temperamentvollen Schluß machen mit dem Joscho Stephan Quartett die Musiker der Holzblas-Band „Wildes Holz“ mit einem virtuosen Gloria in excelsis Deo.
 
Das ist eine Dreiviertelstunde Genuß pur, die unser Prädikat, den Musenkuß bekommt.
 
Joscho Stephan Quartett – „Christmas Songs“
© 20217 MGL Musik Produktion
Joscho Stephan (g) – Sebastian Reimann (vl) – Sven Jungbeck (rhyhm g) – Stefan Berger (b)
Gäste: Torsten Goods (voc, g 4, 7) – Willy Astor (voc 11) – WildesHolz (11)
 
1. Christmas Createur - 2. Have Yourself A Merry Little X-mas - 3. Ihr Kinderlein, kommet - 4. Winter Wonderland - 5. White Christmas - 6. Maria - First Noel - 7. Santa Claus is Coming to Town - 8. Leise rieselt der Schnee - 9. Let it Snow - 10. The Christmas Song - 11. Mele Kalikimaka - Aloha auf Hawaii - 12. Gloria in excelsis Deo
 
Gesamtzeit: 43:08
 
Weitere Informationen: www.joscho-stephan.de