Gott *

von Erwin Grosche

Foto © Harald Morsch

Gott *
 
War man sich früher sicherer für wen Gott da ist, will man es nun noch einmal ganz deutlich machen für alle, die sich fragen, ob er der richtige Vertreter für ihre persönlichen Sorgen ist. Die Katholische Studierende Jugend (KSJ) in Paderborn schreibt „Gott*“ ab jetzt mit einem Gendersternchen. So modern dieser Vorschlag auch ist, gibt es schon seit Jahren in Paderborn „Taxi Stern“, der damit auch signalisieren will, daß sich alle Fahrgäste bei ihm wohlfühlen sollen, wenn sie nicht die Sitzbezüge vollkotzen. Auch die drei Weisen aus dem Morgenland, die plötzlich im Stall von Bethlehem mit Gold, Weihrauch und Möhre auftauchten, folgten dem Stern. Mein Computer wollte gar keine Datei unter diesem „Gott*“ anlegen, sondern sperrte sich mit dem Hinweis: „Es wurden keine Suchergebnisse gefunden.“ Hallo? Habe ich einen atheistischen Computer oder findet er Gott selbst dann nicht, wenn man ihm anstatt einem Sternchen eine Kuhglocke umhängen würde? Erstaunte mich an dem Tag meine Zeitung schon mit den Schlagzeilen, daß der Karneval vor dem Start gestoppt wurde und daß Upskirting, das Fotografieren unter den Rock, verboten wird, gab mir diese Nachricht doch zu denken: „Wie Gott zu Ihnen ist, muß er nun auch zu mir sein.“ Natürlich gibt es Gläubige, die solchen Neuerungen skeptisch gegenüberstehen. Eine Nachbarin sagte mir: „Ich kann mir keine Doppelnamen merken und tue mich schon schwer einen „Accent aigu“ über einen Buchstaben zu setzen.“ Früher wurde ein * nach einem Namen gesetzt und konnte dann unten lesen: „Alter Sternenerfinder mit weißen Haaren“ Später verwandelten sich Zahlen automatisch in Sterne, wenn man bei Linnemann an der Kasse seine Geheimnummer eingab, um sich eine Bibel kaufen zu können. Heute gibt man jemanden bei Amazon 5 Sternchen, wenn man ihn ganz lieb hat. Nun ist auch Gott an der Reihe Flagge zu zeigen, als wenn er schon jemals jemanden ausgeschlossen hätte. Wie wäre es denn, wenn wir uns alle mit einem Sternchen schmücken? Wir könnten dann allen zeigen, daß wir auch anders sind als nur Mann, Frau und einsam. Wir sind doch offener für alles als man denkt. Erwin* liest die NW* und ißt dabei einen leckeren Apfelkuchen* von Weyhers*. Ich habe jetzt mal an einen anderen Gott geglaubt, nur so zum Spaß, und was soll ich sagen, es ging auch. Armer Gott, was sich alle einfallen lassen, um Dich passend zu präsentieren. Mir fällt da immer die Geschichte vom Berg ein, der gefragt wird. „Lieber Berg, man besteigt dich, man bebaut Dich. Man besingt Dich, man belacht dich. Man besucht dich, man bewundert dich. Man haßt dich und man liebt dich. Stört dich das nicht?“ Und da schaut der Berg den Fragenden an und sagt. „Ich bin der Berg.“ Am Schluß möchte ich noch etwas Schönes erzählen. Die St. Sebastian-Schützenbruderschaft Dörenhagen* frischten die Farben der Marienstatue am „Stern“ auf und vergoldeten den Saum neu. Daß wir da wieder von einem Stern reden, wo alle willkommen sind, fällt mir erst jetzt auf.
 
Erklärungen für Nichtpaderborner:
Linnenmann: Eine einflußreicher und beliebter Paderborner Buchladen
Weyher: Eine Traditionsgaststätte mit einflußreichen und beliebten Apfelkuchen
NW: Abkürzung für eine einflußreiche Paderborner Zeitung, die Neue Westfälische
Dörenhagen: Kleiner beliebter Ort in der Nähe von Paderborn
Der Stern: Eine Kreuzung im Haxtergrund
 
© 2020 Erwin Grosche