„Davon glaube ich kein Wort!“

Albert Einstein in der Anekdote

von Ernst Peter Fischer

Ernst Peter Fischer
„Davon glaube ich kein Wort!“
 
Albert Einstein in der Anekdote

 Von Ernst Peter Fischer

 
Der Mann des Jahrhunderts (2)
 
 Einstein hat nie bestritten, daß ihm sein Hirn manchmal zu „ausgeleiert“ erschienen sei, um die Schwierigkeiten der höheren Mathematik zu bewältigen, aber jetzt soll es mehr um das Anekdotische gehen, und dafür erweist sich Einsteins Bemerkung „nur ein Kollege hat sie wirklich verstanden“ als ergiebiger, wobei man den Hinweis geben muss, daß es sich bei seinem kosmologischen Modell des Weltganzen tatsächlich um eine vierdimensionale Konstruktion – eine Raumzeit mit drei räumlichen Dimensionen mit der Zeit als vierter – handelte, die anschaulich Mühe machte, mathematisch ihre Tücken aufwies und nicht nur die algebraischen Rechenkünste ihres Schöpfers herausforderte, sondern eine Menge Menschen verzweifeln ließ (und läßt). Als Einstein eines Tages am Ende einer längeren Unterhaltung mit einem befreundeten Physiker in Berlin von dem Gegenüber zu hören bekam, „Es ist seltsam, wie wenig Menschen ihre Theorie verstehen“, antwortete Einstein, „Es gibt sogar einen weniger, als Sie denken.“ Und als der britische Physiker Sir Arthur Eddington im Jahre 1919 seine Messungen zur Überprüfung von Einsteins Theorie einem gespannten Publikum im britischen Cambridge vorstellte, fragte jemand, ob es stimme, daß es nur drei Leute gebe, die etwas von der allgemeinen Relativitätstheorie verstünden. Eddington überlegte und fragte dann zurück, „Wer soll denn der Dritte sein?“

       Es war tatsächlich schwierig, sich das Bild der Welt und das Aussehen des Universums auszumalen, so wie Einstein es mit seinen geometrischen Theorien präsentierte, was einen amerikanischen Journalisten bei einem Besuch des heute überlebensgroßen Physikers in der USA reizte und zu der Bitte ermunterte, ob es nicht doch möglich sei, das offenbar Wunderbare, das Einstein über den Kosmos sagen könnte und verstehen würde, in einem Satz auszudrücken, mit dem die neugierigen und lesenden Laien dann spazieren gehen könnten. Einstein nahm die Herausforderung an, dachte einige Tage über die mögliche volkstümliche Formulierung seiner Einsichten nach, und schlug dann folgende Kurzfassung der allgemeinen Relativitätstheorie vor:
       „Früher hat man geglaubt, wenn alle Dinge aus der Welt verschwinden, so bleiben noch Raum und Zeit übrig; nach der Relativitätstheorie verschwinden aber Zeit und Raum mit den Dingen.“
       Es lohnt den Versuch: Wer sich diesen Satz merkt und beim Spazierengehen immer wieder vor sich her sagt, bei dem kann eines Tages der entscheidende Groschen fallen, bei dem kann sich eines Tages plötzlich der Blick in Einsteins Universum öffnen, und wer kann schon sagen, wie sich jemand fühlt, dem sich mit einem Mal ein tiefes Geheimnis der Welt offenbart und ein Weltbild zu erkennen gibt?

       Übrigens – wenn Einstein guter Laune war, konnte er auch schon einmal Relativität drastisch erklären. Er verglich dann eine Minute, die man auf einer heißen Herdplatte verbringen mußte, mit einer Minute, die man mit einem heißen Mädchen verbringen konnte, und meinte, es sei doch offensichtlich, daß die erste Zeitspanne relativ lang und die zweite relativ kurz sei.
 
 
© Ernst Peter Fischer