„Wirte, Brauer, Bierkutscher“

Eine Ausstellung im Brauereimuseum Dortmund

von Andreas Rehnolt

Foto: Brauereimuseum

„Wirte, Brauer, Bierkutscher“
 
Die Ausstellung in Dortmund ist bis zum 21. Dezember zu sehen
 
Wirte, Brauer, Bierkutscher“ heißt eine Ausstellung, die seit Samstag im Brauerei-Museum Dortmund zu sehen ist. Die Schau dreht sich um die Bierlieferung und Schanktechnik vom 19. Jahrhundert bis heute. Zu sehen sind teils sehr alte und seltene historische Aufnahmen und viele Objekte.
Ursprünglich brauten Wirte in Westfalen ihr Bier ganz überwiegend selbst und schenkten es in ihren Lokalen aus. Brauer waren in aller Regel auch Wirte und im westfälischen Raum häufig zugleich Bäcker. Erst im Zuge von Industrialisierung und Urbanisierung trennten sich die Gewerbe dann. Gasthäuser produzierten nicht mehr selbst, sondern bezogen ihr Bier von den aufstrebenden Großbrauereien.
Diese wiederum hatten ein großes Interesse, möglichst viele Wirte fest an sich zu binden. Einmal um ihren Absatz zu steigern, zum anderen ließ sich die Produktion damit gut vorausplanen. Damit entfaltete sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts eine moderne Infrastruktur der Bierlieferung. Sie umfaßte die rechtliche ebenso wie die logistisch-technische und organisatorische Ebene.
 

Bierkutscher - Ende 1950er Jahre - Foto © Riemer, Dortmund 1955

Anfangs holten sich die Wirte ihr Bier großenteils selbst von der Brauerei. Später übernahmen Bierverlage mehr und mehr die Lieferung. Sie bezogen Bier von den Brauereien und verkauften es weiter an Wirte, Veranstalter und Vereine sowie als Flaschenbier an private Haushalte und den entstehenden Einzelhandel. Je größer und kapitalkräftiger die Brauereien wurden, desto stärker engagierten sie sich seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert selbst im Bierlieferungsgeschäft.
Man erwarb in wachsender Zahl Bahnwaggons, die sich bei Bedarf kühlen oder heizen ließen, für den Ferntransport. Zur Belieferung der näheren Umgebung legte man sich zahlreiche Pferde und Wagen zu. Für ein halbes Jahrhundert gehörten nun die von starken Kutschern gefahrenen und von schweren Kaltblütern gezogenen Faßbierwagen zum Stadtbild. Noch vor dem Ersten Weltkrieg kamen die ersten motorisierten Lastkraftwagen im Biertransport zum Einsatz. In den 1920er bis 1930er Jahren ersetzten die LKW dann zunehmend die von Pferdewagen. Parallel dazu erlebten Kühl- und Schanktechniken in den Gasstätten eine Revolution. Ursprünglich hatte der Wirt sein Bier aus einem in der Schankstube aufgebockten Faß gezapft. Üblich war auch, das Bier in Kannen aus dem Keller zu holen, wo die Fässer kühl lagerten.


Brauereimuseum - Historisches Foto © Erich Angenendt

Nun ermöglichten kupferne Leitungen, neue Zapfhähne, Bierdruckapparate und Kohlensäure das Zapfen mit beträchtlichem Abstand zum Faß, das im Keller verbleiben konnte. Es entstand seit der Wende zum 20. Jahrhundert die moderne Thekenanlage mit der im Zentrum des Schanktisches montierten Zapfsäule. Zugleich verbesserten sich die Kühlverfahren. Statt Stangeneis entfaltete sich ab den 1920er/30er Jahren die elektrische Kühlung mit Kühlräumen und Kühlschränken.
In den 1950/60er Jahren erlebte die Verbindung von Brauerei und Gastwirtschaft ihre Hoch-Zeit. Die Gaststätten wurden von den Bierfahrern der Brauerei direkt beliefert. Schanktechniker kümmerten sich um die Reparatur, Reinigung und Wartung der Zapfanlagen. Seit den 1980er Jahren schafften die Brauereien die direkte Belieferung der Gastwirtschaften wieder ab. Heute fließt nur noch ein Fünftel der gesamten Bierproduktion durch die Zapfanlagen der Gastronomie, hieß es zum Auftakt der Ausstellung.
 
Die Ausstellung ist bei freiem Eintritt dienstags, mittwochs, freitags und sonntags von 10 bis 17 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr und samstags von 12 bis 17 Uhr geöffnet.
 
Brauereimuseum Dortmund - Steigerstr. 16 - 44145 Dortmund
Weitere Informationen: www.brauereimuseum.dortmund.de
 
Redaktion: Frank Becker