Geht doch!

Verve Remixed 4

von Frank Becker
Geht doch!

Wenn ich noch bei der dritten Ausgabe der Jazz-Remixes von Verve ein wenig gemeckert habe hier nachzulesen, bei der  aktuellen Nr. 4  ziehe ich überwiegend den Hut und sage reinen Herzens: geht doch! Und wie das geht, zeigt ein Dutzend zum Teil vorzüglich aufgefrischter Standards, wieder überwiegend von der ersten Riege der Ladies of Jazz. Angenehm sparsam mit Elektronik unterlegt, dafür üppig im Sound aufgewertet macht die 1959er Aufnahme von "Cry Me A River" den dramatischen Anfang - als Soundtrack eines 007- Streifens würdig. Das Stichwort habe ich bereits genannt: aufgewertet. Nicht daß die Originalaufnahmen in irgendeiner Weise schlecht oder mangelhaft gewesen wären - doch der Könner kann selbst aus dem Guten noch etwas zaubern, das sogar ein wenig besser ist.

Hier zeigt sich das in der geschickten Sound-Unterstützung, die ohne Schnickschnack auskommt, vielleicht bisher unentdeckte Winkel ausleuchtet und da pikant pfeffert, wo ein bißchen Gewürz den Geschmack aufbessert. Bei James Browns "There Was A Time" gelingt das in Perfektion, während Marlena Shaws "California Soul" mit weniger ausgekomen wäre. Das ist eines der wenigen Stücke, die unter die Kriterien meiner Kritik am Verve Remix 3 fallen. Diplo/Mad Decent Remix haben überzogen, wie auch Pilooski Edit ein wenig bei Nina Simones "Take Care Of Business". Verzichtbar. Leider wird auch Astrud Gilbertos "Bim Bom" kräftig verballhornt, das ist schade um das schöne Stück. Mocky Remix holt das aber mit Anita O´Days "Tenderly" wieder raus, indem er das Stück tauglich für die Lounge der 2000er macht. Gut, mir ist das Original lieber, doch muß ich die angemessen zeitgemäße Umsetzung loben.

Auch Chris Shaw hält sich vornehm bei seiner Bearbeitung des Sarah Vaughan Hits "Tea For Two" zurück, schenkt ihm witzigen Hall und läßt ihm den leicht verfremdeten klassischen Cha-Cha- Takt. Willie Bobo (1934-1989), selbst einst der geniale Revolutionär an den Percussions, man denke an sein Album "Juicy", würde die temporeichere Fassung von "Evil Ways" aus dem Labor von Kariem Riggins wohl gut heißen können. Wir auch. Der Cinematic Orchestra Remix des Ella Fitzgerald-Titels "I Get A Kick Out Of You" stellt vor eine schwere Aufgabe. Das Knistern der Rillen einer alten LP läßt Retro-Sound vermuten. Was dann aber kommt, ist Retro vom Retro, wenn man das überhaupt so sagen kann. Von Bandhintergrund weitgehend bis zum a cappella befreit, klingt das Ergebnis ein bißchen wie aus der Gruft. Hört man sich das zugehörige Original an, wird der lyrische Verlust deutlich.
Also: ganz ohne meckern geht es auch hier nicht - aber: schon besser.   

Beispielbild

Verve Remixed4

© 2008 The Verve Music Group

Produziert von Dahlia Ambach Caplin & Todd C. Roberts

Titel:
1. Dinah Washington/Truth & Soul
    Cry Me A River   2:42
2. Nina Simone/Mike Mangini
    Gimme Some   3:11
3. James Brown/Kenny Dope
    There Was A Time   5:27
4. Marlena Shaw/Diplo/Mad Decent
    California Soul   4:07
5. Nina Somone/Pilooski Edit
    Take Care Of Business   3:31
6. Astrud Gilberto/Psapp Remix
    Bim Bom   3:48
7. Anita O´Day/Mocky Remix
    Tenderly   4:44
8. Sarah Vaughan/Chris Shaw Remix
    Tea For Two   2:41
9. Patato & Totico/Antibalas Remix
    Dilo Como Yo    5:32
10. Willie Bobo/Karriem Riggins
     Evil Ways   2:47
11. Roy Ayers/9th Wonder Remix
     Everybody Loves Sunshine  4:04
12. Ella Fitzgerald/Cinematic  
     Orchestra - I Get A Kick Out Of
     You   4:19

Gesamtzeit:  47:11

Weitere Informationen unter:
www.ververemixed.com