Was ist bloß los mit der guten alten „Strafe Gottes“?

von Wolfgang Nitschke

Wolfgang Nitschke - © Manfred Linke / laif
Was ist bloß los mit der
guten alten „Strafe Gottes“?
 
Man kann sich heutzutage aber auch auf nichts mehr verlassen. Früher, als sich die Flüsse noch bei Bedarf blutrot verfärbten, es massenhaft Frösche regnete, Stechmücken, Heuschrecken und Hundsfliegen über die Menschen herfielen, um mit unschöner Regelmäßigkeit Pest, Pocken, Blattern und Milzbrand zu verbreiten, und schlußendlich fußballfeld­große Hagelkörner der Krone der Schöpfung drei Tage lang den Himmel verfinsterten, da war alles klar, da wußte man noch, wo's lang ging. Okay, zwischen­zeitlich hatten sich seit dem urchristlichen Apokalypse-Hannes die Plagen auf 7 reduziert, und dennoch, jahr­hundertelang stand die Weisheit wie in Fels gemeißelt: die Strafe Gottes ist die Strafe Gottes ist die Strafe Gottes und alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.
Und heute? Daß sich mit dem Quark kein Pfaffe mehr weiter als nötig aus dem Fenster lehnt, wird ja nicht daran liegen, daß das einfach kein Mensch mehr hören kann - weil se ihre Kapellen ja alle bis auf Weiteres dicht gemacht haben. Und die kranke Hamsterei von den drei heiligen Nudeln, Mehl und Scheißhauspapier wird ja wohl niemand ernsthaft als Ersatzhandlung verkaufen wollen. Oder? Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht.

Die einzige, die sich allerdings noch traut, dieses letzte heiße Eisen an­zupacken, scheint mir demnach uns' Margot zu sein, ihres Zei­chens die einsamste Ruferin in der Wüste mit dem prophetischen Beinamen Käßmann. Und so fragt sie in ihrem aktuellen „BamS“­Lamento:
„Ist Corona eine Strafe Gottes?“
Und so antwortet man, ohne auch nur eine einzige Zeile gelesen haben zu müssen:
„Nein. Aber Frau Käßmann.“
 
Wolfgang Nitschke