Meisterwerke, Mord und Mohnspeisen

Maria Publig – „Waldviertelfluch“

von Renate Wagner

Meisterwerke, Mord und Mohnspeisen
 
Walli Winzers dritter Fall

 Das kann doch nicht wahr sein“, stöhnt die Dame. „Überall, wo ich hinkomme, gibt’s Tote!“ Aber Walli Winzer sollte nicht ungerecht sein – ohne die Leichen, die ihr immer vor die Füße kollern, wäre die von Maria Publig erfundene PR-Dame nicht schon in ihren dritten Fall verwickelt, sprich: würde nicht schon im dritten „Waldviertel“-Krimi des Gmeiner Verlags auftauchen. Eigentlich hätte sie sich im Weinkeller des reichen Alois Steinrieder mit dem Besitzer einen netten Flirt zwischen dicken Fässern vorstellen können… und dann das. Liegt er tot da.
Wir sind im Waldviertel, wohin sich die erfolgreiche Walli zurückgezogen hat, als ihr, obzwar erst in den „besten Jahren“, der Wiener Berufsstress ein wenig zu viel wurde. Nicht, daß sie in ihrer neuen Heimat zur Ruhe gekommen wäre, schließlich hat sie noch einen Reiterhof erworben, zu Hause warten im Lauf der Handlung zwei Katzen (und es werden noch mehr), und Walli ist bei jedem Event dabei.

Auch wenn Wein in großem Stil verkostet und verkauft wird: Da fällt ihr eine attraktive, blond gesträhnte Russin namens Olga Karnikoff ins Auge, die für einen Oligarchen Geschäfte macht – Bio-Wein nach Rußland (woher haben die Waldviertler nur so viel Biowein, um in solchen Massen zu exportieren? wundert sich Wally nicht zu Unrecht), moderne russische Kunst in Wiener Galerien (wenn, Bild im Bild, da noch ein gestohlener alter Meister herumgeschmuggelt wird, steigert sich der Gewinn ins Millionenfache) – kurz, bei Maria Publig ist das Waldviertel glatt ein Zentrum der großen, wenn auch nicht immer sauberen Geschäftswelt.
Wenn aber nun, um bei der Leiche zu bleiben, der Alois Steinrieder tot ist, wer kommt als Täter in Frage? Sofort fallen zwei Söhne im gnadenlosen Erbschaftsstreit über einander her, Männer, die in jeder Hinsicht (bis ins Allerprivateste) Hühnchen mit einander zu rupfen haben, ja, und dann ist auch noch Steinrieders Frau sehr plötzlich sehr tot. Ist da jemand in der Familie dabei, die unliebsamen Mitglieder auszurotten? Schließlich geht es um viel Geld, wobei sich die Autorin über Weinbau, Bio-Anbau, Nachhaltigkeit, Marketing und was halt sonst noch im Gespräch ist, evident schlau gemacht hat: Das klingt alles recht kompetent, was man da erfährt.
Walli flirtet sich durch die Gegend (sich mit Polizisten, ob hoch oder niedrig, gut zu stellen, fördert den Informationsfluß), verliert die Mordfälle nie aus den Augen – ja, und sie kann den Täter (die Täterin? Gleichberechtigung!) stellen, auch auf Gefahr des eigenen Lebens. Das wird dann, samt den Folgen der Lösung, ein bisschen drollig, aber so ganz ernst ist ein Roman um eine zickige Detektivin ja nie gemeint.
Und übrigens – so wie man in den Bruno-Romanen von Martin Walker immer nach den Rezepten der Dordogne sucht, die man vorgesetzt bekommt, so wird auch bei Maria Publig (bzw. bei Walli Winzer) viel und gut und regional gegessen, und auf die verschiedenen geschilderten Mohnspeisen bekommt man echt Lust.
 
Maria Publig – „Waldviertelfluch“
Kriminalroman
© 2020 Gmeiner Verlag, 315 Seiten, Broschur – ISBN:  9783839226018
13,50 €
Weitere Informationen:  www.gmeiner-verlag.de