Seelenvoll und funky

Lisa Wulff – „Beneath The Surface“

von Frank Becker

Seelenvoll und funky
 
Zauber auf Kontrabaß und Sopranobaß
 
 
Immer häufiger treten Musikerinnen als Kontrabaß-Virtuosinnen hervor, nachdem dieses wunderbare Instrument im Jazz für lange Zeit Männern vorbehalten schien. Ich nenne hier nur Nicki Parrott, Christiane Öttl und Gina Schwarz. Heute kann ich Ihnen mit großem Vergnügen eine Musikerin vorstellen, die sowohl am Kontrabaß als auch am elektrischen Sopranbaß brilliert: Lisa Wulff. Für die elf Stücke ihres Albums „Beneath The Surface“ hat sie mit Silvan Strauß (dr), Adrian Hanack (sax) uns Yannis Anft (p, synth) ein Ensemble zusammengestellt, das ihren komplexen Kompositionen und Arrangements in jeder Phase gerecht wird. Für drei Stücke konnte Lisa Wulff einen besonderen Gast gewinnen, den Pianisten Frank Chastenier, der vor allem „Throw Your Cap Over The Mill“ im Dialog mit Wulff kristallenen Glanz verleiht. Miroslava Streychinska schließlich tritt an der Harfe in „Sleeping Cheese“ in einen wunderbaren Dialog mit dem mal verträumt, mal gewaltig, aber immer raffiniert gestrichenen Kontrabaß.

     Aber gehen wir zurück auf Anfang mit Alp- und Tagträumen. So nämlich hat Lisa Wulff den Opener genannt, der eher traum- als alptraumhaft in dieses Album einlädt. Ihre seelenvollen, unter die Haut gehenden Soli (hier erfüllt sich der Titel) berühren geradezu körperlich. Tief unter die Oberfläche geht es anschließend, wenn Lisa Wulff auf dem Soprano-Baß über den Octaver Walgesänge illusioniert, die dann von Adrian Hanack mit dem Altsaxophon übernommen werden, während Wulff zum gezupften und gestrichenen Kontrabaß wechselt und die Klanglandschaft sich auf die weiter Oberfläche der See hebt. „And now to something completely different“ möchte man Monty Python bei dem scharfen Wechsel zu „M.B. Ride“ zitieren, denn hier wird es funky. Hinter dem Sonnenuntergang geht´s weiter: Ein weiteres Mal ergänzt Miroslava Streychinska das vielsaitige Klangspektrum der Aufnahmen.
„Six To Ten“ ist kurz vor Schluß noch einmal ein rhythmisches Schmankerl, das neben Lisa Wulff am Sopranobaß, Silvan Strauß featured, der dem Album das taktvolle Rückgrat gibt. Zum sanften Abschluß hören wir das ätherische „Selket“, in dem sich alle zurücknehmen und Lisa noch einmal mit ihrem Spiel auf Kontrabaß und Sopranobaß verzaubert. Ein wundervolles Album – eine Empfehlung der Musenblätter.
 
Lisa Wulff – „Beneath The Surface“
© 2020 Laika Records
Lisa Wulff (b) – Silvan Strauß (dr) – Adrian Hanack (sax) –  Frank Chastenier (p) - Yannis Anft (p, synth) – Miroslava Streychinska (harp)
Titel:
1. Nightmares And Daydreams – 2. Beneath The Surface – 3. M.B. Ride – 4. Behind The Setting Sun – 5. Throw Your Cap Over The Mill – 6. Columbus – 7. When I Took A Walk – 8. Sleeping Cheese – 9. Walking Distance – 10. Six ToTen – 11. Selket
Gesamtzeit:  1:04:33
 
Weitere Informationen:  www.laika-records.com  -  www.lisawulff.de