St. Anton am Arlberg

Heinrich das Findelkind und die segensreichen Folgen

von Theo Reisner

© Gemeinde St. Anton
St. Anton am Arlberg:

Die Promi-Bruderschaft
auf den Spuren von
Heinrich dem Findelkind


Heinrich das Findelkind - Ur-Urvater des Tourismus am Arlberg - wurde 1350 von seinen Eltern in Kempten im Allgäu ausgesetzt und kam so zu seinem Namen. Später schloß er sich zwei Priestern auf dem Weg nach Rom an und verdingte sich unterwegs als Schweinehirt in St. Anton. Die wegen plötzlicher Wintereinbrüche gefährliche Route über den Paß forderte damals viele Todesopfer. Heinrich suchte mit Freunden, ausgerüstet mit Wein Brot und mit lauter Stimme rufend, „ob es jemandem an Hilfe mangle“ und rettete so viele Menschen vor dem sicheren Erfrieren. Auf den Spuren dieser Rettungsgänge organisieren Skilehrer seit 12/08 Wanderungen mit Stirnlampen und Schneereifen vom Arlberg-Hospiz-Hotel in St. Christoph aus.

Sicherer Weg über die Alpen

1386 erbaute dann Heinrich mit Einsatz all seiner Ersparnisse eine bescheidene Herberge und erhielt vom Papst die Erlaubnis zur Gründung einer Bruderschaft. Der 1.800 Meter hohe Arlbergpaß wurde so zu einer relativ sicheren Reiseroute sogar für Kaiser und Päpste. Vor allem aber zu einem wichtigen Handelsweg für den wirtschaftlichen Ausbau des Habsburger Reiches. Der Bischof von

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Innsbruck schrieb damals, „Heinrich Findelkind sei ein Schweinehirt mit dem Herzen eines Königs“. Der zog nun mit Gleichgesinnten durch halb Europa und brachte 2.000 Mitglieder für seine Bruderschaft zusammen, deren Hauptaufgabe bis heute gleich geblieben ist: Die Unterstützung von Menschen, die unschuldig in Not geraten sind. Das dreibändige Spendenbuch mit Wappen und Siegel zählt inzwischen zu den schönsten Schriften des Mittelalters.
 
Prominente Bruderschaft

Von Dezember bis Ende April finden jeden Donnerstag  um 18 Uhr seit 52 Jahren so genannte  Bruderschaftsempfänge im Arlberg-Hospiz-Hotel statt - für Mitglieder uns für jene, die es werden wollen. Auch eine gute Gelegenheit, mehr über die Geschichte von St. Anton zwischen Findelkind und Nach-WM-Zeit (Ski-WM 2001) zu erfahren. Bei der jährlichen Generalversammlung - nächstes Mal von 10.-12. Juli 2015 - tummeln sich Spendenfreudige aus allen gesellschaftlichen und finanziellen Rängen - ehemalige Regierungschefs wie Romano Prodi aus Italien, Bundespräsidenten wie Heinz Fischer aus Österreich sowie zahlreiche Mitglieder europäischer Königshäuser wie Juan Carlos aus Spanien, Hans-Adam von und zu  Liechtenstein oder Sonja und Harald aus der norwegische Königsfamilie. Konzern-Chef Ferdinand Piech ist das Mitglied Nummer 20.000. Mit dabei sind auch  Ex-EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, Filmstars wie Veronica Ferres und Ski-Legenden wie Karl Schranz. Sogar der Sultan von Malaysia gibt sich die Ehre. Die Herrschaften von 26 Bordeaux-Schlössern stehen ebenfalls auf der Liste und sorgen ganz nebenbei für das hohe Niveau drunten im Weinkeller vom Hospiz-Hotel: Er zählt mit 61.000 Flaschen allein Bordeaux-Weine zu den größten in Europa.

Das Geld der 20.714 „Brüder und Schwestern“ (Stand 12/2014) überwiegend aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wird zu Gänze ohne irgendwelche Verwaltungskosten (der Vorstand  arbeitet ehrenamtlich) für unverschuldet in schwere Not geratenen Menschen eingesetzt - ziemlich genauso, wie es Heinrich das Findelkind vorgemacht hat. Bisher waren es 14,7 Millionen Euro für knapp 10.000 Familien. Dieses Jahr wurden gut drei Viertel der Ansuchen positiv beschieden. Damit gilt die Bruderschaft St. Christoph als größte private karitative Einrichtung in Europa.
 
 
Zum „Anfüttern“ neuer Mitglieder eignet sich der Arlberg als eines der führenden Skigebiete weltweit (ganz nebenbei) vorzüglich: 97 Seilbahnen erschließen 340 Kilometer markierte Pisten plus 200 Kilometer „Freeride“.
Geöffnet 5.12.14 bis 26.4.15. Tageskarte Skifahren € 49.50, 6x Übernachtung  mit Skipass ab € 370.

© Gemeinde St. Anton


Auskunft: Informationsbüro 6580 St. Anton, Österreich. Tel. 0043 5446-22690, www.stantonamarlberg.com  + www.bruderschaft-st-christoph.org


Bilder:
o.l. Findelkind St. Christoph, s-w, Ansichtskarte, ca. 1925
o.r. Findelkind Litho: Ort St. Christoph, Postkate Litho, ca. 1900.
u.r. Findelkind Hospiz mit Hund: Postkarte ca. 1900.
Copyright für alle: Gemeinde St. Anton.