Caroll Vanwelden und Veronica Ferres beim Shakespeare-Festival 2020

Viel „verbotene Liebe“ in mannigfachen Variationen

von Andreas Rehnolt/Bec.

Foto © Christoph Krey

Caroll Vanwelden und Veronica Ferres beim
diesjährigen Shakespeare-Festival in Neuss
 
Festival-Leiter Rainer Wiertz verspricht viel
„verbotene Liebe“ in mannigfachen Variationen -
14 Stücke aus fünf Ländern auf dem Programm
 
Von Andreas Rehnolt
 
Neuss - Das renommierte und bundesweit bekannte Shakespeare-Festival im rheinischen Neuss findet in diesem Jahr vom 14. Mai bis zum 4. Juni statt. Auf dem Programm der inzwischen 30. Ausgabe des Festivals stehen laut Festival-Leiter Rainer Wiertz 14 Inszenierungen. Insgesamt 64 Veranstaltungen sowie zahlreiche Workshops, Publikumsgespräche und Globe-Führungen bilden bis zum 13. Juni den Rahmen des Jubiläumsfestivals, das zudem durch die mitreißenden Sonettvertonungen der brillanten Jazzerin Caroll Vanwelden und die musikalisch-poetische Sommernachtstraum-Lesung von Veronica Ferres zwei zusätzliche Glanzlichter erhält. Verres wird, begleitet von den Solisten der Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg, im Mai an zwei Abenden „Ein Sommernachtstraum“ rezitieren.

 
Caroll Vanwelden - Foto © Ulrich Ambach

Für das Auftaktstück „Romeo and Juliet“ reist das Midsummer Scene Festival aus dem kroatischen Dubrovnik an den Rhein. Es wird klassisch in englischer Sprache gespielt und die Handlung wurde in die 1960er Jahre in Italien verlegt, so Wiertz. Insgesamt stehen diesmal 13 Ensembles aus England, Belgien, Kroatien, der Türkei und Deutschland auf der kleinen Bühne im achteckigen, hölzernen Nachbau des Londoner Globe-Theaters.
 
 
Veronica Ferres - Foto © Elisabeth Caren

„Es gibt einen roten Faden im Gesamtprogramm, das Leben in der Tabuzone“, hieß es bei der Präsentation des Festivals-Programms. „Das Sujet der verbotenen Liebe wird in mannigfachen Varianten dargestellt“, versprach der Festivalleiter. Nicht fehlen darf auch in der 30. Ausgabe des weit über Deutschland hinaus bekannten Festivals die Bremer Shakespeare-Company, die von Anfang an dabei ist. Die Truppe bringt „Das Wintermärchen“ in einer nagelneuen Variante mit sehr sehr vielen Masken auf die Bühne. Nur fünf Schauspielerinnen und Schauspieler werden in diesem Eifersuchtsstück insgesamt gut 15 Rollen übernehmen.
Erstmals in Neuss ist das Volkstheater München mit dem Stück „Volpone“ von Stefan Zweig und Ben Johnson (1572-1637), einem Zeitgenossen Shakespeares. Zweig habe die Übersetzung für diese „Typen-Komödie“ geschrieben, die in den 1920er Jahren ein Renner auf den Wiener Bühnen gewesen war, so Wiertz. Aus London reisen „The Handlebards“ an. Die Truppe bringt die „Komödie der Irrungen“ mit und wird Shakespeares tollste Verwechslungskomödie grandios präsentieren, so die Festivalmacher. Zudem spielen sie auch „Macbeth“.
 

Coriolanus - Foto © Marianne Menke 

Ein weiteres Bonbon verspricht die deutsch-türkische Koproduktion „Coriolanus“ zu werden. Das Tiyatro Bereze aus Istanbul und die Bremer Shakespeare Company spielen auf deutsch und türkisch und würden dennoch „keinerlei Verständigungsprobleme“ beim Publikum entstehen lassen. Das Rheinische Landestheater Neuss bringt zum Festival die Stücke „Schade, daß sie eine Hure war“ des Shakespeare-Zeitgenossen John Ford (1586-1639) als jakobinisches Horrordrama sowie „Shakespeare in Love“ als romantische Komödie nach dem gleichnamigen Film-Drehbuch von Marc Norman und Tom Stoppard.
Aus Potsdam kommt das Neue Globe Theater mit dem Stück „Leben Eduards des Zweiten von England“ nach Neuss. Das Stück über die große Liebe zwischen zwei Männern kommt in der Fassung von Bertolt Brecht nach dem Drama des Shakespeare-Zeitgenossen Christopher Marlowe (1564-1593) extrem blutig auf die Bühne, so Festivaleiter Wiertz.
 
 
Shakespeare´s Complete Works - Foto © Hugo Glendinning

Vom 5. bis zum 13. Juni gibt es an allen neun Tagen sämtliche 36 authentischen Bühnenstücke von Shakespeare. Laut Wiertz „eine tuor de force“, die der englische Autor Performer und Regisseur Tim Etchells erfunden und zu einem weltweiten Dauererfolg gemacht hat. In der Tradition des Geschichtenerzählens läßt jeweils einer von sechs Akteuren sein aus Alltagsgegenständen wie etwa Fläschen, Bürsten, Gläsern oder Eierbechern - bestehendes „Ensemble“ auf einem großen Tisch die Geschehnisse darstellen. Die Stücke dauern jeweils zwischen 50 und 60 Minuten.
Die Festivalmacher erwarten auch diesmal zwischen 14.000 und 15.000 Besucher und damit eine fast 100prozentige Auslastung. Wiertz selbst wird demnächst aus Altersgründen in Rente gehen, allerdings die 2021-er Ausgabe des Festivals noch mit vorbereiten, wie er versprach. 
 
Karten gibt es ab dem 14. März bei den bekannten Vorverkaufsstellen, telefonisch unter 02131-52699999 oder im Internet unter www.shakespeare-festival.de
Kontakt: Globe Neuss - Stresemannallee - 41460 Neuss  
 
Redaktion: Frank Becker