Gott

Gedanken

von Erwin Grosche

Foto © Frank Becker
Gott hält mich für einen Atheisten.
(Gedanken)
 
Wenn sie nach Gott pfeifen, kommt er nicht. Gott hat auch seine Lieblinge. Man würde sich wundern an wen er glaubt. Das sind nicht immer die, die ihn am besten erklären können, die Oberlehrer und Welterklärer. Er hat eine unverhohlene Vorliebe für Verlierer. Für all jene, die ihm so nacheifern, daß sie in im Alltag als gescheitert gelten. Ein Gebet ist keine Steuererklärung. Manche hoffen, wenn ich nicht an Gott glaube, dann gibt es ihn nicht. So läßt sich gut Urlaub machen, wenn ein Bademeister den Swimmingpool betreut, den man nicht sieht. „Hallo, nicht vom Rand springen!“ Das habe ich auch immer im Zorn zu meinen Eltern gesagt: „Ich brauche euch nicht. Ihr seid für mich tot.“ Natürlich saß ich am nächsten Morgen wieder mit am Frühstückstisch. Das hätte sich doch herumgesprochen, wenn Gott tot wäre. Ich bin einmal mit Gott im Früchte-Paradies gewesen und hatte ihm vorher erklärt, daß man die Äpfel kaufen müsse, die ihn so anlachten, aber dann hat er sich einfach einen Apfel genommen, und ist hochkant aus dem Paradies geflogen. Da haben wir beide doch ein wenig lachen müssen: Das Paradies ist keine Punica-Oase. Jetzt habe ich mal an einen anderen Gott geglaubt, aber nur um mal zu sehen, was dann passiert. Und was soll ich sagen, das ging auch.
 
 
Gottes Verfügung
 
Gott hat eine Verfügung gegen mich erwirkt. Ich darf ihm nicht mehr nahe kommen. Er hat einen Strich zwischen uns gezogen und hofft, daß ich mich an diesen Abstand halten werde. Ich bin ihm zu aufdringlich geworden. Meine maßlosen Wünsche haben ihn überfordert. Er ertrug es nicht mehr, daß ich ihm dauernd Vorwürfe machte. Nun darf ich mich ihm nicht mehr nähern. Er sagte mir im Vertrauen, ich hätte ihn so beansprucht, daß seine ganze Kraft verbraucht wäre und die würde ihm nun bei anderen Projekten fehlen. Nun darf ich mich ihm nicht mehr nähern. Ich spreche nun heimlich mit ihm, davon weiß er manchmal gar nichts. Ich singe ein unschuldiges Lied, aber meine damit etwas ganz anderes. Übersetzt man es, würde es heißen: „Hilf mir wieder, es tut mir leid. Ich bin eine Nervensäge, ich weiß, doch laß mich nicht fallen. Ich habe sonst niemanden, an den ich mich wenden kann.“
 
 
Und Action!
 
Gott schaut uns beim Leben zu. Wir schauen Fernsehen, wo gerade ein Film läuft über Gott, gespielt von Bud Spencer, wie er uns beim Leben zuschaut. Bud Spencer gilt als Fehlbesetzung und er wollte nur zeigen, daß er auch ernste Rollen spielen kann. Irgendwo grübelt ein Regisseur und plant wieder einen authentischen Film über das Leben. Und Action!
 
 
Glauben
 
Mir tut es immer leid, wenn jemand nicht an Gott glauben kann, nur weil er nicht sicher ist, ob es ihn gibt. Dessen Sorgen möchte ich mal haben.
 
© Erwin Grosche