Gewaltig!

Frank Schulz - "Die Hagener Trilogie"

von Robert Sernatini
Suff und Lidderadur

Wer Eugen Egners "Trinkertagebuch", Wenedikt Jerofejews "Die Reise nach Petuschki" oder M.A. Numminens "Der Kneipenmann" kennt und liebt und Ditsches Pommesbuden-Bademantelauftritte liebt, hingegen Frank Schulz´ Hagener Trilogie (die nichts mit der Stahl-Stadt im Rande des Ruhrgebiets zu tun hat) noch nicht zur Kenntnis nehmen konnte, nehme diese Zeilen zur Mahnung. Sein gewaltiges dreibändiges Trinkerepos von enormen verbalen Dimensionen, die sich im wesentlichen der Beschreibung entziehen, liegt jetzt bei Zweitausendeins in einer wohlfeilen Paperback-Ausgabe vor.

Da wird gesoffen und schwadroniert, daß es eine Art hat - wen wundert es, daß Harry Rowohlt das Epos an seine mächtige Brust gezogen und Frank Schulz seine Liebe erklärt hat. Da treffen sich Gleichgesinnte. Ich zitiere mal:
Mann sieht die gut aus. Warum nicht einfach fragen. Mann ist die schön...und ich in meinem karierten Hemd. Morgen - nee übermorgen kauf ich mir mal n paar Klamotten...
(...)
Piranhas. Piranhas in `ner Kneipe. Die riechen frisches Blut, und dann stürzen sie sich drauf und fressen alles auf.
Bloß weg hier. Die machen sowieso Schluß.
"kannich ma abkassiern? Drei Jehwa?"
"Yaw."
"Äh..."
"Schdimmd so."

Das ist aus "Kolks blonde Bräute", dem ersten Band der Trilogie, in dem wir die Jungs kennenlernen, die sich mit "Pillß" das Hirn wegschießen, Weibern nachglotzen und blubbern, wie das sonst nur mein Feund Matten und ich fertigbringen, wenn wir fünfzehn Schnelle hatten.

Weit dramatischer, mit weniger Komik und eine Ecke näher an Bukowski (lästig die Fußnoten) kommen die 768 Seiten des "Morbus fonticuli" daher,
gefolgt vom mit 576 Seiten kaum schmächtigeren "Ouzo-Orakel". Man muß nach der entspannten Lektüre von Band 1 an diese literarischen Eruptionen in etwa herangehen wie an Hermann Brochs "Die Schlafwandler". Ein lohnendes Unterfangen, dessen Bewältigung sich letztlich auszahlt. Mitnehmen in die Sommerferien auf einer einsamen griechischen Insel oder in die schwedischen Wälder. Und viel dabei trinken. Wenn es die Hagener Trilogie damals schon gegeben hätte, mein Freund Uwe G. hätte sie anstelle von Jean Pauls "Titan" im Koffer gehabt.

Beispielbild
Umschlagbild von Wolfgang Herrndorf

Frank Schulz
Die Hagener Trilogie

Band 1 - Kolks blonde Bräute
298 Seiten, Broschur

Band 2 - Morbus fonticuli
768 Seiten, Broschur

Band 3 - Das Ouzo-Orakel
576 Seiten, Broschur

Mit einem Essay von Frank Schäfer "Poetik der Fontanelle"

Alle drei Bände + Essay zusammen in einem illustrierten Schuber
24,90 €

© Haffmans Verlag bei Zweitausendeins

Weitere Informationen unter:
www.zweitausendeins.de