Versatzstücke eines Lebens
An Kuohn gibt die Leander in Peter Lunds
Eine tragische Figur
Sie war eine wunderschöne Frau, ein schimmernder Ufa-Star und eine der letzten Diven der großen Zeit des deutschen Tonfilms. Der bocksfüßige Propagandaminister Hitlers blitzte bei ihr ab, die
Zarah Leander war Opportunistin, kalkulierende Geschäftsfrau und behauptete von sich selbst, eine politische Idiotin gewesen zu sein. Das war sie gewiß nicht. Sie war bedenkenlos. Das warf ihr Schweden nach ihrer Rückkehr auf ihr Gut Lönö beinahe für den Rest ihres Lebens vor. Sie war nur noch ein Schatten dessen, was die bis 1936 auch in Schweden gefeierte Schauspielerin und Sängerin gewonnen, schließlich durch falsches Kalkül und durch die Verachtung ihrer Landsleute verloren hatte. Wer mit dem Teufel aus einer Schüssel essen möchte, muß einen langen Löffel haben, heißt es. Ihr Löffel war nicht lang genug.
Keine Zarah Leander-Revue
Der 1965 nachgeborene Peter Lund hat aus Aufzeichnungen der Leander – ganz offenbar hat er ihre 1973 auch in Deutschland erschienene Autobiographie "Es war so wunderbar!" sehr genau
In dieses Stück allerdings geht vergebens, wer eine Leander-Revue mit eleganten Roben, Salon-Ausstattung und Club-Atmosphäre erwartet. Hier wird Zarah abgeschminkt. Und An Kuohn ist klug genug, in der Rückblende, die hier inszeniert wird, gar nicht erst eine Leander-Kopie zu versuchen. Das könnte man nicht, wie ungezählte mißlungene Versuche von Epigoninnen und Travestien (daß sie einst zu einer Ikone der Homosexuellen beider Geschlechter werden würde, hätte sie sich nicht träumen lassen) nur allzu deutlich gezeigt haben. Das Original wäre in Timbre, Augenaufschlag und lasziv souveräner Schönheit ohnehin nicht zu erreichen.
Einfühlsames Psychogramm
Nein, An Kuohn interpretiert einfühlsam ein Leben, zu dem nun mal untrennbar eine Gassenhauer-
Bei ihrem 40. Geburtstag `47 hatte eine der schönsten, attraktivsten, begabtesten Künstlerinnen Schwedens den Zenit bereits überschritten. Alle später noch folgenden Engagements, Gastspiele und Rosensträuße waren liebenswerte Versuche alter Freunde. Es war vorbei. Die Lieder der Zarah Leander singt man heute noch inbrünstig, ihr Leben, ihr tragisches Künstler-Schicksal nimmt kaum jemand näher zur Kenntnis. An Kuohn hat in Peter Lunds kleinem Stück mit viel Fingerspitzengefühl ein wenig mehr von der großen Zarah Leander vermittelt. Die letzte Vorstellung heute vor der Sommerpause ist ausverkauft.
Das Stück wird in die neue Spielzeit übernommen. Weitere Informationen unter: www.wuppertaler-buehnen.de |