Jedem Anfang wohnt ein Zauber inneā€¦

Gisela Ellbracht-Iglhaut neue Museumsdirektorin in Solingen

von Johannes Vesper

Gisela Elbracht-Iglhaut am Rednerpult- Foto © FotografieMaas

Gisela Ellbracht-Iglhaut neue Museumsdirektorin in Solingen

Von Johannes Vesper

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…“ Damit führt der Solinger Oberbürgermeister bei der Festveranstaltung am 11.01.2020 Gisela Elbracht-Iglhaut als neue Direktorin des Kunstmuseums Solingen in ihr Amt ein. 199 Besucher waren gekommen. Tim Kurzbach zeigte sich zufrieden und stolz mit dieser Wahl, lobte ihr Charisma und ihre Fähigkeit, vor allem auch junge Menschen für die Kunst und Kultur zu begeistern. Das Motto, unter dem Gisela Elbracht-Iglehaut antrete, ihr Motto „Blick nach vorn“ verspreche interessante und aufregende Erfahrungen. Der OB sprach darüber, daß das Kunstmuseum ein Ort sei, den jeder, unabhängig von Geld und Herkunft, besuchen könne, sprach von einem bedeutenden Tag für Solingen. Er informierte, daß das Museum und die Museumsarbeit sich aktuell auf ein solides Fundament stützen könne und die wirtschaftliche Situation mittelfristig gesichert sei, daß er selbst zur Kultur in der Stadt stehe, daß Verwaltung und Politik der Stadt der Direktorin jede Unterstützung angedeihen lassen wolle und überreichte ihr ein Messer mit Gravur: „…. Der uns beschützt und hilft zu leben!“

Nach kurzem Intermezzo (Ulrich Rasch am Flügel mit einer Eigenkomposition („Something new“) erzählte die neue Direktorin über sich munter und unterhaltsam, daß sie zunächst Philosophie studiert und eine Karriere beim WDR geplant habe, der aber ihren umfangreichen Beitrag über Museumskonzept und Museumsarbeit bezüglich des Von-der-Heydt-Museums in W. - der Name der Nachbarstadt kommt in Solingen keinem über die Lippen - abgelehnt habe. Sie sei sozusagen als Ergebnis ihrer Recherche zu dem Beitrag anläßlich der großen Ausstellung „Egon Schiele und seine Zeit“ (Jan. 1990) motiviert und eingeladen worden, Museumsführungen durchzuführen, habe so von der KITA Pumuckl bis zum Rotary-Club Köln viele, viele durch Sammlung und Ausstellungen geführt, bevor sie als Museumspädagogin eingestellt worden sei. Bei Kindern und Jugendlichen aus Hauptschule und Gymnasium, bei nicht beschulbaren Jugendlichen aus Langerfeld sowie Studenten der Universität habe sie vor den Bildern im Museum bemerkt, was ihr die Gespräche über Kunst mit mehr oder auch weniger Interessierten bedeuten. Wie sie diese Arbeit fasziniert hat, konnte man erahnen bei ihrer Erzählung über das Treffen einer Gruppe junger Männer auf dem nächtlichen Nachhauseweg im Luisenviertel Elberfelds. Sie habe Angst empfunden, habe überlegt wegzulaufen, als diese Horde immer nähergekommen sei und sie schließlich erkannt habe: Ei, das ist doch die Alte aus dem Museum. Ja, da habe man auf der Straße wie einige Tage zuvor im Museum über Bilder und Kunst gesprochen, bis schließlich einer die Hand in Höhe gereckt und laut in die Nacht gerufen habe: Van Gogh (gleichbetont). Also kurz: sie habe von der Philosophie zu Kunstgeschichte gewechselt und ihre Masterarbeit über Jankel Adler geschrieben. Wie sie zu ihrem nicht einfach zu behaltenen Doppelnamen kam? Für die verschiedenen Ausstellungen habe die für Kunsttransporte sehr bekannte Spedition Hasenkamp oft das von-der-Heydt Museum angefahren. Dann sei jedes Mal der Restaurator ausgerufen worden: „Herr Iglhaut, die Spedition Hasenkamp ist da“. Wie das Leben manchmal so spielt.

Eine steife Veranstaltung mit langen mehr oder weniger klugen Reden war an diesem Samstagnachmittag nicht vorgesehen. Die Direktorin hatte Ballonkünstler Hakan Eren eingeladen, der phantasievolle, vergängliche Skulpturen aus ca. 1 m langen schlanken Luftballonen in Windeseile dreht, knotet, bündelt, herstellt und erst einmal an jedem Anwesenden solche Luftballons verteilte und darum bat, diese zu knautschen. Unter der anregenden wie kräftigen Geräuschkulisse wurden die Zuschauer motiviert und lernten, wie man daraus tatsächlich im Handumdrehen schnell einen Hund erstellt. Der schönste wurde prämiert. Der Oberbürgermeister bekam eine passende Ballonmaske mit wulstigen Lippen und grünen Augen geschenkt und die neue Direktorin einen bunten Fantasielöwen auf den Kopf. Hakan Eren, (https://www.hakanballoon.de/) Meisterschüler von Prof. Katharina Fritsch, hat sein Studium der Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf in Düsseldorf inzwischen abgeschlossen. Er lebt und arbeitet in W…. , wenn er nicht mit überschäumender Fantasie und Tatendrang die Solinger in ihrem Kunstmuseum jokos unterhält.

Nach einem weiteren musikalischen Intermezzo (Ulrich Rasch mit Andre Enthöfer mit „Reformation“, einer jazzig-fetzigen Verfremdung barocker Musik des Opernkomponisten Tommaso Albinoni) sprach die neue Direktorin, wie sie mit Hilfe ihres großen, vorwiegend ehrenamtlichen Teams weiter arbeiten will. Haustechnik, Museumsladen, Organisation von Veranstaltungen, Steuerberatung und Finanzplanung, Sponsoring, Marketing: Überall wird ehrenamtlich geholfen. Viele wurden nach vorne gebeten und mit großem Applaus bedacht. Offensichtlich weiß man in Solingen, was man am Kunstmuseum und an der neuen Direktorin hat, die ja schon seit 1996 zuletzt als Stellvertretende dort arbeitet. Natürlich will sie die Höhepunkte des Kunstmuseums weiterführen: Internationale Bergische Kunstausstellung, Jahresschau Solinger Künstler, zahlreiche Einzelausstellungen prominenter auch internationaler Künstlerinnen und Künstler, natürlich auch das Projekt „Klasse Kunst“ bei dem aus zehn Solinger Schulen eine 2-wöchige Kunstausstellung im Solinger Museum bestückt und kuratiert wird. Die besten Arbeiten der jugendlichen Künstler werden mit Preisen bedacht (1. Preis 500.-). So werden Kreativität und Interesse geweckt. Durch die Kooperation mit wechselnden Schulen kommen Ayse und Mohammed, Salvador und Mia aus der Pappelstraße („Kennze?“), Ben und Emmi regelmäßig ins Museum. Sie lernen und üben dort bei Bildbetrachtung und Beschreibung unter Anleitung junger studentischer Pädagoginnen integrativ ihre Sprache beim Sprechen über Kunst. Natürlich sollen auch die herrlichen, weithin bekannten Kammer- und Solokonzerte im Museum weitergeführt werden. Für all das ist neben dem umfangreichen ehrenamtlichen Engagement ein großzügiges Sponsoring vonnöten. Die Sponsoren der Stadt bringen mehr als 100.000.- € pro Jahr dafür auf. Beeindruckend, mit welcher Wärme und Mitarbeit die neue Direktorin unterstützt wird und welche Ausstrahlung und Bedeutung das Museum mit seinen zahlreichen Aktivitäten für die Stadt entfaltet.
 
Zum Schluß spielten Ulich Rasch und André Enthöfer eine weitere eigene Komposition, mit der sie der neuen Direktorin symbolisch musikalisch all das wünschten, was die Namensträgerin ihres Stückes charakterisiert: Emsigkeit, Kreativität und Wehrhaftigkeit. Titel des Stücks: „Ameise Amely“.
 
Selbstverständlich darf hier die Einladung zur nächsten Ausstellung nicht fehlen: 08.02.-01.03.2020. 18:00 Uhr Eröffnung: „Sicher nicht sicher“ Jahresausstellung Solinger Künstler. Siehe https://www.kunstmuseum-solingen.de/ausstellungen/ und www.solinger-kuenstler.de