Kein Glück gehabt, sorry.

„Glück gehabt“ von Peter Payer

von Renate Wagner

Bildunterschrift
Glück gehabt
(Österreich 2019)

Drehbuch und Regie: Peter Payer,
nach dem Roman „Das Polykrates-Syndrom“ von Antonio Fian

Mit: Philipp Hochmair, Julia Roy, Larissa Fuchs, Robert Stadlober, Barbara Petritsch u.a.
 
Wenn ein Mann zu Beginn keine größeren Ereignisse in seinem Leben zu verzeichnen hat, als öden Alltag im Copyshop und einen trotteligen Nachhilfeschüler, und wenn am Ende im Badezimmer eine Leiche zerstückelt wird – wie nennt man das? Das Österreichische Filminstitut charakterisiert den Film „Glück gehabt“ so: „Genre: Thriller, schwarzhumorig“. Wenn man dergleichen denn so lustig findet.
Erfunden hat die schräge Geschichte der österreichische Autor Antonio Fian in dem Roman „Das Polykrates-Syndrom“ (2014). Regisseur Peter Payer, der zuletzt 2011 den – mittelmäßigen – Polit-Krimi „Am Ende des Tages“ gedreht hat, versucht nun, die völlig verrückte und auf der Leinwand nicht eine Minute überzeugende Geschichte, die zwischen Buchdeckeln vielleicht funktioniert, zu realisieren.
 
Vermutlich hat er sich darauf verlassen, Philipp Hochmair für die zentrale Rolle des Artur zu bekommen – Hochmair, der auf der Bühne immer wieder als brillanter Exzentriker überzeugt und derzeit in einem Fernseh-, Popularitäts- und Medienbeachtung-Hoch schwimmt.
Er macht als Arthur das „Zniachterl“ des Beginns glaubhaft – der mittelalterliche schwache Mann, der irgendwie durchs Leben paddelt, umgeben von starken Frauen, einer Karriere-entschlossenen Gattin (Larissa Fuchs) und einer stets räsonierenden Mutter im Altersheim (solche Schreckschrauben kann man kaum idealer besetzen als mit der schroffen Barbara Petritsch). Arthur ist ein Mann, der offenbar nichts vom Leben will – und dann tritt Alice auf. Julia Roy wirkt von Anfang bis zum Ende an einfach nicht „echt“ – die kalte Verführerin, der allerdings jeglicher Reiz abgeht, der glaubhaft machte, daß Arthur für sie sein Leben auf den Kopf stellt.
Von Anfang an kollern die Leichen (Robert Stadlober ist zwar tot, kommt aber in Rückblenden und Traumsequenzen noch recht lästig zurück), und nun soll man glauben, daß Arthur diesen Körper für Alice so einfach entsorgt? Oder ist das alles nur auf einer Tarantino-Blödelebene zu verstehen?
Von der penetrant-unguten Traumfrau, die schnell zum Alptraum wird, gestalkt, sterben andere Leute am Weg… und wer am Ende noch stirbt, sollte man nicht verraten, obwohl das wirklich kein normaler Krimi ist, der nach Gesetzen von Spannung (und ein bißchen Logik?) funktioniert.
Egal, wenn da eine Freundin (Claudia Kottal) vor der Wohnungstür steht, wenn man eigentlich eine Leiche zerstückeln will, ist das mindestens unangenehm, aber kaum so „schwarzhumorig“ komisch wie angekündigt. So wie der ganze Film. Er ist – sicher liegt es am Roman, aber muß man ihn verfilmen? – eigentlich schlicht und einfach nur blöd.
Und dem hoch geschätzten Philipp Hochmair ins Stammbuch: Man muß nicht jede Rolle annehmen, nur weil sie „schräg“ ist. Zumal, wenn sich eigentlich nichts daraus machen läßt. Kein Glück gehabt, sorry.
 
 
Renate Wagner