Ohrenschmaus

Ekkehard Wölk Trio – „Pictures in Sounds“

von Frank Becker

Ohrenschmaus
 
Literatur und Traum in Jazz gegossen
 
Auf Ekkehard Wölk ist einfach Verlaß. Was er auch anpackt gelingt und wird zum uneingeschränkten Ohrenschmaus. So auch sein jüngstes Album „Pictures in Sounds“, das er mit seinem Trio und zwei hochkarätigen Gästen eingespielt hat. Auf der neuen CD präsentiert er, anders als bei den hier bereits vorgestellten Hommagen und kongenialen Adaptionen, diesmal ausschließlich eigene Kompositionen der vergangenen Jahre. Seine 13 Kompositionen und Arrangements – Ekkehard Wölk ist Perfektionist – erfüllen auch hier wieder höchste Ansprüche.

'Bilder in Tönen' zeichnet die Formation, und man ist durch die Titel der Stücke ein wenig vorbereitet. Haben Sie nicht auch schon ein Bild vor Augen, wenn Sie Stichworte wie „Märchen-Walzer“, „Garten der Großeltern“, „Novecento“, „Gepetto“, „Dulcinea“ oder „Verschneite Landschaft“ bekommen? Mit jedenfalls geht es so – und meine Erwartungen werden erfüllt. Nach einem virtuosen Einstieg voller Zitate und atemberaubender Soli lädt der besagte lichte und beschwingte „Fairy-Tale Waltz“ dazu ein, sich (wenigstens im gefühlten) Tanz zu drehen, bevor wir zu einem Country-Ausflug mit Mose Harper aufbrechen. Es ist ein Album voller köstlicher Überraschungen. Die lehnen sich von Fall zu Fall an Figuren der Weltliteratur an, wie Bartleby the Scrivener von Hermann Melville, dem Walter Gauchel am Tenorsaxophon Gestalt gibt. Auch in „A Child´s Belief“, „Novecento´s Theme“ und „Island´s Evocation“ bereichert Gauchel das Trio-Arrangement hinreißend mit Tenor- bzw. Sopran-Saxophon.

Sanft kommt die Erinnerung an „Grandparents´s Garden“ daher, beeindruckend finster der Alptraum des Pinocchio-Vaters Gepetto aus Carlo Collodis berühmtem Roman. Auch Dulcinea ist, wie Sie ahnen, einer literarischen Figur gewidmet, der Angebeteten des Ritters von der traurigen Gestalt Don Quixote, der Wölk zärtliche Gestalt verleiht – und uns Bilder von der Mancha in den Kopf zaubert. Kristoff Becker tritt am Cello höchst dramatisch auf den Plan, wenn es gilt, eine frostige, schneebedeckte Landschaft zu illustrieren, bis alles unter weichen neuen Flocken versinkt. Gelungen. Trauer schließt unendlich sanft den musikalischen Reigen mit der Elegie „Mourning“, die Ekkehard Wölk als Klavier-Solo an den Schluß seines reichen und wunderschönen, ja verzaubernden Albums gestellt hat.
 
Eine von Herzen kommende Empfehlung der Musenblätter und erneut mit unserem Prädikat, dem Musenkuß ausgezeichnet. Es sind Literatur und Traum in Jazz gegossen. Wie schrieb ich oben? Auf Ekkehard Wölk ist einfach Verlaß.
 
Ekkehard Wölk Trio – „Pictures in Sounds“
© 2019 Nabel Records
Ekkehard Wölk (Piano) - Lars Gühlcke (Bass) - Andrea Marcelli (Drums) 
Gäste: Kristoff Becker (Cello, Electronics) (track 5,12) - Walter Gauchel (Saxophone) (track 4,6,8,10)
 
Titel:
1 Circulus Vitiosus - 2 Fairy-Tale Waltz - 3 The Ballad of Mose Harper - 4 Bartleby's Blues - 5 Viaggio - 6 A Child's Belief - 7 Grandparents Garden - 8 Novecento's Theme - 9 Master Gepetto's Nightmare - 10 Island's Evocation - 11 Dulcinea - 12 Snowy Landscape - 13 Mourning (Piano Solo)
Gesamtzeit: 1:12:37
 
Weitere Informationen: https://nabelrecords.de