Wenn es so ist, könnte es sein…

„Alice im Wunderland“ im Wuppertaler Kinder- und Jugendtheater

von Frank Becker

v.l.: Sophie Hülper, Ulrich Auerbach, Judith Jaskulla, Balduin von Au

Wenn es so ist, könnte es sein…
 
Alice im Wunderland
 
Ein Stück für die ganze Familie/ ab 6 Jahre nach dem gleichnamigen Buch von Lewis Carroll in der Bearbeitung von Lars Emrich

Regie: Peter Adrian Krahl - Ausstattung: Laurentiu Tuturuga - Musik: Niels Wörheide – Regieassistenz: Alyson Milena Hille
Besetzung: Alice (Judith Jaskulla) – Mutter/Rote Königin (Annegret Calaminus) – Weiße Herzogin (Julia Marie Ruhl) – Herzbube (Louis Droß) – Hutmacher (Ralph Wörheide) – Kaninchen, groß (Ulrich Auerbach) – Kaninchen, klein (Vanessa Lang) – Maus (Sophie Hülper) – Dideldum (Lena Gundermann) – Dideldei (Charlotte Kaufung) – Raupe, Grinsekatze, Humpti Dumpti, Schiedsrichter (Balduin von Au) – Diener (Enya Dolata, Milena Kampe)
 
Das Unmögliche zu schaffen gelingt einem nur, wenn man es für möglich hält.
 
Lewis Carroll hat 1865 für seine Erzählung Alice’s Adventures in Wonderland mit dem weißen Kaninchen, das mit einer Weste ausgestattet und der Taschenuhr in der Hand der Zeit hinterherläuft, mit der prophetischen Raupe, der  Grinsekatze, den widersprüchlichen aber doch einigen Dideldum und Dideldei, dem verrückten Hutmacher, dem Märzhasen und eben der kleinen Alice ein Personal geschaffen, das seinem Buch zu einer bis heute andauernden Weltgeltung verholfen hat. Die Geschichte erzählt davon, wie die im sommerlichen Garten zwischen Schlafen und Wachen dämmernde kleine Alice das Kaninchen vorbeihasten sieht, ihm spontan in den Kaninchenbau folgt, in einen tiefen Schacht stürzt, fällt und fällt und fällt… - bis sie unbeschadet im Wunderland ankommt, wo sie versucht, dem Kaninchen weiter zu folgen.
Lewis Carroll hat mit diesem vielschichtigen Buch, das Kinder wie Erwachsene gleichermaßen fasziniert, ein Meisterwerk der phantastischen, skurrilen Literatur geschaffen, das seither Zeichner reizt, Illustrationen dazu beizutragen. Im Original hatte John Tenniel das getan. Die (Alp)Traum-Erzählung, die natürlich auch Psychologen auf den Plan gerufen hat, hatte in den vergangenen 150 Jahren zahlreiche Bühnenfassungen und -Aufführungen zur Folge, ab 1904 sind beinahe noch mehr Verfilmungen notiert. Wohl am besten gelungen und daher auch im kollektiven Gedächtnis verankert ist die Zeichentrick-Fassung aus den Disney-Studios, die 1951 in die Kinos kam und noch heute das Maß der Dinge ist.
 

v.l.: Lena Gundermann, Ulrich Auerbach, Charlotte Kaufung, Sophie Hülper

Hier läßt sich nun wunderbar das Band zu der „Alice im Wunderland“-Inszenierung knüpfen, die Peter Adrian Krahl am vergangenen Samstag auf die Bühne des Wuppertaler Kinder- und Jugendtheaters gebracht hat. Denn die von Laurentiu Tuturuga nebst den Kostümen liebevoll gemachte Ausstattung beruft sich bis ins Detail der Wasserpfeife rauchenden Raupe, der Ausstattung von Dideldum und Dideldei oder des Flamingo-Krocket-Schlägers der roten Königin auf das Disney-Vorbild. Mit Raffinesse wird das Schrumpfen Alices nach dem „Trink mich“-Fläschchen und das Wachsen nach dem „Iß mich“-Keks umgesetzt, das multifunktionale Bühnenbild illusioniert Mal um Mal neue Landschaften und Handlungsorte, und neben der Kernfigur der Alice (ganz reizend Judith Jaskulla) sind das urkomische Duo Dideldum und Dideldei (herrlich: Lena Gundermann und Charlotte Kaufung), Balduin von Au herausragend in seinen Rollen als prophetische Raupe, rätselhafte Grinsekatze, Humpti Dumpti und weiser Schiedsrichter sowie der eingesprungene Ralph Wörheide als Hutmacher und Louis Droß als wundervoll  dämonischer Herzbube echte Glanzlichter dieser unterhaltsamen Inszenierung.
Mit fast 1½ Stunden ohne Pause wird allerdings die Aufnahmefähigkeit der Kinder ausgereizt, und die Sprach-Verständlichkeit könnte akustisch ein wenig verbessert werden. Ansonsten: Ungetrübtes, phantastisch-buntes Vergnügen.
 

Rote Königin und Weiße Herzogin v.l.: Annegret Calaminus, Julia Marie Ruhl

Premiere war Samstag, 9. November 2019, 16.00 Uhr, Termine bis 28. Januar 2020 sind im Theater im Berufskolleg Wuppertal, Bundesallee 222, Wuppertal und an Gastspielorten geplant.
 
Weitere Informationen:  www.kinder-jugendtheater.de