Respekt

Die „Blues Brothers“ im TiC-Theater auf kleiner Bühne

von Frank Becker

André Klem - Foto © Martin Mazur 

Maximilian Leuchter - Foto © Martin Mazur
Respekt
 
Die „Blues Brothers“ auf kleiner Bühne
 
Regie: Patrick Stanke – Musikalische Leitung, Arrangements, Instrumente: Stefan Hüfner – Choreographie: Jennifer Pahlke – Bühne: Jan Bauerdick & Benedikt FiebigKostüme: Karin AlbertiMaske: Elke QuirmbachRegieassistenz: Michelle Ossowski
Videos & Fotos: Filmproduktion Siegersbusch

Besetzung (Premiere): André Klem (Jake) – Maximilian Leuchter (Elwood) – Annika Tahiri (Sugar / Pinguin u.a.) – Volker Kuhlen (Mad „Guitar“ Murphy u.a.) – David Parke (Murph u.a.) Alexander Klein (Fabulous u.a.) – Anja Bielefeld (Bob / Theophilia u.a.) - Leonie Hackländer (Monica u.a.) – Lara Erlach (Attentäterin u.a.)
 
Es gehört schon reichlich Chuzpe dazu, den für viele Kino- und Bluesfreunde zum ewigen Kulturgut gewordenen Film „The Blues Brothers“, eine temporeiche, personalaufwendige und turbulente Materialschlacht, zudem mit den Besten der Besten aus Rhythm `n´ Blues besetzt (man bedenke: Ray Charles, Aretha Franklin, James Brown, John Lee Hooker, Chaka Khan, Cab Calloway und Matt Murphy taten 1980 u.a. mit), mit zahlenmäßig äußerst begrenztem Personal auf eine relativ kleine Bühne zu transportieren, wie am vergangenen Freitag im Wuppertaler TiC-Theater geschehen. Rollen und ganze Passagen mußten gestrichen werden, andere Rollen und Handlungen radikal umgeschrieben. In  Bob´s Country Bunker wird mit Gemüse anstatt mit Bierdosen geworfen (!), der Drummer wird durch einen Synthesizer ersetzt, und eine Armada von Polizisten durch einen einzigen. Die Nazis fallen ganz weg, wie auch Nationalgarde, Army und die großen Straßenszenen. Der Musical-erfahrene Patrick Stanke hat es dennoch mit dem musikalischen Rückgrat von Stefan Hüfner gewagt und vor ausverkauftem Haus einen beachtlichen Publikumserfolg erzielt, der sich nach knapp zweieinhalb Stunden in stehenden Ovationen für Ensemble und Regie-Team äußerte.
 
Was man also nicht bekommt, nicht bekommen kann, ist trotz der originellen Einspielungen von z.T. Original-Clips (Filmproduktion

Annika Tahiri - Foto © Martin Mazur
Siegersbusch) eine originalgetreue Umsetzung des Kino-Kult-Streifens. Was man aber dank eines äußerst spiel- und einsatzfreudigen Ensembles, einer bestechenden, explosiven Choreographie (Jennifer Pahlke) und der wie gewohnt perfekten musikalischen Umsetzung durch Stefan Hüfner bekommt, ist ein wenn auch spät zündender, so doch amüsanter, sehr unterhaltsamer Abend mit einigen Glanzlichtern, als deren hellstes bei der Premiere Annika Tahiri strahlte. Ihre kraftvolle, stimmgewaltige Interpretation von Aretha Franklins „Think“ war in der Bilanz das mitreißendste Stück der Inszenierung, für das alleine sich ein weiterer Besuch der Aufführung lohnen würde. Aber auch die Ensemble-Nummern mit u.a. Cab Calloways „Minnie the Moocher“ und Aretha Franklins „Respect“ sowie die der Brüder Jake (André Klem) und Elwood (Maximilian Leuchter) mit „Everybody Needs Somebody To Love“ und „Gimme Some Lovin'“ konnten sich durchaus hören lassen. Der muffelige Jake und der gelassene Elwood waren mit diesen beiden auch vom Typ gut besetzt.
Vier Damen und fünf Herren stemmen durch Musikalität und steten bewundernswürdigen Rollen-, Kostüm- und Perückenwechsel – eine präzise getaktete Höllenarbeit hinter der Bühne, alle bis auf Klem und Leuchter sind nämlich mehrfach besetzt – den Abend. Wenn man sich erst mal vom Kino-Vorbild gelöst und das gut gemachte Programmgeft sorgfältig gelesen hat, paßt es.

Weitere Informationen:  www.tic-theater.de