Herbst-Ausflüge nach Österreich (2)

Heute: Die Zotter Schokoladen-Manufaktur Riegersburg bei Graz

von Theo Reisner

Zotter, handgeschöpft - Foto: Zotter

Schleckermäuler warten bereits ungeduldig darauf – bitte schön:
 
Die Zotter Schokoladen-Manufaktur Riegersburg bei Graz
 
Die Familie Zotter arbeitet genauso wie die Familie Swarovski mit der Technik „rasant starten und dann ordentlich Gas geben“. 1987 eröffnet Josef Zotter im Zentrum von Graz eine Konditorei und fällt bald mit süßen Kreationen wie „Hanfschnitte“ oder „Käferbohnen-Roulade mit Koriander“ auf. Zur neuen Marke „handgeschöpfte Schokolade“ gehören auch das 70-Gramm-Format (für aktuell 90 Sorten) und die Abkehr vom Würfelbruch-Muster. 2002 starteten die Verkostungsstation „Running Chocolate“ und das Schoko-Laden-Theater, in dem die Produktion von der Bohne über das Walzenpulver bis zu fertigen Tafeln mitverfolgt werden kann. Seit April 2019 serviert hier ein Roboter Kostproben, die per Touch-Screen ausgewählt werden.
 
 
Schokoladen-Roboter - Foto © Jacqueline Jud, Zotter Schokoladen

Das rund 30 Kilometer östlich von Graz gelegenen 27 ha große Gelände ist komplett begehbar und verfügt auch über einen „eßbaren“ Tiergarten, der u.a. als eine Art Vorstufe für die Restaurant-Küche dient. Esel, Enten, Ziegen, Schafe, und Schweine zählen draußen zu den Attraktionen für Kinder ab 5, die nach der Besichtigung auch mit Hilfe von Ferngläsern ein Bild malen dürfen. Im „Am-Vieh-Theater“ ist die Kakaowelt Madagaskar mit 360-Grad-VR-Brillen zu sehen. Drinnen geht es dann um insgesamt 400 verschiedene Schokolade-Sorten. Die meisten der 185 Mitarbeiter sorgen tagtäglich für absolut frische Kostproben, von denen gut 250.000 Besucher pro Jahr erkennbar begeistert sind.
 
Der internationale Durchbruch mit einer Auszeichnung als „Bester Schokolade-Hersteller der Welt“ (unter 270 getesteten Herstellern mit 2.700 verkosteten Proben) kam 2012. Im Ranking der Sorten liegt die Labooko Nicaragua als beste Milchschokolade auf Platz eins und die Erdbeer-Variante auf Platz zwei weltweit. Nur so als Tip für die Wahl der Reihenfolge beim Verkosten.
 

Running Chocolate - Foto: Zotter

Kaufen ist dann zum Schluß auch ohne Verpackung möglich - bei der „Low Waste Station“.
Alleine 2018 und 2019 kamen 21 neue Sorten dazu, wie z.B. Himbeeren mit Champagner. Auch welche ohne Zucker mit null Kalorien. Oder welche mit Softnebelröstung, bei der ein feiner Nebel mit Tee-Essenzen das Kakao-Aroma weiter verbessert. Es gibt auch die Käse-Schokolade und eine Mixing Bar, an der Forscher-Typen ihre eigene Schoko-Mischung kreieren können. Nach einer Pause am Schoko-Brunnen kommt die Schocker-Abteilung: Z.B. mit „Heuschrecken in Weißwein“ oder mit Himbeer-Blut-Schokolade. Die enthält ein paar Tropfen Tier-Blut aus dem hauseigenen Tiergarten. Josef Zotters Idee dahinter: Ein paar Blutstropfen in der Schoko werden leicht zum Aufreger, die sehr blutige Massentierhaltung dagegen kaum.
 

Schoko-Brunnen - Foto © Eisenberger

Nichts zu kaufen gibt es auf dem Ideen-Friedhof. Hier werden (mit entsprechender Kommentierung) Sorten begraben, denen zu Lebzeiten die Mindest-Nachfrage in Kilogramm oder Euro verwehrt blieb. Andere schaffen es bis zu Greenpeace, die die Schokolade-Manufaktur für Leistungen bei Ökologie, artgerechter Tierhaltung sowie bei Sozialem mehrmals ausgezeichnet hat. Daß kein Weg aus der tiefsten Steiermark in die große Welt zu weit ist, beweist nicht nur Arnold Schwarzenegger, sondern auch das Vorlesungsverzeichnis der Harvard University. Dort steht nämlich die Firma Zotter als einziges österreichisches Unternehmen mit auf dem Lehrplan.
 

...auch süß: Julia Zotter - Foto: Zotter

Zotter Schokoladen-Manufaktur Riegersburg bei Graz
Eintritt: € 16,90, Ermäßigungen für Kinder und Jugendliche. Mo-Sa 9-19h (Nov.- April), Mai – Oktober eine Stunde länger. Vor-Reservierung empfohlen.
Bergl 56, 8333 Riegersburg, Steiermark. schokolade@zotter.at, Tel. 0043-3152-5554.
Weitere Informationen:  www.zotter.at 

Redaktion: Frank Becker