Das Prickeln auf der Flasche

Vor 50 Jahren wurde Günter Kupetz´ „Normbrunnenflasche“ eingeführt.

von Frank Becker

Die „Normbrunnenflasche“ Foto © Frank Becker
Das Prickeln auf der Flasche

Wer im Laufe der letzten 50 Jahre an einem heißen Tag zu einem Mineralwasser gegriffen und seinen Durst vielleicht direkt aus der Flasche gelöscht hat, wird sich erinnern, oberhalb der „Taille“ der Flasche gläserne Perlen gefühlt zu haben, die das Prickeln und Sprudeln des erfrischenden Inhalts haptisch erfahrbar machten. Diese 50 mal befüllbare „Perlenflasche“, im Laufe der Zeit in Milliarden-Mengen für die Genossenschaft Deutscher Brunnen hergestellt, ist vielleicht die populärste Entwicklung des Designers Günter Kupetz.
Vor 50 Jahren, genau am 8. August 1969 wurde sie als „Normbrunnenflasche“ von den deutschen Mineralwasser-Abfüllern eingeführt. 1982 erhielt Günter Kupetz den „Bundespreis Gute Form“ für diese Perlenflasche, die zur wohl erfolgreichsten Mehrweg-Verpackung der deutschen Design-Geschichte geworden ist.
 
Günter Kupetz gehörte 1959 zu den Gründern des Verbandes Deutscher Industriedesigner (VDID). Auch die unverwüstliche Chromagan-Butterdose von WMF (die mit eingelegten Holzgriffen und transparenter Haube) oder die Chromagan-Vorlegeplatte, die Sie vielleicht als Kuriosum aus den 50ern aufgehoben haben wie einen Salzbrezelhalter aus Messing, dessen Griff mit einer roten Plastikschnur umwickelt ist, wurden von Günter Kupetz entworfen. Sie erinnern sich, früher im Büro ein graugrünes AEG-Telefon (1960) benutzt zu haben (sie wissen schon, diese vorsintflutlichen Dinger mit Wählscheibe...), haben noch die Geschirrspülmittelflasche von „Pril“ (1962), „Clin“ oder „Lux“ vor Augen oder essen gar noch heute ihr Frühstücksei aus einem Melamin-Eierbecher mit passendem Löffel? Alles von Günter Kupetz.
Bis 1973 arbeitete er als freier Designer weiterhin für WMF. Auch das zylindrische braun-Consul Tischfeuerzeug von Dieter Rams ist eine Idee von Günter Kupetz (1925-2018).


Günter Kupetz (1925-2018) - Foto © Frank Becker