Ein Familienfilm, der über die Generationen hinweg unterhält und amüsiert.

„Mein Lotta Leben“ von Leana Vollmar

von Frank Becker

Mein Lotta-Leben
(Deutschland 2019)
 
Regie: Neele Leana Vollmar
Mit: Meggy Hussong, Yola Streese, Levi Kazmaier, Lukas Rieger, Laura Tonke, Oliver Mommsen, Carolin Kebekus, Milan Peschel, Laila Ziegler, Caro Cult
 
Alice Pantermüller und Illustratorin Daniela Kohl haben mit ihrer „Lotta“-Reihe die amüsanten Romanvorlagen geliefert, Regisseurin Leana Vollmar hat sie einem Drehbuch von Bettina Börgerding folgend für einen unterhaltsamen Familienfilm umgesetzt.
Lotta Petermann (sehr sympathisch: Meggy Hussong) lebt in einer Bilderbuch-Vorstadt-Straße und ist ein ganz  normales Mädchen von 11 Jahren mit den Wünschen, Gedanken, Problemen und Problemchen einer 11jährigen, die in die Schule geht, nach Freundschaft sucht und Träume spinnt. Elfjährige dürfen das, müssen das. Deshalb nehmen das ihre Eltern, Papa Rainer (liebenswert zerstreut: Oliver Mommsen) und Mama Sabine (lebnsbejahend und köstlich dynamisch: Laura Tonke), auch gelassen. Auch die nervigen beiden kleinen Zwillings-Blöd-Brüder Jakob und Simon (Lenny und Marlow Kullmann) die sie den ganzen Tag ärgern, werden von allen mit Schulterzucken hingenommen. Es ist eben, wie es ist, auch, daß Mama jetzt für den abgedrehten aber tiefenentspannten Guru Heiner Krishna (Milan Peschel) in dessen Meditationsstudio arbeitet.
 
Schließlich hat man ja Freunde, die für den inneren Ausgleich sorgen, und das sind für Lotta ihre beste Freundin Cheyenne (Yola Streese) und der Schulfreund Paul (Levi Kazmaier). Zusammen sind sie die Bande „Die wilden Kaninchen“, die sich gegen die (G)Lämmer-Girls um die reiche und eingebildete Berenike von Bödecker (Laila Ziegler) und die coolen „Rocker“ der Klasse behaupten müssen. Dafür haben sie ihr herrliches Refugium, ein Baumhaus, wie wir es uns in der Kindheit alle gewünscht haben. Apropos Schule: Hier setzt Carolin Kebekus als kompromißlose Lehrerin Frau Kackert eines der Glanzlichter des Films: „Ich heiße Gisela Kackert. Ihr wißt es nicht, deshalb sage ich es euch: Wer Witze über meinen Namen macht, der stirbt einen qualvollen Tod.“
Als Berenike eine große Party feiert und alle einlädt, sogar Paul, werden Lotta und Cheyenne ausgeschlossen. Das wollen die beiden Freundinnen sich nicht gefallen lassen und versuchen alles mögliche, um doch noch zur Party eingeladen zu werden. Doch über die Idee, den berühmten Sänger Marlon (Lukas Rieger), der ihnen zufällig über den Weg läuft, mit zur Party zu bringen, entzweien sich die beiden Freundinnen. Aber Lotta wäre nicht Lotta, und es wäre kein hübscher Jugendfilm, wenn Lotta und Cheyenne es nicht erkennen würden, wie wichtig ihre Freundschaft ist und wie hohl das ganze Tralala um einen Glitzergeburtstag und einen unreifen Pop-Sänger ist.
 
Allgemeingültige Erkenntnisse wie die, daß kein Kind der Welt Rosenkohl mag und daß Blockflöten-Unterricht Folter für Kinderseelen ist, Running Gags wie der einer stets wieder auftauchenden Blockflöte sowie glücklicherweise nicht stattfindende Gewalt und fehlende Häme machen den mit zusätzlichen Sprech- und Denkblasen, Zeichentrick und Symbolik animierten Streifen zu einem Familienfilm, der über die Generationen hinweg blendend unterhält und amüsiert. Sechs (!) Minuten Nachspann stellen alle, aber auch alle Mitwirkenden bis hin zum Butterbrotschmierer in der Kantine und dem Laufjungen im Studio  vor. Die Kosten trugen zu großen Teilen öffentliche Filmförderungen.
Das Trio Meggy Hussong, Yola Streese und Levi Kazmaier stand übrigens zum ersten Mal vor Filmkameras, aber ich bin sicher, daß man sie wiedersehen wird.
 
Kinostart: 29.8.2019
 
Das Buch zum Film, mit vielen Filmfotos, ist im Arena Verlag erschienen:
Alice Pantermüller / Daniela Kohl - „Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo“
© 2019 Arena Verlag, 184 Seiten, flexibler Umschlag mit abgerundeten Ecken und Lesezeichen – ISBN: 978-3-401-60488-6
12,- €
Weitere Informationen:  www.arenaverlag.de