Schwebebahn - Prontosil - CVJM

Tanja Heil – „Original aus dem Tal. Wuppertaler Innovationen und Pionierleistungen“

von Frank Becker

Original aus dem Tal
 
Das Buch über Innovationen aus Wuppertal
 
Die Wuppertaler Schwebebahn von Eugen Langen kennt jeder, obwohl sie im zurückliegenden Dreivierteljahr ja beinahe in Vergessenheit geraten wäre. Aber wußten Sie, daß er 1895 an einer Fischvergiftung starb und die Inbetriebnahme nicht erlebte? Das weltberühmte Bayer-Schmerzmittel Aspirin kennt man auch (leider auch die Elberfelder  Firma, die derzeit für die Folgen seines Unkraut- und vermutlich Naturvernichters Glyphosat eine Woge von Zivilprozessen zu stemmen hat). Doch zum Glück gibt es ja auch Gerhard Domagk, der für seine Bayer-Forschungen und die Entwicklung des Antibiotikums „Prontosil“ 1939 den Nobelpreis erhielt. Und wer weiß schon, daß die erste funktionierende Flechtmaschine der Barmer Ingenieur Johann Heinrich Bockmühl baute? Ein Elberfelder stellte die ersten mechanischen Spinnmaschinen in ganz Preußen auf und betrieb damit ab 1784 die erste Fabrik auf dem Kontinent. Wußten Sie, daß der Beruf der Stenotypistin quasi von dem Elberfelder Ferdinand Schrey erfunden wurde? Schließlich ermöglichte er diesen Berufszweig mit seiner Entwicklung der Einheitskurzschrift Stolze-Schrey, die er aus der Gabelsberger entwickelte. Johann Gregor Breuer, Karl August Döring und Adolf Kolping schufen zum Besten wandernder Handwerksburschen und bindungsloser Fabrikarbeiter im 19. Jahrhundert Gesellenvereine, die als soziale Anlaufstellen und Hilfsorganisation für die Weiterbildung wirkten – und bis heute wirken: Kolping-Familien und CVJM (Christlicher Verein junger Männer).
Im Laufe der Jahrhunderte kamen immer wieder bahnbrechende Erfindungen aus dem Wuppertal. In dem Buch „Original aus dem Tal. Wuppertaler Innovationen und Pionierleistungen“ haben Tanja Heil (Ausführung) und Ralf Putsch (Idee) in 17 Kapiteln mit vielen Bildern einige bedeutende Innovationen aus Wuppertal zusammengestellt. Dabei geht es nicht nur um technische Erfindungen, sondern auch um gesellschaftliche Neuerungen: So schildern die Autoren, wie Wuppertaler Unternehmer die erste moderne und unabhängige Industrie- und Handelskammer durchsetzten, die schnell zum Vorbild für ganz Preußen wurde. Oder wie Elberfelder Honoratioren 1852/53 ein System der Armenpflege entwickelten, das bald in ganz Europa genutzt wurde. Auch künstlerische Innovationen wie das Tanztheater Pina Bausch und die Hardt als erster Bürgerpark werden dargestellt. Der Reiseunternehmer Hubert Tigges „erfand“ in den 1920ern die Gruppen- und Studienreisen, die er nach dem fatalen Weltkrieg ab 1948 zu neuer Blüte brachte und damit vor allem zur Völkerverständigung beitrug.
 
Die Beiträge reichen von historischen Beispielen aus dem 18. und 19. Jahrhundert bis zu aktuellen Projekten wie der Nordbahntrasse und der Junior Uni. Dabei werden insbesondere auch die Hindernisse beleuchtet, die Erfinder zu allen Zeiten überwinden mußten, bis ihre Idee Erfolg hatte. Als Gastautoren schreiben Jürgen Eidam über die Barmer Bergbahn, Eberhard Illner über Friedrich Engels und seine empirische Soziologie, Antonia Dinnebier über die Hardt und Marion Meyer über das Tanztheater Pina Bausch. Das Layout hat Birgit Pardun gestaltet. Ein Namen- und Begriffs-Index fehlt bedauerlicherweise, die Lektüre allerdings ist kurzweilig.
 
Tanja Heil – „Original aus dem Tal. Wuppertaler Innovationen und Pionierleistungen“
© 2019 Verlag Edition Köndgen, 110 Seiten, gebunden, 21 x 21 cm, zahlreiche Abbildungen ISBN 978-3-939843-93-1
22,- €
Weitere Informationen: www.edition-koendgen.de