Intendant Goerden wirft am Schauspielhaus Bochum das Handtuch

Ein Feature

von Andreas Rehnolt

www.musenblaetter.de
Intendant Goerden wirft am Schauspielhaus Bochum das Handtuch

Der 45jährige hatte nicht zuletzt in der Konkurrenz mit den erfolgreichen Bühnen in Essen und Köln zuletzt einen schweren Stand


Bochum - Der amtierende Intendant des renommierten Schauspielhauses Bochum, Elmar Goerden, hat kurz vor dem Ende seiner dritten Spielzeit am Mittwochabend erklärt, er stünde nach Ablauf seines laufenden Vertrages 2009/2010 nicht mehr als Intendant zur Verfügung. Damit wirft der 45-jährige, der seit Beginn der Spielzeit 2005/2006 an der Traditionsbühne der Revierstadt das Sagen hatte, das Handtuch. Einzelheiten aus dem Schreiben an den Kulturdezernten der Stadt Bochum, Michael Townsend sind zwar noch nicht bekannt, jedoch ist in der Theaterszene längst bekannt, daß Goerden nicht zuletzt in der Konkurrenz mit den äußerst erfolgreichen Bühnen in der Ruhrmetropole Essen unter Anselm Weber und seit der Spielzeit 2007/2008 in Köln unter der nicht minder erfolgreichen Intendantin Karin Beier einen schweren Stand hatte.

Dabei hatte Goerden noch vor wenigen Wochen erklären lassen, die Eröffnung der auslaufenden Spielzeit hätte sich sehen lassen können. Auch für die anstehende Spielzeit nach der Sommerpause hatte der Intendant viel Neues angekündigt. Zum Spielzeitauftakt im Oktober 2008 sollen sechs Premieren in zwei Wochen zu sehen sein. Goerden selbst wird das Schauspielhaus am 10. Oktober mit Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig" eröffnen. Mit diesem Stück erfüllt sich der Intendant als Regisseur ein lang gehegtes Anliegen, hieß es bei der Vorstellung des Spielplans. Doch trotz einiger hervorragender Inszenierungen und vielen - entgegen der ursprünglichen Ankündigungen zum Intendantenstart - engagierten Bühnenstars hat es Goerden nicht geschafft, an die Erfolge seiner Vorgänger Matthias Hartmann oder Leander Hausmann anzuknüpfen.

Zum Start seiner Intendantenzeit in Bochum, wo vor vielen Jahren auch Theatergrößen wie Peter Zadeck, Claus Peymann und Frank Patrick Steckel das künstlerische Zepter in der Hand hatten und europaweit Maßstäbe setzten, hatte Goerden noch erklärt, in seiner Amtszeit wolle er "deutliche Schwerpunkte" setzen. Dazu gehöre auch die Untersuchung klassischer Texte, sagte er damals in einem Interview, in dem er sich als "Verfechter von konsequenten Spielplänen mit sehr alten Texten" bezeichnete. Vom "Startheater" seines Vorgängers Hartmann schien er 2005 nicht viel zu halten. Er setze eher auf das Ensemble-Theater, betonte er zum Start seiner Intendantenzeit und fügte damals an: "Wenn man keinen Hamlet hat, kann man keinen Hamlet machen."

Goerden ist nicht der einzige Revier-Intendant, der nach einigen Jahren das Handtuch wirft. Er tat es immerhin aus freien Stücken. Im benachbarten Oberhausen entschieden die im Rathaus für Kultur Verantwortlichen dagegen schon vor rund einem Jahr das Aus für den ebenfalls nicht sehr erfolgreichen Intendanten Johannes Lepper. Dessen Vertrag wurde nicht weiter verlängert. Stattdessen wird Oberhausen, das unter dem vor einigen Jahren nach Bonn gewechselten Klaus Weise bundesweit in die Feuilletons einzog, künftig vom bisherigen Schauspieldirektor und Regisseur am Luzerner Theater, Peter Carp geleitet, der zu Beginn der Spielzeit 2008/2009 die Lepper-Nachfolge antritt.

Goerden kam von München an die traditionsreiche Revierbühne nach Bochum. In der Bayern-Metropole leitete er seit 2001 das Residenztheater. Seine Laufbahn begann er als Regieassistent an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin. Später war der für seine genau gearbeiteten Inszenierungen bekannte Regisseur einige Jahre äußerst erfolgreich am Schauspielhaus Stuttgart
.