stillgelegt

Fotografien von Holger Mühlenbeck ab 11. Juni in der Deutschen Bank Wuppertal

von Antje Birthälmer

Ausstellung Deutsche Bank, 11. Juni bis 11. Juli 2008
Atelierausstellung Holger Mühlenbeck, 20. Juli bis 30. September 2008

stillgelegt


Holger Mühlenbeck zählt zu den renommierten Fotografen der Gegenwart. Auf still­gelegten Zechen und in Stahlwerken, auf Schrottplätzen und in den Gebieten des Braunkohletagebaus Garzweiler, Hambach und Inden (im Dreieck Düsseldorf, Aachen, Köln - der größte Tagebau der Welt) fotografiert er Landschaften, Orte und Objekte, die den Prozessen von Veränderung, Verfall und Zerstörung unterworfen sind. Die Motive geben Einblick in einen fundamentalen, geradezu epochalen Strukturwandel. Zechen und Stahlwerke, die bis in neuere Zeit die Industriegesellschaft und das Erscheinungsbild unserer Umwelt prägten, wurden geschlossen und allmählich von der Natur zurückerobert. Menschen werden umgesiedelt, ganze Dörfer abgerissen und dem Erdboden gleichgemacht, um das stetige Fortschreiten des Braunkohle­tagebaus zu ermöglichen. Der industrielle Impuls hat längst eine umwälzende Eigendynamik entwickelt, die sich in einem ständigen
Kreislauf fortsetzt.


Foto © Holger Mühlenbeck

Foto © Holger Mühlenbeck








Die Faszination der Fotografie liegt für Holger Mühlenbeck in der Herausforderung, das "nicht Gesehene" sichtbar zu machen. Mit seinem emotional Anteil nehmenden und sozialkritischen Blick durch die Kamera verbindet sich Verwunderung über die Absurdität des Widersprüchlichen und Staunen über das phantastische Eigenleben der Dinge. Diese Phänomene vermittelt Holger Mühlenbeck mit einer komplexen Bilddramaturgie, bei der die Wahl des Bildausschnittes, Lichtstimmungen wie auch Zufallsmomente eine wichtige Rolle spielen. Romantische und idyllische Impressionen erzeugen Illusionen von Sehnsucht und Glück, um so härter und ernüchternder wirkt dagegen die faktische Realität. Die manchmal an Caspar David Friedrich oder Rene Magritte erinnernden Stimmungen seiner Aufnahmen kennzeichnen hintergründig das Paradoxe wie auch das Dramatische der vorgefundenen Wirklichkeit. Dieser merkwürdige Kontrast zwischen dem einerseits Skurrilen, andererseits aber Schockierenden ist mit der Authentizität des fotografischen Bildes in aller Schärfe erfaßt und auf den Punkt gebracht.


Foto © Holger Mühlenbeck

Foto © Holger Mühlenbeck















Über das Dokumentarische hinaus kommt es Holger Mühlenbeck darauf an, die verborgenen Seiten der Realität ans Licht und gleichzeitig auch das ästhetische Potential des Mediums der Fotografie zur Entfaltung zu bringen. Dann erscheinen selbst einfachste Gegenstände, wie die auf der Zeche Zollverein in Essen aus dem Müll gefischte Tasche eines Bergmanns, als rätselhafte Gebilde. Sie offenbaren, wie dieses Relikt einer untergegangenen Welt, eine eigenartige Schönheit von surrealem, oftmals düsterem Reiz. Im Vakuum der vorübergehend angehaltenen Zeit hat Holger Mühlenbeck in seinen Aufnahmen eine besondere Spannung eingefangen. Dem Betrachter wird bewußt, daß es eine Vorgeschichte gab und eine Fortsetzung der Historie folgen wird, wobei die Frage des "Wie" offen bleibt.

Dr. Antje Birthälmer, Stv. Museumsdirektorin, Von der Heydt-Museum Wuppertal

Ausgestellt sind 35 Arbeiten in den Größen 180 x 120 cm und 120 x 80 cm. C-prints kaschiert auf Alu-dibond und Acrylglas.


Foto © Holger Mühlenbeck

Deutsche Bank Wuppertal, Friedrich-Ebert-Str. 1, 42103 Wuppertal-Elberfeld

Atelier Holger Mühlenbeck, Sadowastrasse 12,42115 Wuppertal Tel.: 0049-(O)202-313844, Mobil: (0)170-9347394, Fax: (0)202-316000