Bino, Blauhemd, Barkas B

Daniela Grosch - „Verschwundene Dinge der DDR“

von Frank Becker

Titel: picture alliance /ZB / Archiv Berlin Verlag
Verschwundene Dinge
(Bino, Blauhemd, Barkas B)

Was einmal zum Alltag der DDR gehörte
und in den Einkaufsnetzen steckte.
 
Als die DDR 1990 endgültig erlosch, war das eine von der Mehrheit ihrer Bürger erhoffte und längst fällige Entwicklung. Plan- und Mangelwirtschaft endeten, der Begriff „Bückware“ wurde lexikalisch, als mit Pauken und Trompeten der Kapitalismus mit seiner glänzenden Warenwelt Einzug hielt. Plötzlich war alles zu haben, wovon DDR-Bürger 40 Jahre lang nur träumen durften – und sukzessive verschwanden gleichzeitig aus den Regalen der Geschäfte die Artikel, an die man sich gewöhnt hatte, Qualität hin oder her. Wir erleben seit nun schon 30 Jahren eine nicht nachlassende und durchaus verständliche (N)Ostalgie, die sich an vielem festmacht, was man sich einmal erkämpft hatte und was die schönen Seiten der DDR zeigt, so es die denn gab.

Alltagsgegenstände wie Elektrogeräte (Kaffeemaschine K 108, Rührgerät RG 28s, RFT-Elektronik), Büroartikel (Schreibmaschine „Erika“, Telefon „Variant“), Modeartikel (Dederon-Kittelschürze, Doppelknappnahthose, Erda-Kniestrümpfe), Zeitschriften (NBI, Atze, Sibylle), das Senftenberger Ei, das Mitropa-Geschirr, Riesaer Zündhölzer, ORWO-Filme, Kaffee-Mix, Zigaretten „Turf“, die Schwalbe, der Trabant und der Barkas – alle perdu.


ORWO-Filme - Foto: Matthias Tödt

Im Verlag Bild und Heimat ist ein bunt illustrierter Bildband erschienen, der unter dem Titel „Verschwundene Dinge der DDR“ einige dieser Erinnerungs- und Sehnsuchtsobjekte vorstellt. Die Autorin Daniela Grosch, aufgewachsen im thüringischen Bad Salzungen hat die aus etlichen Archiven zusammengetragen Fotografien mit kurzen, prägnanten Texten zu Herkunft, Charakterisierung und soweil möglich den damaligen Preisen (EVP) versehen
„Wenn ihr uns nicht seit Jahrzehnten per Paket mit Kaffee, Damenstrümpfen, Jeans, Westwährung etc. versorgt hättet, wäre die DDR schon längst zugrunde gegangen“, darf ich an dieser Stelle eine Stimme zitieren, die mir bei einem DDR-Besuch 1988 ganz offen die Verhältnisse im Land schilderte. Ein Bekannter dort konnte seinen Wartburg nicht reparieren, weil der erforderliche Kolben in der DDR nicht zu bekommen war. Ich beschaffte ohne Probleme zu Hause im Westen einen und schickte ihn in die DDR – per Paket. Das nur am Rande über die marode Volkswirtschaft des Landes, das es trotzdem immerhin unter die zehn stärksten Industrieländer der Welt geschafft hat. Na ja, auf Pump eben…


Sprelacart-Küche - Foto: akg-images/Straube

Das hindert aber nicht die Sehnsucht nach Verlorenem, Vertrautem. „Verschwundene Dinge der DDR“ ist ein Bilderbuch für Nostalgiker, das Produkte und Errungenschaften der DDR-Wirtschaft zeigt, die gewiß nicht höchstem Standard genügten, aber mangels Alternativen in nahezu jedem Haushalt zu finden waren – wenn sie denn überhaupt erhältlich waren. Erinnerung färbt vieles schön, das wissen wir alle – sie läßt manches in einem milderen Licht erstrahlen als früher und dem einst Gehabten und Geliebten nachtrauern.
 
„Verschwundene Dinge der DDR“
© 2019 Verlag Bild und Heimat, 112 Seiten, gebunden, 26 x 21 cm, reich illustriert, Index – ISBN: 978-3-95958-194-3
12,99 €


Jeans DDR - Foto: Günter Rubitzsch

Weitere Informationen:  www.bild-und-heimat.de