Ein scheinbar geläuterter Zeitzeuge des Nationalsozialismus

„Albert Speer in der Bundesrepublik - Vom Umgang mit deutscher Vergangenheit“

von Andreas Rehnolt/Bec.

Ausstellung zu Albert Speer
im NS-Dokumentationszentrum Köln
 
Albert Speer in der Bundesrepublik - Vom Umgang mit deutscher Vergangenheit“ ist der Titel einer Ausstellung, die am 6. Juni im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln eröffnet wurde. Die bis zum 18. August angesetzte Schau informiert über Albert Speer (1905-1981), der in der NS-Zeit als erster Architekt des Reiches verantwortlich für Großprojekte wie das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg und die Umgestaltung Berlins war.
Speer zählte zu Hitlers engsten Vertrauten, 1942 wurde er Rüstungsminister. 1946 verurteilten ihn die Alliierten im Nürnberger Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher zu zwanzig Jahren Haft. Als Speer am 1. Oktober 1966 nach dem Verbüßen seiner Haftstrafe aus dem Gefängnis in Berlin-Spandau entlassen wurde, in dem er zuletzt mit nur noch Baldur von Schirach und Rudolf Heß von Hunderten Besatzungssoldaten der vier Siegermächte von 1945 bewacht worden war, warteten über tausend Schaulustige und Dutzende Mikrophone und Kameras aus aller Welt waren auf ihn gerichtet.
In der Ausstellung werden die entscheidenden Stationen in Speers Biographie anhand ausgewählter Bild- und Schriftdokumente dargestellt. Dabei werden die Medienstationen der Ausstellung mit einbezogen, um eine vertiefte Auseinandersetzung mit der „Speer-Legende“ zu ermöglichen. Speer präsentierte sich nach der Haft als „scheinbar geläuterter Zeitzeuge des Nationalsozialismus“, so die Aussteller.
Er plazierte in der Öffentlichkeit erfolgreich die Legende, er habe von den NS-Verbrechen nichts gewußt und sei, von der Aura Hitlers verführt, in Krieg und Judenmord unbeteiligt hineingeraten. „Mit unkritischer Bereitwilligkeit folgten Historiker, Publizisten, aber auch die deutsche Öffentlichkeit der Erinnerungsmanipulation des 'guten Nazis' - nicht zuletzt, weil er eine Entlastung für jene bot, die sich selbst im Nationalsozialismus engagiert hatten“, so die Aussteller.
 
„Albert Speer in der Bundesrepublik - Vom Umgang mit deutscher Vergangenheit“
NS-Dokumentationszentrum - Apellhofplatz 23-25 - 50667 Köln - Tel: 0221 - 2212-6332 
Die Ausstellung wurde vom Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände in Kooperation mit dem Institut für Zeitgeschichte München-Berlin konzipiert und ist dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 - 18 Uhr geöffnet.
 
Weitere Informationen: www.nsdok.de