Solange die Kasse klingelt...

„John Wick: Kapitel 3“ – von Chad Stahelski

von Renate Wagner

John Wick: Kapitel 3
(John Wick 3: Parabellum - USA 2019)

Regie: Chad Stahelski
Mit: Keanu Reeves, Halle Berry, Laurence Fishburne, Anjelica Huston, Mark Dacascos u.a.
 
Wie das schon so ist mit Action-Helden eines gewissen Zuschnitts: Sie sind so unverletzlich, unverwüstlich und schematisch wie Comic-Figuren – und für manche Schauspieler die Rettung. Wer erinnert sich noch an den jungen Keanu Reeves, derzeit auch schon 55 (die man ihm allerdings nicht ansieht)? Mit Sandra Bullock in „Speed“ zum Spitzenstar hochgeschleudert, dann dreimal, zwischen 1999 und 2003, Held der „Matrix“-Filme, die zwar niemand verstand, die aber damals so futuristisch waren, daß allen der Mund offenblieb. Und dann? Rieseninvestment in den Film „47 Ronin“, der (damals hatte man es mit Asien) ein Vermögen bringen sollte – und stattdessen eine Vermögen kostete, das nicht hereinkam. Absturz in die Bedeutungslosigkeit zweitklassiger Filme und zweitklassiger Rollen. Wenn „John Wick“ nicht wäre…
 
Die Figur des Auftragskillers hat Keanu Reeves 2014 das Karriereleben gerettet und in den Fokus zurück gebracht. Ein düsterer Held in einer undurchsichtigen Welt, nach dem Tod seiner Frau ein einsamer Jäger, aber mit einem charakteristischen Hund an seiner Seite. Teil 1 und 2, der 2017 folgte, hatten mehr greifbare Handlung als Teil 3, der nun zu sehen ist. Aber die alten Qualitäten von Kampf- und Action-Szenen bietet Regisseur Chad Stahelski so verläßlich wieder, daß John Wick auch zur Verfügung stehen wird, wenn dieser Teil genügend Geld einbringt, um einen weiteren zu rechtfertigen. Der Hauptdarsteller wartet schon darauf, wie er in einem Interview sagte.
Wick ist diesmal nicht auf der Jagd, sondern wird gejagt. Gleich zu Beginn eilt er, mit blutigem Kopf und einem Hund an seiner Seite, durch eine düster-verregnete Welt. Man erfährt, daß er sein Syndikat schwer verärgert hat, das ihm in der Manier der totalen Überwachung auf den Fersen ist. Sogar in die Public Library kommen die Killer. Merks: Man kann auch Bücher als Waffen verwenden. Aber nachher bitte schön wieder in die Regale stellen!
„Excommunicado“ ist für Wick in seiner Welt vermutlich so schlimm wie bei den Katholiken – und tödlicher. Man weiß nie, wann irgendwelche Killer auftauchen, denn schließlich gibt es gewaltiges Kopfgeld auf ihn. Einmal kann er sich nur retten, indem er per Pferd durch New York prescht. Und auch das schafft er, obwohl Männer in Motorrädern hinter ihm her sind…
Daß die Gender-Problematik auch in an sich unproblematische Filme eingezogen ist, zeigt die Figur der „Schiedsrichterin“: Das ist nämlich eine junge Dame (mit dem seltsamen Namen Asia Kate Dillon), die hübsch und cool Befehle gibt – auch Männern. Mit dem Asiaten Zero (Mark Dacascos) wird einiges an Ninja-Ästhetik eingebracht.
Daneben gibt es ein paar altbekannte Gesichter, die mittlerweile alte Gesichter sind: Anjelica Huston beispielsweise, die John Wick ebenso um Hilfe bittet wie Halle Berry (nicht mehr so schön wie in ihren Bond-Girl-Zeiten): Da ist er allerdings in Marokko, man sieht ein bißchen rote Wüste, aber weiter geht das Sightseeing nicht: Keine Frage, in „John Wick 3“ geht es nur um die Kampfszenen.
 
Filme dieser Art sind für ein Publikum, das dergleichen gerne sieht. Glaubwürdigkeit ist nicht angesagt. Immerhin, Wick befolgt den Rat: „Do, what you do best: Hunt!“ Also wird mit Gebrüll getreten und gekämpft. Stylish und rasant. In einer Welt, die die Logik von Kinderkino hat. Macht nichts. Solange er überlebt und die Kasse klingelt?
 
Vorschau 2    
 
Renate Wagner