Bahn frei für Jeremy! - "Zits"

Die geniale Comic-Reihe von Jerry Scott und Jim Borgman bei Lappan jetzt schon mit dem 7. Band

von Frank Becker

"Trau keinem über 20!"
© 2007³ achterbahn/Bulls/King Features

Teenager-Alarm!

"Zits" schaut mit viel Humor in die transparente und doch so unergründliche Welt der 15-jährigen
(und ihrer Eltern...)


"Jeremy ist 15 Jahre alt und Teenager. Das ist mindestens so kompliziert wie ein Flug zum Mars und so aufregend wie ein Skorpion im Hausschuh." Soweit der Lappan Verlag über seinen erfolgreichen Comic-Helden Jeremy Duncan, den wir Ihnen  hier mit seinem Band 6 der Reihe "achterbahn" vorgestellt haben. Das Leben geht weiter und "Zits packt aus". So der Titel der neuen, siebenten Sammlung von Strips, die ich Ihnen heute mit einem kleinen Rückblick auf bereits erschienene Bände präsentieren kann. Oben in der Ecke sehen Sie Band 1 der deutschen Zits-Serie, der unter dem Titel "Trau keinem über 20!" 1999 erstmals erschien und nun schon in dritter Auflage vorliegt.

Déja vu

Mit Jerry Scotts und Jim Borgmans "Zits"-Debut 1997 in rund 200 US-Tageszeitungen begann eine

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© 2005 achterbahn/Bulls/King Features
Erfolgsstory von ungeahnten Ausmaßen. Mehr als 1.500 Blätter haben die gerade durch ihre Lebensnähe so urkomischen Comic-Strips mitterweile übernommen, von reinen Comic-Magazinen und anderen Buch-Veröffentlichungen soll hier gar nicht die Rede sein. Lappan jedenfalls erkannte schnell den hohen Unterhaltungs- und Wiedererkennungswert der intelligenten Geschichten um den von allen Problemen der Adoleszenz heimgesuchten schlaksigen Burschen, der allzu gerne mit seinen überdimensionierten Turnschuhen im Sessel lümmelt und mit seinen Eltern, der Schule, dem Leben und mit seinen Pickeln (Zits) hadert. Freundin Sara Toomey (in der deutschen Fassung Lisa) gibt neben dem gewissen Halt der jungen Jahre auch Rätsel auf, und die Freunde Hector Garcia (in der deutschen Fassung Roberto) und Pierce können ebenfalls die Geheimnisse des Erwachsenwerdens nicht aufdröseln. Also gehen sie alle den Weg, den wir ebenfalls mit 15 gingen: den der Unwissenheit, des Konflikts und des Versuchs. Das haben Scott und Borgman dermaßen genau auf den humoristischen Punkt gebracht, daß jedes Umblättern für die Generationen über 20 ein déja vu ist, für Eltern solcher Knaben die beruhigende Erkenntnis der Allgemeingültigkeit der Malaisen des eigenen Sohnes und für 15-jährige eine Bestätigung, daß die Welt so ist, wie sie sie sehen.

Mit Sympathie und Liebeswürdigkeit

Daß ganz nebenbei die Eltern ebenso pfiffig vorgeführt und mit ihren
Angewohnheiten und

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liebenswerten
Marotten Objekt der Späße der Autoren ist, kann denen nicht hoch genug angerechnet werden. Denn im Wiedererkennen (betrifft meine Generation) der eigenen Unzulänglichkeiten liegt die Wurzel des Verständnisses. Was aber macht die Geschichten so besonders? Das ist schnell herausgefunden und leicht gesagt: sie sind samt ihren dramatis personae durch und durch sympathisch. Keine Häme, keine Schadenfreude, keine Gemeinheiten. Es ist eine leicht defekte, aber heile Welt, in der unsere Freunde leben (ja, Freunde, denn das werden sie uns allesamt recht bald), mit unaufgeräumten Jugendzimmern (na und?), kleinen Peinlichkeiten (so ist das eben), dem Einzug der Computer in unser Leben (unvermeidbar), Zahnspangen, unnatürlich erscheinendem schnellem  Wachstum, enormen Appetit, kleinen Eitelkeiten und genau dem Gegenteil, den üblichen Verständnisproblemen zwischen und in den Generationen (wie im richtigen Leben). Natürlich spielt die Liebe - oder das, was ein 15-jähriger in seiner Schwärmerei) dafür hält - eine entscheidend wichtige Rolle (wir kennen das alle). Teenager eben, so wie Sie, Ihre Frau oder ich es einmal waren und unsere Kinder und Enkel es jetzt sind. Und wir? Sind genauso wie Walter und Connie Duncan, Jeremys Eltern.

Preiswertes Vergnügen

Anfangs noch in schwarz-weiß kommen die "Zits"-Bände jetzt feinstens und komplett farbig gedruckt zu einem sehr vernünftigen Preis an den Leser. Mit je 128 Seiten im Format 21,5 x 21,5 cm für je unverändert je 10,- € (D) bekommt man vergnügliche Lektüre mit Wiederholungswert - denn an "Zits" sieht man sich nicht über. Wenn Scott und Borgman dann gelegentlich einen kleinen Schlenker zu Kollegen machen, ist das ein feiner Gag - wissen Sie, was ich meine? Für diese und alle noch kommenden "Zits"-Geschichten unsere Auszeichnung: den Musenkuß!


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