Mal böse, mal brav, mal komisch

„Max und Moritz“ + „Die Wich­tel­män­ner“ und „Nacht­asyl“

von Frank Becker

Mal böse, mal brav, mal komisch
 
Drei Puppentrickfilme der Gebrüder Diehl
 
Für viele Betrachter wird möglicherweise erst durch die Puppen-Animation der Gebrüder Diehl so richtig deutlich, wie hinterhältig und gemein, ja fies die in den Zeichnungen von Wilhelm Busch wenn auch frech, aber noch einigermaßen lustig erscheinenden Lausbuben Max und Moritz in ihrer Anlage und ihrem Charakter sind. 14 Minuten dauert der mit dem gesprochenen Originaltext unterlegte schwarz-weiße Trickfilm-Streifen, 14 Minuten, in denen man sie von Streich zu Streich mehr ablehnen muß. Wenn dann aber die Gesellschaft mit brutaler Gewalt zurückschlägt, indem erst der Bäcker sie in Brotteig backt und als sie das überleben der Bauer sie vom Müller lebendigen Leibes schroten läßt… - dann, ja dann wird einem die ganze Geschichte zuwider. Hervorragend gemacht und von den Gebrüdern Diehl bis ins Detail glänzend animiert, ist zu erkennen, wie deutlich das zweidimensional Bildliche und das dreidimensional Körperliche die Wahrnehmung verändern. „…der bislang geglückteste Versuch einer Animation von Buschs Bildergeschichte“ (so das Wilhelm-Busch-Museum Hannover).
 
Doch zum Glück sind Max und Moritz nicht allein auf dieser DVD aus dem Hause Tacker-Film. Mit einer Wendung um 180 Grad folgt nämlich in Farbe die zauberhafte Diehl´sche Umsetzung von „Die Wichtelmänner“, des aus Hessen stammenden ersten Wichtelmann-Märchens der Brüder Grimm (aus KHM 39) um den unverschuldet verarmten Schuster, dem hilfreiche Wichtelmännchen zu neuem Erfolg verhelfen und von ihm und seiner Frau dafür liebevoll belohnt werden. Das ist eine positive Variante zur bekannten Kölner Heinzelmännchen-Geschichte, in der die fleißigen nächtlichen Helfer durch Neugier und Übermut für immer verscheucht werden. Liebens- und sehenswert!
 
Und noch besser kommt es für den Zuschauer in dem 18-minütigen urkomischen Streifen „Nachtasyl“, für den die Gebrüder Diehl die Mundart Oberbayerns ausgewählt und entsprechende herzhafte Typen geschaffen haben. Es ist eine Verwechslungs- und Liebesgeschichte um ein Bauernpaar und seine Tochter, deren Verehrer, zwei erschöpfte und durchnäßte Bergwanderer, vertauschte Zimmer und verwechselte Personen. Für meinen Geschmack hätte die DVD auch gerne unter dem Obertitel „Nachtasyl“ erscheinen können, denn diese aufwendige Inszenierung (schwarz-weiß) ist in ihrer Animation und sprachlich eine Perle.
Die meisten Puppen sind heute noch im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt am Main zu sehen.
 
„Max und Moritz“ + „Die Wich­tel­män­ner“ und „Nacht­asyl“
3 Puppentrickfilme auf einer DVD
© 2007 Tacker Film / Gebrüder Diehl Puppentrick-Edition, DVD, Farbe und s/w, Länge ca. 50 Minuten + ca. 16 Minuten Bonus-Material
Weitere Informationen: www.tackerfilm.de