Ein Spaziergang durch 100 Jahre Moderne

1919-2019 – hundert Jahre Moderne im Von der Heydt-Museum

Red./Bec.

László Moholy-Nagy QXX 1923, Rudolf Belling Kopf in Mahagoni 1921, Fernand Leger Drei Musikanten 1930 - Foto  Frank Becker

Ein Spaziergang durch 100 Jahre Moderne
 
Die Jahre 1919-2019 im Von der Heydt-Museum
 
Als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, war das Wuppertaler Museum zerstört und mußte konstatieren, daß mehr als tausend seiner Gemälde geraubt, abhandengekommen und verschollen, mehr als 500 vernichtet waren. Seine Grafische Sammlung hatte den Verlust von 1538 Blättern zu beklagen, der Skulpturenbestand hatte sich um 67 Objekte verringert.
 
Die vor dem Krieg höchst bedeutende Sammlung hatte schwer gelitten, doch schon im Dezember 1945 fanden wieder erste Ausstellungen und Vorträge im zentralen Haus statt. Sofort gingen der Kunst- und Museumsverein und die Museumsdirektoren Victor Dirksen und Harald Seiler daran, die Sammlung wieder aufzubauen. Neben zahlreichen Ankäufen war es die Schenkung Eduard von der Heydts, die das Museum wieder zu einem Ort der Avantgarde und zu einem Haus mit einer beeindruckenden Kunstsammlung machte, die von 2000 v. Chr. bis in die aktuelle Gegenwart reicht.


Dr. Gerhard Finckh erläutert: Jean Arp, Menschliche Konkretion 1933 - hinten: Max Ernst, Golfstrom oder Meer und Vogel 1926
Foto © Frank Becker



Ernst Wilhelm Nay, Mit flammendem Gelb 1956 - Norbert Kricke, Rot-Weiß, 1954 - Foto © Frank Becker

In den folgenden Jahren wurde das Gebäude neu gestaltet und das Museum sammelte unter seinen Direktoren Günter Aust und Sabine Fehlemann in zwei Richtungen: zum einen rückwärtsgewandt, um die Lücken in der Sammlung wieder zu schließen und die Verluste zu kompensieren, zum anderen nach vorne, in die Zukunft, um den aktuellen Strömungen der modernen Kunst Raum zu geben. Ich erinnere an das herrliche Calder-Mobile, das vor dem Umbau in den 70ern im Eingangsbereich hing. (Wo ist das eigentlich geblieben?) In dieser Richtung machte sich in der Nachfolge von Sabine Fehlemann der jetzt scheidende Gerhard Finckh besonders verdient. Auch wenn längst nicht alle Verluste wieder wettgemacht werden konnten, ist so im Laufe der vergangenen 70 Jahren eine hochkarätige Sammlung entstanden, die jetzt wieder behaupten kann, zu den wichtigsten Kunstsammlungen Deutschlands zu zählen.
 

Gerhard Richter, Scheich mit Frau 1966 - Germaine Richier, Gottesanbeterin 1954 - Alberto Giacometti, Frau für Venedig V 1966 - Foto © Frank Becker

Aus dem riesigen Schatz seiner Sammlung aus allen Epochen hat das Von der Heydt-Museum die vergangenen welt- und kunstgeschichtlich besonders bedeutsamen 100 Jahre für die neue Präsentation herausgegriffen: Von 1918/1919, den Revolutionsjahren nach dem Ersten Weltkrieg, bis 2018/2019, einem Jahr, in welchem das politische Gefüge der Welt wieder auseinanderzubrechen droht, reicht der Bogen, den die neue Ausstellung in den Räumen der oberen Etage des Hauses schlägt. Auch ständige Museumsbesucher werden überrascht sein, einige Kunstwerke zum ersten Mal zu sehen. Die Sammlung birgt weit mehr als das bisher in Ausstellungen Gezeigte.  
 
Nicht streng, aber doch annähernd in chronologischer Ordnung, präsentiert die Ausstellung Glanzlichter der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Beginnend mit Josef Scharl, Carl Hofer, Otto Dix, Christoph Voll und Karl Röhrig, über die Surrealisten Jean Arp und Max Ernst und die Kunst des Informel von Norbert Kricke und Ernst Wilhelm Nay hin zu Zero und der Konkreten Kunst mit Günter Fruhtrunk, Günther Uecker, John Chamberlain, Josef Albers, Adolph Fleischmann und Leon Polk Smith zur neuen Figuration der 80er und 90er Jahre mit Gerhard Richter, Germaine Richier und Alberto Giacometti zu Tendenzen der Farbfeldmalerei (Kuno Gonschior, Ellsworth Kelly, Joseph Marioni) und zu den allerneusten Erwerbungen des Museums, drunter Tatjana Valsang, Maike Frees, Markus Willeke und Julio Rondo. Die Ausstellung umfaßt so ca. 130 Gemälde, Arbeiten auf Papier und Skulpturen.


Tatjana Valsang, Karte 2011 © vdhMuseum

Maike Frees, Einen Augenblick hellwach © Maike Frees

 




























1919-2019 – hundert Jahre Moderne im Von der Heydt-Museum
14. April – 22. September 2019
Von der Heydt-Museum
Turmhof 8 – 42103 Wuppertal,
Weitere Informationen: www.von-der-heydt-museum.de  
 

               Julio Rondo, All it takes, 2018 -  Foto © Frank Becker                                                                                     Markus Willeke, o.T. 2012 - Foto © Frank Becker