Reisewarnung
Verehrter Reisender, gewöhnlich spricht das Auswärtige Amt Reisewarnungen aus, um Schaden von Bürgerinnen und Bürgern abzuwenden, die vorhaben, sich in unsichere Gebiete zu begeben. Gestatten sie, daß ich mich einmal in diese offiziellen Kompetenzen einmische um eine Warnung auszusprechen, die vom eigenen Erleben geprägt ist. Man wird sie an diesem Ort, vor dem ich warne, nicht beschießen oder entführen. Er liegt auch nicht in irgendwelchen Krisengebieten, sondern mitten im friedlichen, schönen Italien. Es ist der Mailänder Flughafen „Malpensa“. Sie werden dort auch nicht ausgeraubt, na ja vielleicht ein bißchen, wenn ich an die Preise in den Flughafenbistros denke. Sicher haben sie vorgehabt, ihren vergnüglichen Italien-Urlaub mit einer entspannten Heimreise abzuschließen. Spätestens in Mailand-Malpensa ist das Vergnügen zu Ende. Die Anfahrt vom schönen Milano ist weit und man hat beim Durchfahren der öden, häßlich zersiedelten Gegend Gelegenheit, sich intensiv von den Schönheiten Mailands, Turins und des bezaubernden Piemont zu verabschieden. Mit schwerem Gepäck – ist ihr Koffer bei der Abreise auch immer voller als bei der Ankunft ? – kommen sie an, finden auch den Schalter ihrer italienischen Fluglinie, an dem grade erfreulich wenig Betrieb ist. Sie wünschen einzuchecken und das Gepäck los zu werden. Fehlanzeige! Sie sind zu früh. Da könnte ja jeder kommen, wann er will. „No Signore, mi dispiache...“. Kommen sie doch in einer Stunde noch mal vorbei. Also karren sie ein Weilchen ihr Gepäck durch die langweilige Halle und kehren zum Tatort zurück. Jetzt stehen dort an jedem Desk zwanzig Reisende mit je vier Koffern, dazu Hutschachteln, Surfbrettern, Bergen von Duty-Free-Tüten und ondulierten Schoßhündchen. Das dauert. Weil die mitleidige Dame sie wiedererkennt, dürfen sie ohne viel Protest der Mitreisenden zwischendurch in die Schlange schlüpfen. Geschafft. |