Entenhausen liegt bis zum 22. September in Dortmund

„Ente süß sauer - Carl Barks und die Folgen“

von Andreas Rehnolt

Daan Jippes (nach Carl Barks):Donald Duck’s Atom
Bomb (1946/1975), Detail - Courtesy German
Academy of Comic Art © 2019 Disney Enterprises,
„Ente süß sauer -
Carl Barks und die Folgen“
 
Entenhausen liegt bis zum 22. September in Dortmund
 
Eine Ausstellung im Schauraum des Museums für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund widmet sich unter dem Titel „Ente süß sauer - Carl Barks und die Folgen“ Donald Duck und seinem Schöpfer Carl Barks sowie weiteren Zeichnern der Comicmetropole Entenhausen, die für die Dauer der Ausstellung von heute an und zumindest bis zum 22. September nicht auf Stella Antarum, sondern an der Ruhr und in der Revierstadt Dortmund liegt. Zahlreiche Originalzeichnungen, Skizzen und Hefte zum wohl berühmtesten Erpel der Welt, Donald Duck, werden präsentiert.
 
Ein guter Teil der Schau besteht aus Zeichnungen des schon zu Lebzeiten legendären Carl Barks, den Schöpfer der Comicmetropole Entenhausen. Carl Barks. Barks (1901-2000) gilt als der talentierteste Disney-Zeichner und der Erfinder beinahe aller wichtigen Charaktere im Paralleluniversum Entenhausen. In 25 Jahren schuf er rund 500 Geschichten auf mehr als 6.700 Seiten, so der Comicfan und -sammler Alexander Braun, der die sehenswerte Schau kuratiert hat, bei der Präsentation.
 
Mit der 10seitigen Geschichte „Gesundheitsgemüse“ erschien im April 1944 die erste eigene Donald-Story von Barks. Und danach war dessen Schicksal besiegelt. Bis zu seiner Pensionierung war und ist er bis heute „der populärste und der einflußreichste Zeichner im Disney Universum“ geblieben, so Braun. Barks besiedelte das Duck-Städtchen Entenhausen mit immer mehr grandiosen Figuren. Der stinkreiche Onkel Dagobert entstand 1947, der Glückspilz Gustav Gans ein Jahr später. Es folgten die Panzerknacker 1951 und der Erfinder Daniel Düsentrieb 1952.

Carl Barks (1901–2000), 1971
Courtesy Glenn Bray, Kalifornien
Auch das Fähnlein Fieselschweif, die Donald-Neffen Tick, Trick und Track, der Geizhals Mac Moneysac, die hexe Gundel Gaukeley, Oma Duck und ihr fauler Knecht Franz Gans und natürlich die schöne Daisy Duck, nach der sich Donald stets und ständig sehnt, die er anhimmelt und um deren Gunst er oft genug mit seinem Vetter Gustav streitet.
 
Es war Barks, der 1944 Donald, der bis dahin nur in Trickfilmen aufgetreten war, einen neuen Schliff verpaßte. Der Erpel wurde unter Barks´ Feder zu jener tragischen Figur, als die er bis heute berühmt ist: Ausgenutzter Neffe des geizigen Geldonkels und liebevoller Onkel der drei blitzgescheiten Neffen mit dem roten, grünen und blauen Mützchen. Barks zeichnete nicht nur die Geschichten, er erdachte sie auch und brachte sie zu Papier.
Tragisch, daß nur rund 200 Originalseiten von Barks erhalten blieben. Einige davon sind nun in der Dortmunder Schau zu sehen. Da ist etwa ein Blatt aus dem Jahr 1953 zur Geschichte „Land unter der Erdkruste“. Dagobert Duck hat ein 6000 Meter tiefes Loch graben lassen, zum die Erdbebensicherheit für seinen gigantischen Geldspeicher zu testen. Oder auch die Seite mit Zeichnungen aus dem ebenfalls 1953 erschienen Comic „Der neue Tresor“, in der die Ducks von den Panzerknackern als Geiseln in Dagoberts Geldspeicher darben. Toll auch die Skizzen zu einer Friseur-Story von Barks.
 
Der Untertitel der Ausstellung „Carl Barks und die Folgen“ kommt nicht von ungefähr. Nachdem Barks in den Ruhestand gegangen war, kamen ein paar weitere tolle Geschichtenerzähler und Zeichner in Disneys Entenhausen, von denen die Schau auch zahlreiche Zeichnungen präsentiert. Etwa der Niederländer Daan Jippes, der als kleiner Junge die Barks-Geschichten verschlungen hatte und seit 1975 eigene Donald-Stories schuf.
 

 
Carl Barks: Donald Duck in Lost in the Andes!, 1949 - Courtesy German Academy of Comic Art - © 2019 Disney Enterprises, Inc.
Das Abenteuer, das Donald und die Neffen in die Anden, ins Land der viereckigen Eier führt, bezeichnete Barks als seine Lieblingsgeschichte.

Auch der 1951 bei Disney eingetretene Don Rosa war ein Barks-Fan und wurde 1986 Nachfolger von Carl Barks für die Dagobert-Geschichten. In den meisten seiner Geschichten ließ er die Ducks verreisen, fast immer auf Schatzsuche zu fernen Kontinenten, Inseln oder auch schon mal zum Mittelpunkt der Erde. Der Italiener Romano Scarpa entwickelte unter anderem Donald Ducks Alter ego „Phantomias“. William van Horn wurde noch von Barks persönlich berufen, um dessen Skript „Geschichte und Geschichten“ aufs Papier zu bringen. Auch Jan Gulbransson, Enkel des berühmten Simplizissimus-Zeichners Olaf Gulbransson entwirft in der Barks-Nachfolge hinreißende Entenhausen-Geschichten.


 
William Van Horn: Donald Duck – The Terror of Duckburg, 1993 - Vorzeichnung in Bleistift - Courtesy German Academy of Comic Art
© 2019 Disney Enterprises, Inc.

Nicht nur die Zeichnungen sondern auch die herrlichen Stories rund um den cholerischen Enterich und die kurios veronkelte, versippte und vervetterte Gesellschaft in Entenhausen stammen von Barks, der bereits zu Lebzeiten als „der gute Zeichner“ verehrt wurde. Die zumeist zehnseitigen Donald-Duck-Geschichten bilden das Kernstück seines Werks. Die Dortmunder Schau zeigt neben etwa 30 Erstausgaben vor allem 35 Originalseiten all der erwähnten Zeichner.
 
Die Ausstellung ist dienstags, mittwochs, freitags und sonntags von 10 bis 17 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr und samstags von 12 bis 17 Uhr geöffnet.
 


Ente Süß Sauer - Zeichnung Carl Barks - Foto © Katrin Pinetzki
 
„Ente süß sauer - Carl Barks und die Folgen“
Museum für Kunst und Kulturgeschichte
Hansastr. 3 - Schauraum Comic und Cartoon - Max-von-der-Grün-Platz 7 - 4417 Dortmund - Tel: 0231 - 50-25522
 
Redaktion: Frank Becker