70 Jahre nach den deutschen Pogromen

Neue Synagoge mit Gemeindehaus wird im September in Krefeld eingeweiht

von Andreas Rehnolt

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Glas und Licht bestimmen Architektur der neuen Synagoge in Krefeld

70 Jahre nach der Pogromnacht der Nazis haben die Juden in der niederrheinischen Stadt erstmals wieder ein richtiges Gotteshaus


Krefeld - Glas und Licht bestimmen die Architektur der neuen Krefelder Synagoge, die am vergangenen Sonntag im Rahmen eines Migrationsprojektes der Volkshochschule erstmals besichtigt werden konnte. Das jüdische Gotteshaus wird erst im September dieses Jahres offiziell eingeweiht. Dann hat die inzwischen rund 1.100 Mitglieder zählende jüdische Gemeinde erstmals seit der Pogromnacht der Nationalsozialisten im Jahre 1938 wieder eine richtige Synagoge. Seit 23 Jahren war das Bethaus nach den Worten des stellvertretenden Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Krefeld, Michael Gilad in einem Provisorium untergebracht.

Die neue Synagoge mit dem Gemeindezentrum wurde in einer ehemaligen Transformatorenfabrik errichtet, die für den neuen Zweck völlig um- und ausgebaut wurde. Von der Straßenseite her ist das jüdische Gotteshaus nur durch die Naturstein-Fassade zu erkennen. Das Licht fällt von oben her in die Synagoge, über deren Haupteingang bis zur offiziellen Einweihung Glasfenster eingesetzt werden, die derzeit im benachbarten Kevelaer fertig gestellt werden. Die Synagoge, der Gemeindesaal und das Foyer sind in der Farbkombination Sand, Lehm und Gelb gehalten. "Warme Farben, die zum verwendeten Holz passen", wie Gilad betonte. Die alte Werkhalle der Fabrik blieb erhalten, sie wird dem Festsaal und den Büroräumen der Gemeinde Platz geben.

Ein heller, gläserner Flurgang führt zur Bibliothek, die im Rücken der neu gebauten, nach Osten ausgerichteten Synagoge entstanden ist. Das jüdische Gotteshaus selbst wird im Erdgeschoß Platz für etwa 200 Männer und auf der Galerie für rund 100 Frauen haben. Die Pläne und der Bau der Synagoge wurden von dem Architekten Klaus Reymann entworfen und begleitet. Krefelds Oberbürgermeister Gregor Kathstede hatte im Vorfeld der kommenden Synagogen-Einweihung betont, er freue sich darauf, daß die Jüdische Gemeinde Krefeld, deren Einzugsbereich bis nach Emmerich geht, bald endlich einen würdigen Mittelpunkt haben wird.

In diesem Ort der Begegnung wird es dann auch eine Gedenkwand mit den Namen der verstorbenen und ermordeten Krefelder Juden geben. Über 700 Juden allein aus der Seidenstadt wurden Opfer der Nazis, sagte Gilad bei der Besichtigung. Mit denjenigen aus der umliegenden Region seien es mehr als 900 Menschen geworden, die deoportiert und umgebracht wurden. Seit 1990 sind zahlreiche jüdische Familien aus der ehemaligen Sowjetunion, vor allem aus Russland, der Ukraine und Weißrussland nach Krefeld gezogen.


(Eine Frage der Redaktion: Warum dürfen die Frauen nicht im Erdgeschoß, sondern nur auf der Galerie sitzen?)

Redaktion: Frank Becker