„Fräulein Courage und ihre Kinder“

Die Geschwister Pfister – „On The Run“

von Frank Becker

„Fräulein Courage und ihre Kinder“
 
Die Geschwister Pfister – „On The Run“
(Eine Reise ins Glück)
 
Die Stimmung konnte besser nicht sein, das restlos ausverkaufte „Rex“ summte geradezu vor guter Laune – Die Geschwister Pfister waren da! „On The Run“, auf der Flucht vor den Eitelkeiten und Auswüchsen der Unterhaltungsbranche machten sie als EEP (European Entertainment Pannendienst) mit Brecht-tauglichem Handkarren – Fräulein Courage an der Deichsel - Station in Wuppertals schönem Variete-Theater. Mit ihrer perfekten Show hatten sie ein völlig hingerissenes Publikum von der ersten bis zur letzten Sekunde humorvoll und hochmusikalisch im liebevollen Griff.
Man kann nicht umhin, von diesem einmaligen Trio in Superlativen zu schwärmen. Fräulein Schneider, das bulgarische Prachtweib, ihr zurückgenommener Schwyzer Gatte Toni Pfister und der zauberhafte Ursli Pfister, Inkarnation des unvergessenen Liberace, kennen kein Mittelmaß - was sie auf der Bühne abliefern, ist durchweg erstklassig. Den angemessenen instrumentalen Hintergrund lieferte das Jo Roloff Trio mit Jürgen Schäfer am Baß, dem Schlagzeuger Immo Hofmann und Jo Roloff, Piano und Arrangements.
 
In einem Feuerwerk oder man sollte sagen: einem tropischen Wirbelsturm aus geballtem Humor, absoluter Musikalität und Ziegfeld-würdiger Esther Williams-Choreographie reihen die Pfisters vom Opener „L.A. International Airport“ an Schlager auf Schlager zu einer brillanten Kette von Ohrwürmern, Mitsummern und „Wohlfühlern“. Ob Igelhoffs „Ich pfeif heut nacht“, die herzzerreißende Gott-Parodie „Babitschka“ oder „A little street in Singapore“, keinen Deut schlechter als Manhattan Transfer, sie können es und sie bringen es. Urslis „Maria Elena“ ging tief ans Gemüt, in „Milch von der Kokosnuß“ feierte der Club Jamaica (Valente/Francesco) fröhliche Urständ´ und der einstige Beatles-Hit „Help“ kam temporeich als Country-Version daher.
Nach dem Ablegen des Vagabunden-Looks eröffneten sie unter südlichem Sternenhimmel in karibisch-ozeanischen Kostümen mit einem fruchtigen Medley aus „A banda“, „Amor“ und „Guten Morgen Sonnenschein“ den völlig entfesselten Schlußteil, spielten köstlich mit den Bühnen-Charakteren und lieferten nach fast drei Stunden ein von drei brillanten Zugaben gekröntes, stehend gefeiertes Finale mit Rita Pavones „Okay! Okay!“, Peter Alexanders „Feierabend“ und dem sanften Rausschmeißer „J´attendrai“. Fabelhaft!
Für die, die keine Karte bekommen konnten: Am 7.7. sind die Geschwister Pfister noch einmal im „Rex“!
 
Frank Becker
10.4.01