A faint cold fear thrills through my veins…
„Der Frosch mit der Maske“
von Edgar Wallace
in einer Bühnenfassung von Frank Thannhäuser
Regie: Ralf Budde – Bühne: Jan Bauerdick – Kostüme: Carmen Fett – Regiassistenz: Nadine Otto
Besetzung: Fabia-Ines Dabek (Ella Bennet) – Dennis Gottschalk (Ray Bennet / Dorchester / Genter) – Sebastian Freund (Captain Richard „Dick“ Gordon) - Christina de Bruyckere-Monti (Sergeant Elk / Ganove) – Clemens Filarsky (John Bennet / Bliss / Maitland / Lintov) – Andreas Wirth (Philo Johnson / Schläger) – Nina Jestel (Lola Bassano / Gräfin v. Shaftsbury) – David Parke (Carlo Hagen)
Ob Haare oder Glatze,
ein jeder liest Wallace.
Hans-Lutz Becker
Edgar Wallace, dessen Kriminalromane bereits seit den 1920er Jahren begehrtes Lesefutter auch in Deutschland waren, erlebte Anfang der 1950er bis Mitte der 1960er Jahre dank der mit 1,90 DM äußerst günstigen Serie „Goldmanns Taschen-Krimi“ eine fulminante Renaissance. Da konnte die Film-Industrie nicht nachstehen und setzte mit einer ungemein erfolgreichen Kriminalfilm-Reihe ebenfalls auf das siegreiche Pferd. Nr. 1 der legendären Taschenbuch-Reihe war 1952 Wallace´ Roman „Der Frosch mit der Maske“, der 1959 unter Harald Reinl mit Star-Besetzung verfilmt wurde. In der Verlags-Werbung hieß es damals „Es ist unmöglich, von Edgar Wallace nicht gefesselt zu sein“, und so war es dann auch bei der Lektüre und in den vollen Kino-Sälen. Kürzlich noch rollte eine Edgar-Wallace-Woge durch die öffentlich rechtlichen Fernsehkanäle – und wieder saßen Hunderttausende an den Bildschirmen, um den durchsichtigen Grusel zu erleben.
Seit einigen Jahren hat auch das Wuppertaler TiC-Theater den Altmeister des englischen Kriminalromans für sich und die Bühne entdeckt und überrascht Saison für Saison mit gelungenen Inszenierungen. Für die neue Spielzeit nahm Ralf Budde nun nach „Das indische Tuch“, „Die toten Augen von London“ und „Der Zinker“ den schwer auf eine kleine Bühne zu bringende „Frosch mit der Maske“ in Angriff. Das Publikum der ausverkauften Premiere am vergangenen Freitag bekam die ganze Palette: Skrupellose Verbrecher, leichte Mädchen, gewitzte Ermittler, Londoner Nebel, Gruseleffekte, die wirklich gruselig waren, schrille Schreie, schillernde Charaktere, jede Menge Leichen - und natürlich eine eingewobene zarte Liebesgeschichte. Also, ein Paket, in dem alles drin ist.
Captain Richard Gordon (sympathisch eloquent: Sebastian Freund) und Sergeant Elk (resolut: Christina de Bruyckere-Monti) verfolgen seit Jahren die gut organisierte Bande des geheimnisvollen „Froschs“, die London mit einer Welle von Verbrechen terrorisiert. Sie erleiden Rückschlag um Rückschlag, selbst eingeschleuste Detektive scheitern und werden ermordet, und Spuren verlaufen im Sande. Die Ermittlungen führen in die Bar der verführerischen Lola Bassano (raffiniert: Nina Jestel) und des Verbrechers David Parke (böser Ganove wie aus dem Bilderbuch: Carlo Hagen). Dort sowie am Landsitz des John Bennet (Clemens Filarsky) und am verdächtigen Bürohaus des so undurchsichtigen wie vermögenden Mr. Maitland (ebenfalls Clemens Filarsky) nehmen die Detektive neue Spuren auf.
Immer wieder kreuzt der leichtlebige Ray Bennet (Dennis Gottschalk) ihren Weg, Sohn des Naturfilmers John Bennet. Ray arbeitet bei Maitland, wie auch der schüchterne „Philo“ Johnson, er verehrt Lola (wen wundert´s, bei der grandiosen Rückseite…) und er hat eine liebenswerte Schwester, Ella (Fabia-Ines Dabek). In die verguckt sich verständlicherweise unser flotter Polizist Gordon (ein Kompliment an die Schneiderei für seinen eleganten Anzug), dessen Werben nicht ungehört bleibt.
Bis zum Happyend fallen noch einige Schüsse, gibt es handfeste Keilereien und gelegentlich explodieren Bomben und Blausäurekapseln – es bleibt durchgängig spannend, besonders aber, wenn der „Frosch“ seine unheimlichen Auftritte in gruseligem Kostüm hat und sein schauriges Lachen hören läßt…
Ralf Budde hat das in zahllosen kleinen Szenen mit gelungenen Kulissenwechseln recht nah am Buch schlüssig in Szene gesetzt und kann sich auf sein Ensemble verlassen. Besondere Komplimente gelten Sebastian Freund, der seine Rolle als Detektiv und Erzähler souverän in den Griff bekam, Carlo Hagen als dem schwergewichtigen Verbrecher Parke, Dennis Gottschalk in seiner herausragenden Vielschichtigkeit in der Charakterdarstellung des Ray Bennet und vor allem Fabia-Ines Dabek, die als Debütantin mit natürlichem Charme und überzeugender darstellerischer Leistung in ihrer Rolle als Ella Bennet überzeugte. Ein Gewinn für das TiC-Theater.
Es ist unmöglich,
von Edgar Wallace nicht gefesselt zu sein!
Wilhelm Goldmann Verlag
Weitere Informationen: www.tic-theater.de
|