Wiederaufnahme des „Räuber Hotzenplotz“ in glanzvoller Kulisse

Das Wuppertaler Schauspiel gastiert in der Historischen Stadthalle Wuppertal

von Frank Becker

Miko Greza ist Petrosilius Zwackelmann - Foto © Uwe Schinkel
Das Böse wird besiegt.
So gehört es sich.
 
„Der Räuber Hotzenplotz“
Wiederaufnahme des Familienstücks
in der Historischen Stadthalle Wuppertal

- Nur zwei Vorstellungen am 7. März 2019 -
 
Inszenierung: Jean Renshaw - Bühne: Marc Jungreithmeier – Kostüme: Anna Ignatieva - Dramaturgie & Produktionsleitung: Peter Wallgram – Regieassistenz und Leitung der Wiederaufnahme: Kristin Trosits

Besetzung: Martin Petschan (Kasperl) - Konstantin Rickert (Seppel) - Alexander Peiler (Der Räuber Hotzenplotz / Die Unke) - Julia Reznik (Kasperls Grossmutter / Die Fee Amaryllis / Stimme deer Unke) - Miko Greza (Wachtmeister Dimpfelmoser / Zauberer Petrosilius Zwackelmann)

Jean Renshaw hat in der Spielzeit 2017/2018 Otfried Preußlers beliebtes Kinderbuch für Kinder ab 6 Jahren erfolgreich auf die kleine Bühne des Wuppertaler Schauspiels gebracht. Nun erlebt das Stück in der nämlichen Inszenierung, aber unter Leitung von Kristin Trosits in der glanzvollen Umgebung der Historischen Stadthalle Wuppertal seine Wiederaufnahme. Das Konzept ist, nicht nur in der Vorweihnachtszeit Familienstücke zu zeigen, sondern Kindern auch über das Jahr Theater zu bieten. Der prächtige Große Saal faßt vor großer Kulisse wenigstens das Vierfache des Theaters am Engelsgarten – und die erste (10:00 h) von zwei Vorstellungen ist mit ihren 700 Plätzen bereits ausverkauft (mit der Chance auf wenige Restkarten). Doch für die zweite Vorstellung um 12:30 h sind durchaus noch Karten zu haben.
Das Theater ist glücklich, so Intendant Thomas Braus, dank der Unterstützung der Freunde der Wuppertaler Bühnen in diesem schönen Haus gastieren zu dürfen, zumal sich die Zusammenarbeit mit dem Team der Stadthalle als äußerst angenehm erweist. Geschäftsführerin Silke Asbeck und Kulturchefin Heike Janssen sehen darin ebenfalls einen Gewinn und schließen eine weitere Zusammenarbeit keineswegs aus.

Eigentlich ist der grimmige Räuber Hotzenplotz (kraftvoller Charakter: Alexander Peiler) ja ein armer, sentimentaler Hund mit gelegentlich sogar höflichen, sanften Seiten. Die Räuberei bringt fast nichts ein. Und daß er Kasperls Großmutter (Julia Reznik) die schöne neue Kaffeemühle raubt, tut er doch nur, weil der liebliche Harfenklang der eingebauten Spieluhr ihn so sehr an seine Mutter erinnert. Aber ein Hund ist er eben doch! Denn so etwas tut man nicht – eine Großmutter berauben! Also wirklich! Und dann noch die Oma zu zwingen, erst bis neunhundertneunundneunzig zu zählen (ohne Schummeln!) ist unerhört. Folglich machen sich Kasperl (ein herrliches Energiebündel: Martin Petschan) und sein Freund Seppel (köstlich: Konstantin Rickert) in Vertretung der Staatsmacht auf die Suche nach dem Räuber und vor allem der Kaffeemühle. Denn, na ja, sagen wir es mal höflich, dem ein wenig amtsmüden Wachtmeister Dimpfelmoser (Miko Greza) fehlt der rechte Schneid dazu, diesen gefährlichen Räuber zu stellen.
 
Mit Hilfe von Marc Jungreithmeier (Bühne) und Anna Ignatieva (Kostüme) entsteht eine sich drehende Märchenwelt, ein hinreißender Märchenwald, der Raum für Phantasie und Platz für das vor allem dank Martin Petschan (Kasperl) und Konstantin Rickert (Seppel) turbulente Geschehen bietet. Drei variable drehbare Brettertürme sind alles: Großmutters Haus, dichter Wald, Hotzenplotz´ Höhle, Zwackelmanns Schloß, Hohe Heide, Unkenpfuhl. Das funktioniert ebenso perfekt wie die dank ihrer hoch motivierten Besetzung brillante, etwa 80minütige Umsetzung der ebenso spannenden wie lustigen Geschichte. Jean Renshaw setzt auf Komik, Pantomime und Slapstick, arbeitet geschickt mit Licht und Choreographie, überzeugt mit einem Füllhorn an witzigen Einfällen.


Das ist der böse Räuber Hotzenplotz: Alexander Peiler - Foto © Uwe Schinkel

Wie sich die beiden Freunde nach ihrer Gefangennahme bei Hotzenplotz und im Bann des bösen Zauberers Petrosilius Zwackelmann (auch Miko Greza mit einem Kabinettstückchen) aus der Bedrängnis befreien und auch noch die in eine Unke (bewegt von Alexander Peiler) verwandelte gute Fee Amaryllis (gesprochen von Julia Reznik) zu retten, weiß man aus dem Kinderbuch. Wie es aber auf der Bühne mit Witz, Energie und homogenem Spiel gelöst wird, ist höchst sehenswert und absolut be- und verzaubernd. Löst sich im Karrussell der Bilder eines auf, entsteht schon ein neues. Da fehlt nichts, alles ist im Fluß und kein noch so kleiner Augenblick bleibt ohne Tempo und Spannung, denn sogar im Stillstand liegen dank der Körperlichkeit und der Plastizität der Akteure Pointen. Die Zeit fliegt, man ist vom Spiel gefangen und zum guten Schluß versöhnt - so gehört sich das -, als Hotzenplotz schließlich geläutert wird und Zwackelmann verpufft. Für Kinder ab 6 Jahren und Erwachsene herzlich zu empfehlen – als letzterer genießt man zudem die Reaktionen der Kinder ringsum. Für sie ist es schließlich gemacht und sie belohnen Schauspieler und Inszenierung mit ihrem Lachen, den gelegentlichen Zwischenrufen und ehrlichem Applaus. Chapeau!


Hier wird gespielt: Historische Stadthalle Wuppertal Großer Saal - Foto © Karl-Heinz Krauskopf

Aufführungsdauer: ca. 1 Stunde 20 Minuten, keine Pause
Weitere Informationen und Termine: www.wuppertaler-buehnen.de