„Les grandes bourgeoises“

Alina Gross inszeniert Labyrinthe der Lust

von Frank Becker

Foto © Alina Gross
„Les grandes bourgeoises“
 
Alina Gross inszeniert Labyrinthe der Lust
 
Die Wuppertaler Fotografin Alina Gross überrascht mit Rokoko-Labyrinthen der Lust. In ihrem Bücherschrank stehen Märchen von H.C. Andersen, die russischen Klassiker Tolstoi und Dostojewski, Erzählungen Oscar Wildes, Bände über Mythologie und eine Reihe Fotografen-Biographien. Womit wir über die Literatur auf den Punkt gekommen sind: Alina Gross hat sich ganz der phantasievollen künstlerischen Fotografie gewidmet. Das Modellstehen, mit dem sie 18-jährig ersten Kontakt zum Medium bekam, war auch die Initialzündung: Wieso nicht selber versuchen, ambitionierte Ideen mit hohem Anspruch umzusetzen? Als einfallsreiche Fotografin mit Phantasie und Witz macht sie sich in inszenierter Fotografie einen Namen.

Ihr Zyklus „Les grandes bourgeoises” war kürzlich in der Historischen Stadthalle Wuppertal zu sehen, wo er vor angemessener Kulisse auch entstanden ist. 1980 in Tschernowzy/Ukraine geboren, kam Alinka 1992 durch die Emigration der Eltern nach Deutschland. Am Wuppertaler Schulzentrum West machte sie ihr Abitur, lernte nebenbei autodidaktisch den Umgang mit der Kamera und verschaffte sich 2001 solide Kenntnisse durch ein Praktikum bei dem Solinger Industrie- und Werbefotografen Thomas Philippi. Die erfolgreiche Bewerbung zum Studiengang Kommunikationsdesign an der Uni Wuppertal war der entscheidende Schritt. In den jetzt vier Jahren intensiven Studiums ist nicht nur ihr Künstlername „Alinka" zum Markenzeichen geworden, auch ihr Konzept hat sich entwickelt: mit großem Aufwand Reisen durch Zeiten, Epochen und Gedankenwelten zu inszenieren, bei denen das Foto-Shooting zum Gesamterlebnis, Gesamtkunstwerk gehört, dokumentiert durch die Fotostrecke.

 „Ich will Leben, Sexualität und meine Phantasien in meinen Bildem umsetzen.“
Das tut sie pikant bei den Aufnahmen an ausgefallenen Orten, schlüpft selbst in die Szene und in die Verkleidung, die ihre Modelle tragen, ob das nun prachtvolle freizügige Rokoko-Kostüme sind, 50er-Jahre-Bikinis oder durchgestylte Garderoben und Interieurs im Stil der 80er. Auch sonst inszeniert sich Alinka gern. „Ich möchte mich im Rahmen des möglichen jeden Tag neu entdecken, neu ins Bild rücken.“ Tatkräftig wird sie dabei von Freunden und Kommilitonen unterstützt, die sich engagiert für die subtil erotischen Projekte zur Verfügung stellen, allen voran Muse und Stylistin Dietke Dubiel, mit der sie gemeinsam das Buch „Labyrinthe avec Alinka“ als literarisch-fotografische Zeitreise gestaltet hat.


Foto © Alina Gross


Foto © Alina Gross

 
Frank Becker, 10.11.2005