Strohdummes Drehbuch und Jennifer Lopez bringt es auch nicht

„Manhattan Queen“ von Peter Segal

von Renate Wagner

Manhattan Queen
(Second Act - USA / 2018)

Regie: Peter Segal
Mit: Jennifer Lopez, Vanessa Hudgens, Treat Williams u.a.
 
Ganz, ganz wenige große Sängerinnen der E-Musik blicken auch auf eine große Filmkarriere zurück – Barbra Streisand wohl als nachdrücklichstes Beispiel. Aber schon Madonna (populärer konnte man nicht sein) reüssierte auf der Leinwand selten (obwohl ihre Evita gar nicht so schlecht war), und Jennifer Lopez ist es noch nie wirklich gelungen. So oft sie es auch versucht hat. Und man kann angesichts des jüngsten Films, der sie ins Zentrum stellt, punktgenau sagen, warum es nicht klappen kann: Ihre schauspielerischen Mittel sind einfach zu beschränkt.
     Gut, die Geschichte der „Manhattan Queen“ (welch sinnloser Titel, das originale „Second Act“ passt eher) ist auch zu dumm. Will außerdem zu viel erzählen – und ist auf keiner Ebene glaubwürdig. Wobei das geringste Problem darin besteht, daß Jennifer Lopez, die heuer 50 wird, eine 40jährige spielt. Mit Wespentaille zu angenehmen Kurven und gepflegter Optik, ist das Aussehen im Grunde ihr einziges Kapital. Was glaubt man ihr aber von ihrer Rolle, wo sie so viel sein soll – zuerst ambitionierte Supermarkt-Verkäuferin (da sind die Haare noch schlicht gelockt), angeberische (Du sollst nicht lügen!) Managerin in einer Hochglanzfirma (da werden Frisur und Kleidung schon stylish – so „verwandelt“ man sich auch), privat unglücklich, weil sie als 16jährige ihre Tochter zur Adoption gegeben hat, seelisch zerrissen, weil sie diese Tochter wiederfindet, als sie 40 ist – nein, man glaubt ihr gar nichts. Wobei ein so dümmliches Drehbuch wie dieses bestenfalls von Meryl Streep zu erspielen wäre, und die rührte einen solchen Schmarrn nicht an.
Dabei hat man zu Beginn des Films kurzfristig den Eindruck, hier könnte ein ehrliches Problem abgehandelt werden. Wenn es in einem Supermarkt darum geht, den Abteilungsleiter neu zu besetzen, nimmt man nicht die Verkäuferin mit langer Erfahrung und dem Wissen um die Wünsche der Kunden, sondern gibt den Job einem Mann (no na), der ein paar Uni-Diplome aufweisen kann, die unserer Maya Vargas (Latina ist sie auch noch) fehlen. Diskriminierung! Aber in einer Welt, wo unendlich viel Geld und Mühe in Ausbildung gesteckt wird (die bekommt man in Amerika nämlich nicht geschenkt!), natürlich Diskriminierung anderer Art. Ein echtes Thema? Vielleicht.
 
     Aber ganz schnell wird das Märchen für Erwachsene daraus, dem absolut jede Glaubwürdigkeit fehlt. Sicher, ein wirkungsvoller Facebook-Auftritt (ein Geschenk des computeraffinen Sohnes der besten Freundin) wird in unserer seltsamen Social-Media-Welt vielleicht nicht groß hinterfragt – aber daß Maya deshalb von einem großen Chef eines großen Konzerns gleich einen ganz großen Job angeboten bekommt?
Und daß sie in Konkurrenz mit seiner (anfangs recht feindseligen Tochter) in kürzester Zeit eine Super-Kosmetik-Linie entwickeln soll? Falls es überhaupt noch freundlich-gläubige Leserinnen der Yellow-Press gibt, die auch noch ins Kino gehen – nicht einmal die würden das glauben.
Ja, und daß dann die verlorene Tochter auftaucht. Und daß Maya vor der Firmenversammlung erklärt, daß sie keinerlei Uni-Abschluß hat und nicht einmal Mandarin spricht (auch das hat sie behauptet) – das wogt auf der Linie des amerikanischen Glaubens: Gesteh Deine Fehler ein, und es wird Dir auf jeden Fall verziehen.
 
     Man könnte Regisseur Peter Segal zugestehen, daß er aus dem strohdummen Drehbuch wenigstens den Gegensatz zwischen schlichten, aber natürlich ehrlichen und herzensguten normalen Leuten (Mayas Freunde) und den hochmütigen, angeberischen und intriganten Firmenangestellten (die „besseren“ Leute) herausarbeitet, aber selbst das ist so schlicht und spekuliert. (Daß der Film überwiegend multi-kulti besetzt ist, erspart ihm in den USA wenigstens diesen Tadel, der immer als Keule hervorgeholt wird, wenn es zu viele „Weiße“ gibt.)
     Nein, Jennifer Lopez bringt es nicht, und die auf glatte Art bildhübsche Vanessa Hudgens (Hauptkarriere: Model) als ihre Tochter wird es vielleicht auch nicht unbedingt in die Welt der gültigen Schauspieler schaffen. Resümieren wir dahingehend: Wenn auch nur ein paar amerikanische Kids nach diesem Film beschließen, ihrer vernachlässigten Ausbildung nachzuhelfen, weil sich das im Leben als nützlich herausstellen könnte, wäre immerhin etwas erreicht.
 
Trailer   
 
Renate Wagner