Alles über Hunde

Aus dem Weltlexikon

von Erwin Grosche

Foto © Harald Morsch
Alles über Hunde

Viele Hunde wissen nicht, daß sie Hunde sind. Vielen Hunden ist nicht klar, daß sie jemandem gehören, der für sie Steuern zahlt und ihren Mist wegräumt. Wenn Hunde so klug wären wie Menschen, wären sie nicht mehr unsere besten Freunde. Einen Hund können sie fragen: Wo ist denn der Hund? Wo ist denn der Hund? Und er würde dann mit ihnen Ausschau halten nach sich selber. So etwas können sie mit Menschen nicht machen, was eigentlich eine verdammte Schande ist. Einmal stand hinter mir mein Hund und schaute mir geduldig zu, wie ich ihn vor mir suchte. Wie waren wir nur so weit gekommen?
 
Hundebesitzer: Es gibt Hundebesitzer, die mögen ihre Hunde nicht. Es gibt sogar Hunde, die mögen ihre Besitzer nicht, auch wenn sie von denen geliebt und verwöhnt werden. Ich kenne einen Hund, dessen Herrchen beim Finanzamt arbeitet, der wird von ihm aufgrund seiner beruflichen Tätigkeiten abgelehnt. Viele denken ja, daß Schäferhunde immer männlich sind und Pudel weiblich. Nein, es gibt auch männliche Pudel und Schäferhunde, die kein Fleisch essen. Warum bekommen junge Hunde eigentlich beim Fleischer keine Scheibe Wurst mehr umsonst? Vielleicht hängt deshalb auch das Schild „Hier dürfen wir nicht rein“ an der Fleischerscheibe. Nicht aus hygienischen Gründen, sondern aus Geiz. Wenn Hunde wüßten, wie lieb wir sie haben, wären wir alle verloren.
 
Hundepfiff, Der: Was konnte er pfeifen, wenn er seinen Hund erreichen wollte. Ein schriller Ton, ein Startschuß wie für einen Stapellauf, ein Codewort unter Gleichgesinnten. Er pfiff. Da blieb die Welt stehen. Alles Leben erstarrte und nichts lenkte ab. Er sah nur seinen Hund, der mit einem Stock im Maul durch dieses Stillleben rannte. Welch ein Schauspiel. Erst als sein Hund vor ihm stand und stolz den Stock vor ihm abgelegt hatte, begannen die Vögel wieder zu jubeln, die Bäume bewegten sich, die Blätter rauschten, der Wind hielt nicht mehr die Luft an und der Regen prasselte auf ihn herab. Alles tat wieder so, wie es vorgesehen war. Einmal pfiff er so laut, da kam die Sonne heraus, und dabei hatte er seinen Hund gemeint. Morgen will er es sogar schneien lassen.
 
Hundestock, Der: Die meisten Hunde laufen gerne einem Stock hinterher. Was für einen Außenstehenden wie eine stupide Methode wirkt, einen Hund müde zu machen, ist für Eingeweihte ein Ritual, in dem sich Treue, Kraft und Spiel trainieren lassen. Der Hundestock darf nicht zu groß und sollte nicht zu klein sein. Wenn sie ihn sehen, wissen sie genau, ob dieser Stock für besondere Aufgaben geeignet ist. Es gibt Stöcke, die sind da, um im Sand besondere Zeichen zu hinterlassen, andere Stöcke liegen im Kamin und wärmen unser Haus. Ich kenne einen Austauschstudenten, der kann damit essen. Es gibt Stöcke, die bricht man gerne entzwei, doch andere nehmen sie und binden Fahnen dran. Der ideale Hundestock ist ein Zauberstab. Er liegt gut in der Hand und fliegt, wenn man ihn wegwirft. Ein guter Hundestock ist kein Bumerang und sollte keine Blockflöte sein. Der Bumerang kommt wieder zurück und die Blockflöte will man nicht wieder haben. Binden sie nicht ihr Herz an einen Hundewegwerfstock. Es kann sein, daß ihr Hund das Wegschmeißen des Stockes falsch interpretiert und ihn nicht wiederholt. Ein guter Hundeführer hat immer einen zweiten Hundestock in petto, wie ein Falschspieler, der immer noch ein Herz Ass im Ärmel hat.
Wenn du einen Hund triffst, den du nicht magst, dann trenne dich von deinem Hundewegwerfstock und warte nicht darauf, daß er dir zurück gebracht wird, sondern nimm beide Beine in die Hand und renne so schnell du kannst. Der ideale Hundestock ist fast zu schön, um weggeworfen zu werden, und man freut sich, wenn eine treue Seele ihm hinterherläuft und ihn wohlbehalten bringt. Manchmal sieht man einen Stock, der die ideale Größe hat, um als Wegwerfstock Karriere zu machen, aber dann hat man keinen Hund. Das ist traurig. Bei diesem Ritual, in diesem Spiel entdecken Mensch und Hund ihre Anziehungskraft, ihre unerschütterliche Liebe zueinander. Erst wenn der Stock dem Menschen nichts mehr bedeutet, verliert auch der Hund an ihm das Interesse. Nimm deinen Stock und wirf. Schleuder ihn in die Welt. Nimm deine ganze Kraft, deine ganze Liebe zusammen und schmeiß ihn ganz weit fort. „Oh, das ist ein guter Stock. Schau mal Milik. Was ist das für ein toller Stock. Hohoho, der wird jetzt gleich durch die Weltgeschichte segeln.“ Ein guter Hundestock ist Gold wert. Vermitteln sie ihrem Hund, daß dieser Hundestock der Hundestock aller Hundestöcke ist. Groß, hölzern und begehrenswert. „Hol ihn Milik! Hol ihn Mililk!“ Zeigen sie nun dem Hund, wie sehr sie selbst diesen Stock mögen. Der Hund mag blöd sein, aber so blöd, daß er einen Stock zurück bringt, der niemandem etwas bedeutet, ist er auch nicht. So blöd ist noch nicht mal ein Chihuahua. Es ist bewiesen, daß sehr erfolgreiche Staffelläufer bei der Stabübergabe nicht so schnell scheitern, wenn sie mit einem Hund das Apportieren geübt haben Ein guter Staffelläufer weiß, wie wichtig ein Stock ist und daß man ihn festhält, wenn man ihn gereicht bekommt.