Pianist glänzt als Solist und Begleiter

Bergische Symphoniker setzen Liebesleidenschaften in Töne um

von Daniel Diekhans

 Eckhart Heiligers - Foto © Opera Musica
Pianist glänzt als Solist und Begleiter
 
Bergische Symphoniker setzen Liebesleidenschaften in Töne um
 
Programm des 4. Philharmonischen Konzerts:
Johannes Brahms (1833-1897) Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 d-Moll
Arnold Schönberg (1874-1951) Pelleas und Melisande, Symphonische Dichtung
 
Eckart Heiligers (Klavier) - Bergische Symphoniker, Leitung Peter Kuhn
 
Beim 4. Philharmonischen Konzert der Bergischen Symphoniker stand die Liebe in ihrer tragischen Gestalt im Mittelpunkt. Johannes Brahms' unerfüllte Leidenschaft für Clara Schumann ist das heimliche Thema seines ersten Klavierkonzerts, das 1859 uraufgeführt wurde. Ein halbes Jahrhundert später komponierte Arnold Schönberg „Pelleas und Melisande“ – eine atmosphärisch dichte Liebestragödie.
 
Beim Klavierkonzert führt der symphonisch komplexe Charakter zu einer ungewöhnlichen Rollenverteilung. Über weite Strecken begleitet das Klavier das Orchester und nicht umgekehrt. Für den in Zürich lebenden Eckart Heiligers war das kein Thema. Der Pianist beeindruckte nicht nur mit virtuosen Soli, sondern zeigte sich auch als aufmerksamer Teamplayer. Was sicherlich auch daran liegt, daß Heiligers Kammermusikpartner von Größen wie der Geigerin Isabelle van Keulen ist.
Den düsteren Auftakt dominierten Bässe und drohend anschwellende Paukenwirbel. Am anderen Ende der Skala bewegte sich Heiligers, der das Thema leise und ausdrucksstark interpretierte. Im Wechsel mit dem Ensemble trug er das zweite Thema vor. Dessen feierlichen Ernst nahmen die Waldhörner auf. In seinem Solo gegen Ende zeigte der Pianist sich von seiner virtuosen Seite und verband Schönklang mit rasant vorpreschenden Kaskaden.
Vielleicht würde der zweite Satz ganz anders klingen, wenn sich Brahms nicht in die Frau seines Gönners Robert Schumann verliebt hätte. In einem Brief des Komponisten an die verwitwete Clara heißt es: „Ich schreibe dieser Tage den ersten Satz des Concertes ins Reine. Auch male ich an einem sanften Portrait von Dir, das das Adagio werden soll.“ Dieses Adagio gestalteten Heiligers und die Bergischen Symphoniker als innigen Dialog. Dafür steckten sie ins Finale umso mehr Temperament. Der Pianist gab das Thema vor, den das Orchester aufgriff und schwungvoll variierte. Heiligers schloß das Konzert mit Doppeltrillern und majestätisch auftrumpfenden Läufen.
 
Anfang des 20. Jahrhunderts inspirierte das von Maurice Maeterlinck ersonnene Liebespaar Pelleas und Melisande Schönberg zur gleichnamigen symphonischen Dichtung. Generalmusikdirektor Peter Kuhn gab eine amüsante Werkeinführung. Der ganze Saal lachte, als er einen Kritiker der Uraufführung zitierte. Der forderte, Schönberg in eine Irrenanstalt zu stecken und Notenpapier außerhalb seiner Reichweite aufzubewahren.
Wer die Bergischen Symphoniker hörte, konnte sich über so viel Bosheit und Ablehnung nur wundern. Sie machten das groß besetzte Werk zum aufregenden Soundtrack, der keine Filmbilder nötig hatte. Dissonante Streicher und schroffes Posaunen-Glissando führten geradewegs zum tödlichen Ausgang der Dreiecksbeziehung Golo-Melisande-Pelleas. Auch die Frage, wie sich Haar vertonen läßt, wurde endgültig geklärt: mit einem „haarspalterischen“, weil vierstimmigen Kanon. Nicht weniger üppig fiel der Schlußapplaus aus.
 
Nächstes Konzert der Bergischen Symphoniker
Das 5. Philharmonische Konzert am 16. Januar präsentiert Mozart von A bis Z. Zwei Symphonien rahmen die „Sinfonia Concertante“ für Violine, Viola und Orchester ein. Solistinnen sind Frederieke Saeijs und Dana Zemtsov. Das Konzert beginnt um 19.30 Uhr im Teo Otto Theater. Katherina Knees hält um 18.45 Uhr einen Einführungsvortrag. Tickets gibt es ab 24 Euro, Jugendtickets für 6,50 Euro. Kartentelefon: 02191-16 26 50.
 
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