Ein Hauch von Jasmin

Martin Suter – „Allmen und die Erotik“

von Frank Becker

Ein Hauch von Jasmin
 
Seit ihrer grandiosen, ideal besetzten Verfilmung für das Fernsehen mit Heino Ferch in der Titelrolle und Samuel Finzi als sein Butler und Vertrauter Carlos empfehlen sich die Allmen-Romane Martin Suters auch einem weiteren Publikum mit Geschmack an feiner, humorvoll ironischer Krimi-Kost. So auch Suters jüngster Wurf „Allmen und die Erotik“.

Barocke Pikanterien, höfische und Schäfer-Erotik aus edlem Porzellan, deftig Anzügliches in vollendeter Kunst lagert nahezu vergessen im Nachlaß der Porzellanhandlung Sterner Söhne. Der Lebenskünstler und Kunstkenner Johann Friedrich von Allmen, der sich, chronisch pleite aber nicht willens, bescheiden zu leben, durch eine dumme Unvorsichtigkeit bei einem „kleinen“ Diebstahl erpreßbar gemacht hat, ist der Willkür und dem kriminellen Plan des skrupellosen Sicherheits-Experten und Ex-Polizisten Wilhelm Krähenbühler ausgeliefert. Krähenbühler zwingt Allmen und Carlos, sich (und nicht zuletzt ihn) durch Einbruch in den Besitz der kostbaren Sammlung expliziter erotischer Darstellungen in Meißener Porzellan und sich selbst anschließend als Sicherheitsberater ins Geschäft zu bringen.
Allmen und Carlos haben trotz diverser kitzliger Momente Erfolg - und daß sie ihren Erpresser dabei natürlich ordentlich übers Ohr hauen wollen, versteht sich von selbst.Es wird ein raffiniertes, verzwicktes Intrigenspiel voller Doppelbödigkeit, bei dem vor allem verschlagene Hehler ihr Schäfchen ins Trockene bringen, aber auch Allmen und Carlos Aussicht auf die Sanierung ihrer Finanzen haben.
 
Wenn da nicht mit einem Mal eine merkwürdige Sekte aufträte und eine von dieser Sekte bevormundete Sterner-Erbin, Jasmin, der Allmen vom ersten Blick in ihr mädchenhaft unschuldiges Antlitz rettungslos verfällt. Eine Erotik ganz anderer Art kommt für den verwirrten Allmen ins Spiel, und er verliert die Kontrolle über sich und das weitere Geschehen.
Federleicht, pikant, elegant, voller tiefgründigem Humor, mit brillant geführtem Personal und mit einer völlig unerwartbaren Schlußpointe* ist dieser Kriminal-Roman ein meisterlicher Seiltanz zwischen knisternder Spannung und subtiler Erotik, ein augenzwinkerndes Vergnügen von erlesener Sprache. Eine Empfehlung der Musenblätter.  
 
*Wir werden uns hüten, hier auch nur eine Andeutung dazu zu machen!
 
Martin Suter – „Allmen und die Erotik“
© 2018 Diogenes Verlag, 267 Seiten, Ganzleinen mit Schutzumschlag, Lesebändchen
ISBN: 978-3-257-60923-3
20,- € (D) / sFr 27,-* / 20,60 € (A)
* unverb. Preisempfehlung
Weitere Informationen: www.diogenes.ch