Soll die Sommerzeit das ganze Jahr gelten?

Das Contra

von Ulli Tückmantel

Foto © Anna Schwartz
Soll die Sommerzeit
das ganze Jahr gelten?
 
Das Contra
von Ulli Tückmantel
 
Der Biergarten ist kein Argument für gefährliche Schulwege in der Dunkelheit - und neue Zeitzonengrenzen.
 
Das häufigste von Freunden einer „ewigen Sommerzeit“ vorgetragene Argument ist die beleuchtete Verlängerung langer Sommerabende im Biergarten. Keine Frage: schöne Sache. Aber sie hat einen Preis. Am 10. November geht die Sonne in Wuppertal um 16.49 Uhr unter, der Martinszug startet um 17 Uhr. Künftig liefen die Kinder dann mit ihren Laternen noch eine Stunde im Hellen durch die Straßen. Kein .Beinbruch, auch an die Ostereier-Suche im Stockdunkeln kann man sich gewöhnen. Und daß der Sonnenaufgang bei „ewiger Sommerzeit“ vor Weihnachten vom Bergischen Land bis Niederrhein dann erst so gegen 9.30 Uhr stattfindet - naja, die meisten Geschäfte öffnen doch erst um 10 Uhr, oder?
     Was sich mit der Abschaffung der Zeitumstellung nicht ändert: Das Leben der meisten Deutschen beginnt morgens zwischen 6 und 8 Uhr. Eine „ewige Sommerzeit“ verlegt für Millionen Menschen den Weg zur Arbeit und zur Schule unnötig lange in ewige Dunkelheit (nebenbei bemerkt: bei erhöhter Frostgefahr und garantiert steigenden Unfallzahlen). Mag sein, das alles wird in Deutschland mit Aussicht .auf die Biergarten-Abende des Sommers hingenommen. Bei unseren westlichen Nachbarn in den Niederlanden, in Belgien und in Frankreich wird es das garantiert nicht. Man kann das natürlich lustig finden beim Kaffeekaufen in Venlo die Uhr umstellen zu müssen. Die wirtschaftlichen Folgen einer Zeitzonen-Grenze zwischen uns und unseren wichtigsten Handelspartnern sollte man nicht unterschätzen.
     Die Idee der Sommerzeit ist gescheitert. Kehren wir doch einfach zur Normalzeit zurück.
 
 
Der Kommentar erschien am 27. Oktober 2018 in der Westdeutschen Zeitung.
Übernahme des Textes mit freundlicher Erlaubnis des Autors.