In den Applaus mischte sich Schmunzeln

Die Bergischen Symphoniker spielten Humorvolles von Haydn bis Ligeti

von Daniel Diekhans

Bruno Weinmeister - Foto © Gerda Seraphin

In den Applaus mischte sich Schmunzeln
 
Bergische Symphoniker spielten Humorvolles von Haydn bis Ligeti
 
Programm des 2. Philharmonischen Konzerts:
 
György Ligeti (1923-2006)
„Poème symphonique“ für 100 Metronome
 
Arnold Schönberg (1874-1951)
Konzert für Violoncello und Orchester D-Dur
nach dem Cembalo-Konzert von Matthias Georg Monn
 
Joseph Haydn (1732-1809)
Symphonie Nr. 101 D-Dur „Die Uhr“
 
Bruno Weinmeister (Violoncello) - Bergische Symphoniker, Leitung Peter Kuhn
 
Im Zeichen des Humors stand das 2. Philharmonische Konzert der Bergischen Symphoniker. Witz und Ironie hat Generalmusikdirektor Peter Kuhn bei so unterschiedlichen Komponisten wie Haydn, Schönberg und Ligeti entdeckt. Sein Orchester brachte diese Qualitäten auf berückende Weise zum Klingen. Mit Haydns Symphonie „Die Uhr“, Schönbergs Cellokonzert und Ligetis „Poème symphonique“ standen „drei sehr merkwürdige Stücke“ (O-Ton Kuhn) auf dem Programm.
 
Der Titel „Poème symphonique“ verheißt ein romantisches Orchesterstück, und doch spielen in diesem Anfang der 1960er Jahre entstandenen Werk nur 100 Metronome miteinander. Musik, gespielt von den „Klapperkästen“ aus dem Klavierunterricht – das läßt sich leicht als harmlose Spielerei abtun. Ligeti jedoch ging sehr geschickt ans Werk, indem er aus jedem Metronom einen Solisten machte. Sein Rezept ist denkbar einfach: Jedes Gerät auf ein unterschiedliches Tempo einstellen, gleich stark aufziehen und gleichzeitig anstoßen.
Im Teo Otto Theater standen die 100 Metronome am äußersten Bühnenrand und bekamen Starthilfe von den drei Schlagzeugern der Bergischen Symphoniker. Kaum hatten sich Hudec, Roloff und Sulzberger zurückgezogen, füllte das Tick-Tack bereits den Saal. Der erste Höreindruck: ein einziges Chaos – so ungeordnet wie prasselnder Regen oder weißes Rauschen. Doch nach einiger Zeit gewöhnte sich das Ohr, hörte wechselnde, sich verdichtende Rhythmen heraus. Man konnte den Blick über die Bühne schweifen lassen, seine Aufmerksamkeit den schnelleren oder langsameren Instrumenten widmen.
Was den mechanischen Klängen freilich abging, war dynamische Spannung – eine Stärke von Musikern aus Fleisch und Blut. Vielleicht war es gerade diese menschliche Qualität, auf die der Komponist durch ihr Fehlen hinweisen wollte. Auf die Metronom-Musik reagierten die rund 300 Zuhörer eher verhalten.
 
Deutlich kräftigeren Applaus bekam Solist Bruno Weinmeister, und zwar schon nach dem ersten Satz von Schönbergs Cellokonzert. Das 1935 uraufgeführte Werk ist weit mehr als eine Bearbeitung eines Cembalokonzerts von Matthias Georg Monn (1717-1750). Bei der Konzerteinführung dröselten Kuhn und sein österreichischer Gast die Originalität des Bearbeiters auf.
Schönberg ging frei mit der Vorlage aus der Zeit der Frühklassik um, fügte etliche Stimmen hinzu – von Piccolo-Flöte bis hin zu Kontrabaß und Celesta – und komponierte ganze Abschnitte neu. So auch die Cello-Kadenzen, die selbst einem Meister wie Pablo Casals Respekt einflößten. Bei der Remscheider Aufführung duellierte sich Weinmeister förmlich mit dem Orchester. Das ließ das erste Thema in Prunkfarben erklingen, und das Cello konterte mit harschen Bogenstrichen. Weinmeister bewährte sich als „Störelement“. Selbst Flageoletts und andere Effekte hatten nichts vom üblichen Schönklang. Bruce Collings' Posaune fuhr zusätzlich dazwischen, und im Publikum mischten sich Schmunzeln mit Applaus.
 
Ähnlich kontrastreich gestalteten Kuhn und seine Musiker die Haydn-Symphonie. Der Kopfsatz fiel aus dem klassischen Rahmen, denn statt der Grundtonart D-Dur dominierten traurig-düstere Töne. Weiter ging es mit dem „Uhren“-Thema des zweiten Satzes. Anders als bei Ligeti lief hier alles im „Tack-Tick“-Rhythmus ab. Nach einem vibrierenden Finale gab es – absolut verdient – Bravo-Rufe und tosenden Applaus.
 
Nächstes Konzert der Bergischen Symphoniker:
Beim 3. Philharmonischen Konzert am 7. November gibt es ein einziges Werk zu hören: Bruckners 8. Symphonie. Das Konzert beginnt um 19.30 Uhr. Katherina Knees hält um 18.45 Uhr einen Einführungsvortrag. Tickets gibt es ab 24 Euro, Jugendtickets für 6,50 Euro. Kartentelefon: 02191-16 26 50.
 
Daniel Diekhans
 
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